Apple bleibt Innovationen schuldig

Apple CEO Tim Cook speaks during a presentation at Apple headquarters in Cupertino
Apple CEO Tim Cook speaks during a presentation at Apple headquarters in CupertinoREUTERS
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Apple hat sein neues iPad Air 2 und iPad Mini 3 vorgestellt. Die Euphorie, die es bei den iPhones gab, blieb dieses Mal jedoch aus.

Nun ist es vollbracht. Apple-Chef Tim Cook hat die gesamten Topmodelle aus allen Gerätesparten für das kommende Jahr vorgestellt. Mit dem am Donnerstag vorgestellten iPad Air 2, dem iPad Mini 3 sowie dem mit einer Auflösung von 5120 mal 2880 Bildpunkten ausgestatteten iMac 5K und dem Mac Mini wurde das gesamte Sortiment präsentiert.

Doch die Vorstellung der Apple-Produkte ist von den rückläufigen Verkaufszahlen des letzten halben Jahres überschattet. Auch die erst kürzlich von zwei voneinander unabhängigen Marktforschungsinstituten nach unten revidierten Prognosen zu den Tablet-Verkaufszahlen 2014 tragen ihren Teil dazu bei. Apples Hoffnung ruht zur Gänze auf den neuen iPads und iMacs. Doch nach der Vorstellung vergangenen Donnerstag bleibt der große Jubelschrei in der Tech-Welt aus. Analysten und Medien zeigen sich enttäuscht. Es fehle Apple an Innovationen, die den hohen Preis für die Geräte rechtfertigen würden. Der Nachfolger von Steve Jobs konnte in den Augen der Experten bislang nicht überzeugen.

Es fehlt der Visionär. Der 2011 verstorbene Jobs war ein Perfektionist und dafür bekannt, dass jede Entscheidung das Unternehmen betreffend allein bei ihm lag. Produkte mussten in seinen Augen perfekt sein, damit sie auch wirklich für marktreif erklärt wurden. War dies nicht der Fall, wurde das ganze Projekt zurück auf Anfang gesetzt. Durch diesen Anspruch an sich und seine Mitarbeiter machte er sich zwar keine Freunde, aber dafür Apple zum erfolgreichsten Technikunternehmen. Doch Tim Cook ist erwartungsgemäß nicht Steve Jobs.

Finanziell ist es um Apple alles andere als schlecht bestellt, aber seit drei Jahren ist ein kontinuierliches Abebben des Hypes festzustellen. Die nun vorgestellten Produkte unterscheiden sich nur kaum von den Geräten aus dem Vorjahr. Die aktualisierte Technik der iPads und iMacs mag man zwar ganz nützlich finden, aber das Gerät ist, sobald es auf dem Markt ist, maximal zwölf Monate aktuell. Dass sich das in den Verkaufszahlen niederschlägt, überrascht daher nicht. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2014 erreichten die iPad-Verkaufszahlen ein Allzeithoch und überschritten die 25-Millionen-Marke. Doch seitdem sinken die Verkaufszahlen. Im darauffolgenden Quartal waren es „nur“ noch 16,35 Millionen, und im letzten Quartal sanken die Verkaufszahlen auf 13,3Millionen Einheiten.

Das Weihnachtsgeschäft wird erwartungsgemäß wieder einen Aufschwung bringen, aber voraussichtlich nicht auf Dauer zu hohen Verkaufszahlen beitragen. Außerdem hat Google erst am Mittwoch seine neuen Nexus-Produkte vorgestellt. Der große Vorteil des Unternehmens, das durch seine Suchmaschine groß wurde, liegt eindeutig im Preis für die Geräte. Technisch sind das iPad Air 2 und Nexus 9 als relativ gleichwertig anzusehen. Doch während das Nexus 9 in seiner günstigsten Version bereits für 399Euro erhältlich ist, verlangt Apple für sein iPad Air 2 mit ähnlicher Ausstattung knapp 490 Euro.

Aber auch andere Hersteller, sei es auf Windows-, sei es auf Android-Basis, haben noch nicht den Nerv der Kunden getroffen. Einer Studie des Marktforschungsinstituts IDC zufolge sehen Nutzer bislang noch keine praktische Verwendung von Tablets in ihrem Alltag. Auch Apple scheint hier seiner zugeschriebenen Vorreiterrolle noch nicht gerecht geworden zu sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2014)

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