Sony schlachtet heilige Kühe

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Sony (c) Bloomberg (Tomohiro Ohsumi)
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Der japanische Elektronikkonzern scheut auf der Suche nach mehr Profit auch nicht vor einer Radikalkur zurück. Das TV-Geschäft wird in eine schlagkräftige Einheit ausgelagert.

Tokio. Jahrzehntelang kamen alle Revolutionen aus der Unterhaltungs- und Konsumentenelektronik aus Japan. Sony prägte mit Videorecordern, Bildschirmtelefonen, Laptops und dem Walkman weltweit das Geschehen. Aber die Dominanz ist Geschichte – im vergangenen Geschäftsjahr (bis März 2014) machte der Konzern 128 Mrd. Yen (rund 922 Mio. Euro) Verlust.

Es geht aber nicht mehr nur um den Verlust von Marktanteilen vor allem an die Rivalen in Südkorea. Die Situation ist so schwierig, dass Sony auch nicht davor zurückschreckt, heilige Kühe zu schlachten. Die Computersparte, mit der Sony noch vor einigen Jahren weltweit führend war, ist eine. Vor wenigen Tagen stieß der Tokioter Konzern die Sparte, die vergangenes Jahr 80 Mrd. Yen Verluste machte, ab. Die Vaio-Laptops, deren neueste Modelle gerade auf den Markt gekommen sind, tragen nicht mehr den Schriftzug Sony.

„Es tut uns leid, dass wir die Erwartungen der Aktionäre nicht erfüllen konnten“, gestand Sony-Boss Kazuo Hirai schon bei der Hauptversammlung Mitte Juni kleinlaut ein. Gleichzeitig stellte er in Aussicht, dass Sony ohne die kriselnde Computersparte schon ab 2015 wieder profitabel werden dürfte. „Wir tragen die Verantwortung für eine komplette Restrukturierung im Geschäftsjahr 2014, mit einem starken Verständnis für die Krise und ohne weitere Verzögerungen.“

Verzögerungen hat es unter Japans einst führenden Konsumelektronik-Konzernen aber schon zu viele gegeben. Sie konnten sich von alten Geschäftsmodellen nicht trennen oder diese entscheidend weiterentwickeln. Das trifft auf die Computerhersteller genauso zu wie auf Produzenten von Kameras, Spielekonsolen, Mobiltelefonen oder Fernsehgeräten. Bis zum Platzen einer Spekulationsblase Anfang der 1990er-Jahre war Japan in all diesen Sparten Weltmarkt- und Innovationsführer. Von 2000 bis 2010 halbierte sich jedoch Japans globaler Marktanteil auf zehn Prozent.

Teure Restrukturierung

Sony, vielleicht Japans bekanntestes Unternehmen, hat sich nun zu mehreren drastischen Schritten entschlossen. 135 Mrd. Yen werden in die Restrukturierung investiert. Künftig will sich das Unternehmen auf Videospiele und Konsolen, Filme und Unterhaltung, Smartphones und Tablets sowie Fernsehgeräte konzentrieren. Neben dem Verkauf der Computersparte wird das seit Jahren ebenfalls defizitäre TV-Geschäft allerdings ausgelagert, um es als kleine Einheit innovativer zu machen.

Mit seiner 4K-Technologie bietet Sony Bildschirme an, deren Auflösung viermal so hoch ist wie die von High-Definition-Modellen, womit Sony in Japan und den USA den Markt dominiert. Deshalb besteht hier Optimismus, gegen die Konkurrenz zu bestehen. Anfang Juli verkündete Masashi Imamura, der Chef der nun ausgelagerten Sony Visual Products Inc., in diesem Geschäftsjahr 16 Millionen TV-Geräte verkaufen zu wollen. Im ersten Quartal 2014 wuchs der Umsatz immerhin schon um 30 Prozent auf 200 Mrd. Yen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2014)

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