Mit Google ins Netz: Frontalangriff auf Microsoft

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Die Suchmaschine bietet einen eigenen Web-Browser an und greift Microsoft in seinem erklärten Stammgebiet frontal an.

Mountain View (mac/ag.). Ungewöhnlich still hat der Internetgigant Google seinen jüngsten Schlag gegen Microsoft ausgeführt. Dabei hätte man erwarten dürfen, dass die Google-Gründer persönlich der Welt „Chrome“, den ersten Web-Browser aus ihrem Hause, vorstellen würde. Grund für die Zurückhaltung war eine Panne: Aus Versehen hatte das Unternehmen ein Webcomic im Netz veröffentlicht, in dem die Vorzüge des neuen Programms gegenüber Microsofts Internet Explorer gepriesen werden. Damit war die Katze aus dem Sack, seit Dienstag ist der Web-Browser zum Download verfügbar.

Damit greift Google Microsoft in seinem erklärten Stammgebiet frontal an. Mit über 90 Prozent Marktanteil am Browsermarkt (ein Browser ist das Programm, mit dem ein Nutzer Zugang zum Internet bekommt), schien der Internet Explorer von Microsoft noch vor wenigen Jahren unantastbar. Mittlerweile verlaufen die Fronten nicht mehr so klar. Microsoft hält zwar noch 75 Prozent des Marktes, das Open-Source-Programm Firefox hat mit knapp 20 Prozent aber stark aufholen können. Spätestens jetzt dürfte es für Microsoft-Boss Steve Ballmer an der Zeit sein, sich ernsthafte Gedanken zu machen, denn ein Konkurrenzprodukt von Google ist nur selten auf die leichte Schulter zu nehmen.

Ballmer wehrt sich nach Kräften

Auf dem Online-Werbemarkt hat Google ohnedies klar die Nase vorn, mit einem starken Browser könnte der Konzern seine Anhängerschaft noch vergrößern. Offiziell war die derzeit verfügbare „langsame und unsichere“ Software Grund für die Entwicklung von Chrome, sagt Google. Hinter den Kulissen dürfte aber auch die Sorge, dass Microsoft über den Internet Explorer zu viele Nutzer an die eigene Suchmaschine binden könnte, entsprechenden Einfluss auf die Entscheidung gehabt haben, schreibt das „Wallstreet Journal“. Microsoft wird das Feld jedoch nicht kampflos räumen. Seit einigen Tagen ist die zweite Testversion des „Internet Explorers 8“ in Internet verfügbar. Auffälligstes Merkmal ist das „InPrivateBrowsing“, das es den Nutzern ermöglicht, persönliche Daten zu verbergen. Laut Beobachtern könnte das wiederum Googles Geschäft mit kontextbezogener Werbung empfindlich stören. Doch auch Googles Chrome dürfte eine ähnliche Funktion anbieten.

www.Download: www.google.com/chrome

auf einen blick

Webcomic:www.google.com/googlebooks/chrome/■Google bietet mit Chrome einen eigenen Internetbrowser an– bisher eine klare Domäne von Konkurrent Microsoft.
Der wehrt sich und stellt einen verbesserten Internet Explorer vor.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2008)

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