Wearables: Smart, aber unausgereift

(c) REUTERS (FABRIZIO BENSCH)
  • Drucken

Smarte Uhren und Armbänder sind auf der IFA ein großes Thema. Die Technologie steckt aber noch in den Kinderschuhen.

Sonys Lifelog ist eine App, die interessante Einblicke in jene Daten bietet, die bei der Nutzung von Smartphones täglich anfallen. Sie zeigt jedes Detail des persönlichen Tagesablaufs: Wann ist man zur Arbeit gefahren, wann hat man welche Fotos gemacht, wie viele Minuten oder Stunden auf Facebook verbracht, welche Musik gehört und wann mit wem kommuniziert. Angesichts der jüngsten Entwicklungen rund um Überwachung und Datenschutz eine beinahe beängstigende App. Aber Sony ist sich sicher: Das ist die Zukunft. Und sogenannte Wearables werden diese persönliche Datensammlung noch nahtloser machen. Armbänder zeichnen auf, wie viele Schritte getätigt werden, wie viele davon gelaufen wurden, wie viele Treppen man gestiegen ist und sogar wie viel Sonnenlicht man genossen hat. Droht womöglich ein Sonnenbrand? Wie gesund war die letzte Nachtruhe? Selbst auf solche Fragen wollen die Accessoires Antworten parat haben.



Google oder Samsung? Die Lösungen der Hersteller sind in einigen Punkten sehr unterschiedlich, und viele kleine Erstaunlichkeiten zeigen: Wearables sind eindeutig noch ein Experimentierfeld. Im Groben teilen sich die neuen Geräte in zwei Lager: die Fitness-Armbänder, die nicht notwendigerweise für Sportler gemacht sind, und die Smartwatches, die den Alltag generell erleichtern sollen. Sony hat bereits 2007 eine der ersten „smarten“ Uhren auf den Markt gebracht. Auf der Elektronik-Messe IFA in Berlin wurde nun das dritte Modell präsentiert. Es ist Sonys erster Versuch mit Android Wear, Googles Betriebssystem für solche Geräte. Die Funktionalität ist noch sehr eingeschränkt, und die Hersteller warten noch auf die zündende Idee der App-Entwickler, die die Smartwatches zum unverzichtbaren Begleiter machen soll. Derweil können über Sprachbefehle SMS verschickt werden, Termine werden angezeigt, das Wetter und die schnellste Route. Samsung setzt bei seiner neuen Gear S auf das eigene Betriebssystem Tizen, das bereits auf früheren Samsung-Smartwatches eingesetzt wird. Der Grund liegt auf der Hand: Für Tizen gibt es bereits zahlreiche Partner für Apps und Inhalte. Noch ist Tizen also quasi fortschrittlicher als Googles Android Wear – lange wird das aber nicht so bleiben.

Sonys Smartwatch ist sehr einfach gehalten. Andere Hersteller versuchen mit mehr oder weniger innovativen Extras auf die vielen Problemfelder der jungen Gerätekategorie zu reagieren. Samsung etwa will mit David Hasselhoff als Aushängeschild daran erinnern, dass es cool ist, mit dem eigenen Handgelenk zu reden. Die Gear S hat außerdem eine SIM-Karte. Das hat den Vorteil, dass die Verbindung zum Smartphone nicht zwingend ist. Es hat den Nachteil, dass neben den SIM-Karten in Smartphone und Tablet eine dritte notwendig wird.

Andere Hersteller kümmern sich vor allem um das Problem, dass Smartwatches nach wie vor weder dezent noch elegant aussehen. LG zeigte auf der IFA nach Motorola ein Modell mit rundem Display. Auf den Produktfotos ist die G Watch R kaum von einer herkömmlichen Herrenuhr zu unterscheiden. In der Praxis ist die G Watch R jedoch ebenfalls grob und wuchtig. Besser gelungen ist dieses Designkunststück Asus. Die Zen Watch ist das erste überraschend schmale und schlanke Modell. Ein helles Lederarmband und ein leicht gebogenes Display sorgen für eine recht alltägliche, klassisch-elegante Optik.

Compliance-Hinweis: „Die Presse“ war auf Einladung von Sony in Berlin.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Samsung Galaxy Gear VR
Innovationen

Virtual-Reality-Brille: Ein Ausflug in die "Matrix"

Samsungs "Galaxy Gear VR" verwandelt das Smartphone in ein Portal zu realistischen Traumwelten, die nur aus Bits und Bytes bestehen.
Innovationen

Smarte Zukunft: Wearables noch großes Experimentierfeld

Smarte Uhren und Armbänder sind auf der IFA ein großes Thema. Die Technologie steckt aber noch in den Kinderschuhen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.