Sony schrumpft sich zum Handyhersteller

(c) REUTERS (YUYA SHINO)
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Der japanische Elektronikriese verkauft sein Computergeschäft und gliedert die TV-Sparte in ein eigenes Unternehmen aus. Künftiges Wachstum erwartet man sich in der Tokioter Zentrale vor allem bei Smartphones.

Tokio. Wohl kaum eine Elektronikmarke kann auf so viel Tradition zurückblicken wie der japanische Hersteller Sony. Fernsehgeräte des Unternehmens waren in den 1980er- und 1990er-Jahren der Inbegriff eines Qualitätsprodukts. Doch diese Zeiten sind schon lange vorbei. Seit Jahren leidet Sony an schrumpfenden Marktanteilen und horrenden Verlusten in einzelnen Sparten. So war das TV-Geschäft das letzte Mal im Jahr 2004 in den schwarzen Zahlen. Seither wurden 5,6 Milliarden Euro an Verlust angesammelt.

Nun zogen die Japaner die Reißleine. Der Konzern soll komplett umgebaut werden. Das Fernsehgeschäft wird noch im Sommer in ein eigenes Unternehmen ausgegliedert, um einen möglichen späteren Verkauf zu erleichtern. Vorerst sei jedoch kein Verkauf geplant, betonte das Unternehmen. Auf jeden Fall trennen will sich Konzernchef Kazuo Hirai von der verlustreichen Computersparte, die Notebooks unter der Marke Vaio vertreibt. Lange Zeit verdiente das Unternehmen daran nicht schlecht. Am Höhepunkt verkauften die Japaner fast neun Millionen Computer im Jahr. Doch der Aufstieg des chinesischen Konkurrenten Lenovo läutete den Niedergang des japanischen Herstellers ein.

„Reformen kommen zu spät“

Wie zuletzt erwartet übernimmt nun der Investmentfonds Japan Industrial Partners Sonys Computergeschäft, Sony selbst bleibt vorerst mit fünf Prozent beteiligt. Ein genauer Kaufpreis wurde nicht bekannt. Medienberichten zufolge dürfte Sony maximal 360 Millionen Euro dafür erhalten.

Die Neuerfindung des traditionsreichen Elektronikkonzerns kostet viel Geld – und Arbeitsplätze. Im laufenden Geschäftsjahr bis Ende März rechnet der Konzern mit einem Nettoverlust von 110Milliarden Yen, das sind umgerechnet 800 Millionen Euro. Bisher ist den Investoren ein Gewinn von 220 Millionen Euro in Aussicht gestellt worden. Um den Sparkurs zu verschärfen, will der Erfinder des Walkman noch einmal 5000 seiner 145.000 Mitarbeiter abbauen. Den Großteil davon außerhalb Japans.

An den Börsen wurden die Ankündigungen des Konzerns eher zurückhaltend aufgenommen. Die in Frankfurt notierte Aktie gab im Tagesverlauf um bis zu vier Prozent nach. „Die Reformen kommen viel zu spät“, sagte Masahiko Ishino, ein Analyst bei Advanced Research Japan. „Es gibt nicht viel Hoffnung, das Elektronikgeschäft wieder zum Leben zu erwecken.“

Nummer drei bei Smartphones

Die Zukunft sieht Konzernchef Hirai ohnedies in der Spielkonsole Playstation, Smartphones und Tablets. Hier sind die Wachstumsraten noch in Ordnung. Die Playstation 4 ging in den ersten sechs Wochen nach Verkaufsstart im November 4,2 Millionen Mal über den Ladentisch. Deutlich öfter als die Konsolen der Konkurrenten Nintendo und Microsoft. Auch auf dem globalen Smartphone-Markt ist Sony gut unterwegs. Die aktuelle Verkaufsprognose wurde zwar leicht nach unten korrigiert, doch im Schatten von Samsung und Apple stieg Sony mit seinen Xperia-Handys im Herbst zum drittgrößten Smartphone-Hersteller nach Umsatz auf. (Reuters/Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2014)

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