Österreich: Digitales Staatsarchiv könnte 2009 starten

(c) APA (Roland Schlager)
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Zwei getrennte Hochsicherheits-Datenspeicher sollen die österreichischen Bestände für Jahrhunderte archivieren. Als erstes soll das bestehende Staatsarchiv digital erfasst werden.

Das digitale Langzeitarchiv der Republik Österreich könnte bereits Ende 2009 in Betrieb gehen. Die Ausschreibung für das Projekt sei für die kommenden Wochen geplant, so Michael Freitter, Zuständiger im Bundeskanzleramt für E-Government, gegenüber der APA. Als erster Schritt ist die digitale Erfassung der Bestände des Staatsarchivs geplant. Alle relevanten Akten der Ministerien sollen auf Jahrhunderte hinaus gesichert werden.

Die Aktenbestände aller öffentlichen Dienststellen sollen in dem Langzeitarchiv der Republik gespeichert werden. Der Server dafür befindet sich in St. Johann im Pongau, wo der Hochsicherheits-Datenspeicher des Bundes steht. Um sicher zu gehen, werden die Daten allerdings auch noch in einem alten Atombunker in Wien Erdberg gespeichert. Dies sehen die strengen Kriterien für die Archivierung solcher Daten vor. Dazu kommt noch: Die zwei Speicher müssen in unterschiedlichen Erdbebengebieten liegen.

Nur "aufhebenswerte" Dokumente werden archiviert

Strenge Regelungen wird es geben, was die Art der Daten betrifft, die für die Ewigkeit erhalten bleiben sollen. So müssen diese auch tatsächlich für die Nachwelt von Interesse sein, immerhin handle es sich um große Mengen. Bedarf besteht in jedem Fall, man spricht derzeit von einer "Explosion der digitalen Information". Rund fünf Milliarden Dokumente werden EU-weit im Jahr produziert, allerdings sind davon nur rund 100 Millionen "aufhebenswert". Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des "Planet Consortium" (EU-Zusammenschluss unter Beteiligung mehrerer Forschungsinstitute wie ARC Seibersdorf).

Alle at-Seiten sollen ins Archiv

Bettina Kann, Leiterin des Bereichs Digitale Bibliothek der Österreichischen Nationalbibliothek, erklärt die Schwierigkeiten, die sich bei der Auswahl der Daten ergeben: "Wir können nicht wissen, was zukünftige Forscher einmal interessieren wird." Diese Fragen beschäftigen derzeit auch ihr Haus. Die Nationalbibliothek will ab kommendem Jahr die Inhalte aller WWW-Seiten, deren Adresse auf ".at" endet, für künftige Generationen archivieren.

Ein Problem bei der Archivierung digitaler Inhalte ist der Formatdschungel. So würde man die Inhalte in unterschiedlichster Form, teilweise in längst nicht mehr gängigen Dateiformaten, erhalten. Die Lösung: ISO-standardisierte Dokumentformate. Diese können auch Jahrzehnte später von Entwicklern nachgebaut werden, erklärt Andreas Ebert von Microsoft. "Open XML" geht dabei für seinen Betrieb in den Wettbewerb. Eine weitere Frage, die sich bei digitalen Inhalten stellt: "Was ist ein Original, was ist nicht ein Original?" (APA/Red.)

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