Früher Erfolg kann auch gefährlich sein

Oliver Lukesch hat nach Weavly das Start-up Avuba gegründet.
Oliver Lukesch hat nach Weavly das Start-up Avuba gegründet.Sophie Hechinger
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Sie wollten Usern ermöglichen, YouTube-Videos und Musik kreativ zu vermischen. Doch ein verfrühter Launch und zu wenig Gedanken über die Zielgruppe haben den Erfolg verhindert. Was wurde eigentlich aus Weavly?

Das Abschlussprojekt war einfach nicht gut. Schon an der Universität (Studium Mediendesign) hat sich Oliver Lukesch gern mit dem Thema Media-Mash-up beschäftigt. Dem Gedanken, wie man es Menschen ermöglicht, zwei Elemente im Netz (etwa Musik und Video) kreativ und einfach miteinander zu verbinden. Und irgendwie gefiel ihm die Idee, sein Abschlussprojekt nach dem Studium fortzuführen.

Aber da war noch der Plan, an der Fachhochschule in St. Pölten weiterzustudieren. Was er dann auch ein paar Monate tat, bis er begriff, dass es für ihn anders weitergehen sollte. Das Studium war dann ganz schnell beendet.

Mit dieser Vorgeschichte wurde das Start-up Weavly gegründet– mit Lukesch und zwei Co-Foundern, die er während seiner Zeit als Gründer und Herausgeber des Magazins „Subtext“ kennengelernt hatte.

Was auf der Uni Theorie war, wurde nun in der Praxis umgesetzt. Den Usern sollte es möglich sein, animierte Gifs (später auch YouTube-Videos) und Musik der Plattform Soundcloud miteinander zu vermischen, ohne eine Software installieren zu müssen. Ein witziges Tool, um sich kreativ auszuleben: Ein kurzes Video von Batmans Kumpan Robin, der die Hüften zu „I'm sexy and I know it“ schwingt, eine Salatfigur, die zu „Stayin' Alive“ tanzt, all das sollte mit Weavly möglich sein.

2011 entwickelten Lukesch und seine Kollegen eine erste Version, bekamen Förderungen und wurden bereits 2012, in einer sehr frühen Phase, quasi zum Ritter geschlagen: Weavly wurde ins Start-up-Accelerator-Programm „Startupbootcamp“ in Berlin aufgenommen.

„Eine extrem spannende Erfahrung“, wie Lukesch heute sagt. Die Medien in Deutschland und Österreich berichteten wohlwollend, überall gab es Lob, das Team zog nach Berlin, man glaubte, es zu schaffen.

Doch es sollte anders kommen. Unter dem „Peer Pressure“ im Bootcamp, sagt Lukesch, „haben wir schon sehr früh eine erste Version von Weavly gelauncht.“ Das sei im Nachhinein betrachtet ein Fehler gewesen.

„Die erste Version entstand auf Basis dessen, was wir dachten, dass den Usern gefällt“, erzählt Lukesch. Es gab keine Umfragen, wenige Gespräche, nur die Idee – und die sollte so schnell wie möglich hergezeigt werden. Mit dem Effekt, dass Weavly zwar angenommen wurde, sich die User dort aber auf Dauer nicht hielten. So begann das leidige Spiel: Lukesch und seine Kollegen bauten ein paar Features ein, änderten das Design – die User probierten Weavly aus und verließen die Seite auch alsbald wieder. „Wir haben es nie geschafft, eine Community zu bilden“, sagt Lukesch.

Wer sind die User von Weavly? Ein Grundsatzproblem, das nie richtig gelöst wurde: Man wusste nicht, wer die potenziellen User sein könnten. Lehrer? Sportler? Da konnte auch das Bootcamp nicht helfen.

Heute sieht Lukesch solche Programme als ein zweischneidiges Schwert: „Man muss sich immer fragen, in welchem Stadium man an so etwas teilnimmt“, sagt er. Wenn die Eckpfeiler des Start-ups, die Grundidee bereits stehen würden, dann sei das Bootcamp eine Hilfe, „weil es ein irrsinnig gutes Netzwerk hat“. Sind diese Dinge nicht geklärt, helfe das Netzwerk auch nichts. Bei Lukesch und seinen Kollegen kam noch hinzu, dass sie sich von den Förderungen kaum selbst Geld ausgezahlt hatten. Im Sommer 2013 gaben sie das Projekt auf.

Neuer Start mit Avuba. Nur um sich neuen Ideen zuzuwenden. Während seine Kollegen wieder in Wien im Software-Bereich tätig sind, hat Lukesch mit Avuba ein neues Start-up im Mobile-Banking-Bereich gegründet. Mit Avuba kann Geld per SMS und ohne TAN überwiesen werden.

Seinen neuen Co-Founder hat er in Berlin kennengelernt, beide wollten mit ihrem neuen Start-up „einmal ein Problem lösen, das die Menschen wirklich beschäftigt“. Mittlerweile läuft Avuba erfolgreich in Berlin, „weitaus besser als Weavly“, fügt er hinzu. Weavly ist übrigens noch immer online zu finden – für alle, die damit arbeiten wollen. Gewartet wird es allerdings nicht mehr.

Weavly

2011 gründeten Oliver Lukesch und zwei Kollegen das Start-up Weavly. User sollten mit Weavly animierte Gifs und Musik zu Kurzvideos kombinieren können.

2012 wurde Weavly im Berliner Start-up-Accelerator „Startupbootcamp“ aufgenommen.

2013 beendeten Lukesch und seine Kollegen die Arbeit an Weavly.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2014)

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