Venionaire: "Wir sind kleine Leuchttürme"

Neben Speed Invest 2 geht mit Venionaire bald ein weiterer österreichischer Venture Capital Fonds mit Fokus Start-ups an den Start. Angepeiltes Investitionsvolumen: 100 Millionen Euro. Das steigert die Attraktivität des Standortes Wien.

Eineinhalb Jahre hat sich Berthold Baurek-Karlic auf diesen Schritt vorbereitet. Bald ist es soweit. Der Mann, der mit 27 der jüngste Wertpapierfirmengeschäftsführer Österreichs war (bei Trans Europe Financials), hatte immer schon eine Schwäche für Start-ups. Mit Course Ticket war er auch am Aufbau eines erfolgreichen Start-ups beteiligt.

Doch mit dem Coup, den er jetzt gelandet hat, wird er noch für viel Aufmerksamkeit sorgen. Baurek-Karlic hat mit Venionaire einen Venture Capital Fonds in einer Größenordnung aufgestellt, mit der bisher in Österreich nur zwei Fonds annähernd mithalten können. Speed Invest 2, der nächste Woche sein Closing zelebrieren und das gesammelte Volumen bekannt geben wird (angekündigt wurden zwischen 50 und 100 Mio. Euro), und der staatliche AWS Gründerfonds mit einem Volumen von 65 Mio. Euro.


Investition für Superreiche. Baurek-Karlic hat für Venionaire von rund 50 größtenteils institutionellen Investoren wie Banken, Versicherungen, Stiftungen und einigen milliardenschweren Unternehmerpersönlichkeiten in Summe 100 Mio. Euro eingesammelt, die er nun in Start-up-Beteiligungen stecken will. Jeder Investor von Venionaire hat eine Summe von im Schnitt zwei Mio. Euro in den Fonds investiert. Eine bis fünf Mio. Euro sollen in jedes finanzierte Start-up fließen.

Das Closing des Fonds ist für den Frühsommer geplant. Bis dahin müssen noch einige Zusagen vertraglich fixiert werden. Fokussieren wird sich der VC-Fonds auf Tech-Start-ups, deren Schwerpunkte in Automation, Analytics, Big Data, Scientific Computing oder Robotics liegen. „Wobei uns fast egal ist, in welcher Industrie die Technologie zur Anwendung kommt“, sagt Baurek-Karlic. Ausschließen würde der Fonds nur ethisch bedenkliche Bereiche wie Verteidigung oder Glücksspiel sowie bio- und medizintechnische Start-ups – für die brauche es größere Fonds mit längeren Laufzeiten. Bei Venionaire beträgt die Fonds-Laufzeit acht, maximal zehn Jahre.

Dabei ist nicht alles von der Gründung bis zum Exit klar definiert: „Ein Anwendungsfall in einer bestimmten Industriesparte ist spannend, das muss aber nicht heißen, dass das Start-up dort auch seinen Exit macht.“ Baurek-Karlic hofft, dass Venionaire zu einem Technologie-Hub mit Hebelwirkung wird, in dem sich die verschiedenen Start-ups gegenseitig auf die Sprünge helfen. Und er hofft, dass der Fonds Old und New Economy verbindet, also zwischen etablierten und jungen Unternehmen Kooperationen entstehen lässt, die das Wachstum auf beiden Seiten beschleunigen.


Wachstumsphase. Venionaire ist bereits in einigen namhaften Start-ups investiert, darunter Chatgrape, das eine Software für interne Firmenkommunikation anbietet. Oder auch Hardware-Start-ups (siehe dazu auch Artikel oben) wie Egosports, das den ersten Elektromotor zur flexiblen Montage auf Sportfahrrädern entwickelt hat. Seit seiner Gründung 2012 hat Venionaire für Unternehmen bereits Transaktionen mit einem Volumen von 350 Mio. Euro gemanagt. Der Fonds, der seinen Sitz in Luxemburg hat, legt seinen Schwerpunkt auf Start-ups in der Wachstumsphase (Series A) und die darauf folgenden Finanzierungsrunden. Nur etwa zehn Prozent sind für Seed-Finanzierungen zurückgelegt. Baurek-Karlic hofft, dass sein Fonds dazu beitragen wird, Österreich als Start-up-Zentrum auf der internationalen Landkarte zu positionieren. „Wir sind kleine Leuchttürme“, sagt er und meint damit Venionaire und seine Kollegen von Speed Invest 2. Venture-Capital-Fonds mit einem international wettbewerbsfähigem Volumen können dazu beitragen, dass Know-how und Innovationen aus Österreich nicht ins Ausland abfließen und damit den Wirtschaftsstandort Österreich stärken. Um das wirklich zu gewährleisten, brauche es aber sicher noch zehn weitere VC-Fonds in dieser Größenordnung, meint Baurek-Karlic. Viele Start-ups scheitern, weil sie noch nicht das Format haben, einen internationalen VC-Fonds anzuziehen, es aber in Österreich nicht genügend Risikokapital gibt.

Zwar bleiben die meisten dieser Investoren, die sich an Fonds wie Venionaire beteiligen, vornehm im Hintergrund. Sie haben aber erkannt, dass es durchaus Sinn macht, bei einem kleinen Teil des Investitions-Portfolios auf Start-ups zu setzen. Das ist riskant. Ist der Fonds aber breit gestreut, ist es verantwortbar und wirft im Erfolgsfall Renditen ab, von denen Investoren sonst nur träumen können.

Fakten

Venionaire legt einen Venture Capital Fonds für deutsche und österreichische Start-ups auf. Angestrebt wird ein Investitionsvolumen von 100 Mio. Euro.

Team. Hinter Venionaire stehen Gründer Berthold Baurek-Karlic sowie der Investmentbanker Martin Steininger. Als Berater fungieren u.a. TV-Moderator Christian Clerici und IT-Experte Andreas Tomek.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2015)

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