Runder Klang und langer Atem

Der Momentum Wireless ist in Elfenbein oder Schwarz erhältlich.
Der Momentum Wireless ist in Elfenbein oder Schwarz erhältlich.(c) Sennheiser
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Der kabellose Sennheiser Momentum Wireless mit Geräuschunterdrückung präsentiert sich als Kopfhörer für Erwachsene – im Design, im Klang, aber auch im Preis.

Manchmal signalisiert das Design perfekt den Charakter eines Produkts. Der Sennheiser Momentum ist so ein Fall. Besonders die Ivory-Variante in der (vor Kurzem noch) topaktuellen Farbkombination aus Braun und Cremeweiß wirkt zeitlos edel, ohne zu protzen. Obwohl Plastik ist die Verarbeitung der ohrumschließenden Schalen vertrauenserweckend, die Lederpolster sind angenehm weich. Der Bügel sitzt allerdings nur auf zwei Schienen am Kopf, was die Bestnote im Tragekomfort kostet. Ob der relativ leichten Bauweise spürt man den Druck im Scheitel aber nur, wenn man drauf achtet. Insgesamt sitzt der Kopfhörer sehr gut – zumindest, solang man keine ruckartigen Bewegungen macht. Der Momentum Wireless ist eher für den Lehnstuhl im Wohnzimmer oder den Sitz im Flugzeug – bevorzugt Businessclass – gedacht, als für die Joggingrunde. Geht man gemächlich, so kann man sich damit durchaus auch auf der Straße sehen lassen. Das Design ist dezent und passt auch Erwachsenen.


Langzeittauglich.
Was auch für den Klang gilt, den man am besten mit „vollmundig“ beschreiben kann. Die Bässe sind satt, ohne den Rest der Musik zu überdröhnen – für Hardcore-Hip-Hop-Fans gibt es andere Modelle. Wer sich analytische Auflösung erwartet, mag ebenfalls enttäuscht sein. Nicht, dass der Momentum Details unterschlägt, aber er ist in seiner gesamten Abstimmung eher für Genießer gedacht, die Musik als Ganzes wahrnehmen wollen. Ermüdungsfreies Hörvergnügen ist sein Metier. Langzeittauglich ist auch der Akku, der bis zu 22 Stunden durchhält. Und das, obwohl neben Bluetooth auch die Geräuschunterdrückung arbeitet. Das bekannte Noise Cancelling (bei Sennheiser Noise Gard genannt) eliminiert unerwünschte Geräusche durch gegengleiche Signale. Wie bei Mitbewerbern ist Noise Guard bei tiefen Frequenzen sehr effektiv, filtert aber Sprache nicht hundertprozentig – je nach Situation ein Vor- oder Nachteil. Großes Plus: Im Gegensatz zu vielen anderen Noise-Cancelling-Modellen wirkt sich die Geräuschunterdrückung nicht negativ auf die Dynamik der Musikwiedergabe aus. Nur ohne Signal ist ein leises Rauschen wahrnehmbar. Der Momentum Wireless kann auch via Kabel betrieben werden. Dann (und kurioserweise nur dann) ist Noise Gard auch deaktivierbar. Die Auswirkung auf die Musik ist gering, nur scheint es, dass die Noise-Gard-Elektronik die Eigenheiten des geschlossenen Gehäuses ausgleicht und den Klang noch einen Tick harmonischer macht.
Wie oft drücken? Weniger harmonisch ist das Bedienen der vielen Funktionen (der Wireless ist auch ein vollwertiges Handy-Headset). Das Pairing mit oder ohne NFC klappt ganz gut, auch mit mehreren Geräten gleichzeitig. Bei den Bedienelementen wurde allerdings gespart, sodass Settings via Mehrfachdrücken durchzuführen sind. Eine Audioansage erleichtert die Orientierung nur teilweise und ist auch nur im Bluetooth-Modus verfügbar. Praktisch: Auch die ungefähre Akku-Restzeit wird angesagt.

Der größte Kritikpunkt ist aber der Preis von 450 Euro, der zwar nicht unangemessen ist, aber angesichts der sehr dichten Konkurrenz ist der Momentum Wireless damit kein Preis-Leistungs-Tipp. Abschließend sei als Alternative der als On-Ear-Kopfhörer konzipierte kleine Bruder erwähnt. Der reisefreudiger und um 100 Euro billiger ist. Allerdings muss man dafür sowohl im Klang als auch beim Tragekomfort Abstriche machen, sodass in Summe der Over-Ear die bessere Wahl ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2015)

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