China baut neues GPS-Netz und Riesenrakete

„Compass“-System als Rivale für bestehende Satellitennavigation.

PEKING/WIEN (ag/wg). Die unaufhaltsam voranschreitende Weltraummacht China baut ihre wirtschaftlich-strategische Position in der Raumfahrt weiter aus: In der Nacht auf Mittwoch brachte China den zweiten Navigationssatellit der „Compass“-Serie ins All – bis 2015 sollen noch 28 folgen. China hätte dann neben den USA („GPS“), Russland („Glonass“) und Europa („Galileo“) ein eigenes satellitengestütztes Navigationssystem im All.

Das System solle präzise Ortsangaben unter anderem fürs Verkehrswesen, die Suche nach Bodenschätzen, den Katastrophenschutz und die öffentliche Sicherheit liefern, sagte ein Sprecher der chinesischen Raumfahrtagentur. Experten der Materie gehen einerseits davon aus, dass China sich damit auch weltweit einen Anteil am zivilen Satellitennavigationskuchen herausschneiden will (Stichwort etwa Navi-Computer für Autos); andererseits wird betont, dass GPS-Systeme auch vielfältig militärisch nutzbar sind, etwa zur Steuerung von Bomben und Marschflugkörpern.

Willkommen in der Oberliga

In dem Kontext bedeutsam ist die jüngst bei der Luftfahrtshow in Zhuhai bei Macao erfolgte Vorstellung eines neuen, riesigen Raketenmodells: Die „Langer Marsch 5D“ soll ab etwa 2014 Lasten bis 25 Tonnen in niedrige Orbits und 14 Tonnen in letztlich geostationäre Bahnen (36.000 Kilometer) bringen. Zudem soll sie mehrere Lasten gleichzeitig tragen können. Damit hätte China erstmals eine Rakete, die nutzlastmäßig in der obersten Liga mitspielen kann, als Konkurrenz etwa zur „Ariane-5“ der Europäer und zur „Proton“ der Russen.

Sie dürfte auch für Chinas Militär interessant sein, das schon lange auf Möglichkeiten zum multiplen Transport von Killersatelliten und geostationären Kommunikationssatelliten drängt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Weltjournal

Raumfahrt: Erfolgreicher Start für Galileo-Satellit

Wiener Firma lieferte wesentliche Bauteile.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.