CES: Elektronikbranche feiert Neujahr in Las Vegas

(c) EPA (Andrew Gombert)
  • Drucken

In den USA treffen sich Samsung, Sony, LG und Co. Anfang Jänner traditionell zur größten Branchenmesse und zeigen die Geräte-Highlights des kommenden Jahres.

Las Vegas. Die Casinostadt im Herzen Nevadas ist von 7. bis 10. Jänner wieder Schauplatz der größten Messe für Unterhaltungselektronik. Sie gilt als Gradmesser für die Trends des Jahres und lockt alljährlich mehr als 100.000 Fachbesucher und Journalisten an. Im Unterschied zur Internationalen Funkausstellung in Berlin bleiben die Tore für private Besucher verschlossen. Dennoch sind die Hallen zum Bersten voll, wenn Samsung, Sony, LG und Co. ihre Neuigkeiten präsentieren.

Der Schwerpunkt liegt dabei traditionell auf Heimelektronik, im Speziellen auf Fernsehern, und die Hersteller rittern mit Superlativen um die Aufmerksamkeit der Besucher: Seien es Bildschirmdiagonalen von mehreren Metern, sei es eine Displayauflösung, die ein Vielfaches von High Definition bietet. Ultra HD nennen die Firmen die vierfache HD-Auflösung, die heuer die Produktpräsentationen beherrscht. Die Analysten sind nach dem ausgebliebenen 3-D-Hype skeptisch. „Das Fernsehgerät kann viel mehr Pixel zeigen, aber die meisten Zuschauer werden den Unterschied gar nicht merken können“, sagt Forrester-Analyst Frank Gillet.

Gesundheit gegen Privatsphäre

Auf der CES macht sich auch ein anderer Trend bemerkbar: kleine tragbare Geräte in Form von Armbändern, Gürteln oder Clips, die über Sensoren jede Regung ihres Trägers registrieren und auswerten. Was wie eine Horrorgeschichte von George Orwell klingt, soll Fitness und Gesundheit dienen.

Shawn DuBravac, Chefökonom des Messeorganisators Consumer Electronics Association, versucht, die Vorbehalte zu zerstreuen. „Ich stelle mir aber manchmal die Frage, ob Privatsphäre nicht eine Anomalie ist“, sagt DuBravac mit Hinweis auf die Kleinstadt aus vergangenen Tagen, in denen auch jeder über jeden Bescheid gewusst habe. „Wenn ich bessere Benutzbarkeit durch das Teilen meiner Daten erreichen kann, ist das doch ein fairer Tausch.“

Neben einer Flut an Uhren und Armbändern für Hobbysportler, die Puls, Trittfrequenz und andere Daten sammeln, um verbrannte Kalorien anzuzeigen und persönliche Statistiken zu erstellen, befassen sich immer mehr der kleinen Geräte mit traditionellen Gesundheitsthemen. Etwa ein etwas futuristischer Gürtel von Qardio, der ein vollständiges EKG erstellt und drahtlos an das Smartphone sendet bzw. direkt dem Arzt übermittelt.

Oder eine Zahnbürste, die dem Smartphone mitteilt, wie viel Belag entfernt worden ist. Möglich wird der enorme Boom der „smarten“ Helfer durch immer günstigere Sensoren. Auch Sporttracker widmen sich zunehmend speziellen Einsatzgebieten. Etwa kleine Sensoren, die am Handschuh angebracht den Schwung eines Golf- oder Tennisspielers aufzeichnen und analysieren. Auch große Hersteller wie Sony bieten solche Spielereien an. Passend dazu wird es von Sony eine App geben, die eine Skurrilität salonfähig macht: In einem „Lifelog“ laufen die Daten der sensorgespickten „Wearables“, also tragbaren Geräte, zusammen und erstellen automatisch ein penibel genaues elektronisches Tagebuch. Der Markt für klassische Unterhaltungselektronik schwächelt seit Jahren, und so greifen immer mehr betroffene Firmen den neuen Trend dankbar auf. Auch Chiphersteller Intel versucht, sich so aus der PC-Krise zu retten.

Smartphone-Zurückhaltung

Für den Wachstumsmarkt der Smartphones und Tablets gibt es auf der CES wie üblich wenig Neues. Die Hersteller halten ihre Highlights für die „Mobile World Congress“, die größte Mobilfunkmesse, Ende Februar in Barcelona zurück. In Las Vegas zeigte etwa Sony eine kleine Variante seines Flaggschiff-Smartphones, das Xperia Z1 Compact mit 20-Megapixel-Kamera, und LG ein gebogenes Flex-Smartphone. Samsung vergrößerte sein enormes Tablet-Portfolio unter anderem um Android-Geräte im ungewöhnlichen Format von 12,2 Zoll. (AFP/APA/sg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.01.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.