Vom Taucher zum Ozeanreporter

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Immer mehr Tauch-Gadgets ermöglichen es, die Erinnerungen an spektakuläre Unterwasserszenen mit Freunden und Verwandten zu teilen.

Wer gern große Fische in ihrer natürlichen Umgebung sieht, fängt irgendwann ziemlich wahrscheinlich mit dem Tauchen an. Bevor man aber mit Sardinen kuscheln oder Walhaien tanzen kann, ist erst einmal eine fundierte Ausbildung fällig. Und dann geht es daran, die richtige Ausrüstung zu finden. Denn wer sicher tauchen möchte, braucht auch verlässliches Tauchgerät, das einen in 20 oder 30 Metern Tiefe am Leben erhält.

Erzählt der Hobbytaucher dann daheim, dass der im Urlaub gesehene Hai „sooo groß“ war (der geneigte Leser denke sich bitte zwei weit voneinander positionierte Hände dazu), stößt er oft auf Skepsis. Das gilt umso mehr, je jünger das Publikum ist. Denn in der von Internetforen und Social Media geprägten Gesellschaft zählt so etwas nur, wenn es auch mit Fotos oder Videos belegbar ist. Und inzwischen wird auch erwartet, dass diese Aufnahmen möglichst bald auch im Internet sichtbar sind. Idealerweise noch während man unter Wasser ist. Viele Taucher kommen dem auch gern nach. Je exotischer die Location und die Meeresfauna, desto mehr „Gefällt mir“ hagelt es auf Facebook.


Preisverfall. Doch das stellte Taucher bisher vor die Frage: Soll die Fotoausrüstung teuer oder ganz teuer sein? Will man etwa eine Spiegelreflexkamera plus geeignete Objektive unterwassertauglich machen, kosten die Zubehörgehäuse locker einen signifikanten vierstelligen Eurobetrag. Doch immer öfter tauchen Gadgets für den geneigten Taucher auf, die auch mit einem Geldbeutel leistbar sind, der nicht gerade die Größenordnung des Mariannengrabens hat. Zahlreiche „Action-Cams“, Videokameras, die ursprünglich aus der Motocross-, Snowboarder- und Fallschirmspringerszene kommen, sind inzwischen auch für den Einsatz im Meer geeignet. Prominentestes Beispiel ist die aktuelle GoPro Hero3, die ab Werk bis zu 60 Meter wasserdicht ist und Fotos bis zu elf Megapixel sowie Videos bis zu 4K filmen kann (die vierfache Auflösung des Full-HD-Formats 1080p). Und auch im reinen Fotobereich tauchen immer mehr günstige Unterwasserkamera-Alternativen auf, die sich alle im niedrigen dreistelligen Bereich bewegen.

Doch um zum ultimativen Ozeanreporter zu mutieren, müsste man seine Aufnahmen gleich per Live-Video über Google Hangouts bzw. Ustream an die Gefolgschaft bringen oder die Nahaufnahme der Zahnreihen vom weißen Hai per Instagram in der Sekunde ausschicken, in der man sie macht. Diese Geschwindigkeiten bieten all die neuen Tauch-Gadgets allerdings (noch) nicht. Selbst mit dem oben vorgestellten iPhone-Gehäuse iGills SE-35 klappt das nicht, da damit der Touchscreen nicht funktioniert und nur die Möglichkeiten der vom Hersteller gebotenen Tauchcomputer-App über die Hardwaretasten ausgereizt werden können.

Ruhe. So schnelllebig die digitale Welt geworden ist, unter Wasser tickt sie noch etwas langsamer. Tauchen ist für viele Entspannung und das Ausblenden des hektischen Alltags. Aber da Technologie für diese Sportart seit ihrem Entstehen ein wichtiger Faktor war, gibt es auch hier immer wieder Taucher, die gern das Neueste vom Neuen ausprobieren wollen. Daher ist es nicht undenkbar, dass demnächst so manches Facebook-Fotoalbum oder so mancher Instagram-Account bereits befüllt werden wird, bevor der Benutzer noch überhaupt aufgetaucht ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2013)

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