Musikserver im Miniformat

Unerwartet viel Platz in dem kleinen Kästchen.
Unerwartet viel Platz in dem kleinen Kästchen. Auralic
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Egal, aus welcher Quelle, der unscheinbare Aries Mini von Auralic bringt digitale Musik perfekt auf jede Anlage. Nur seine App ist bezüglich Endgerät sehr wählerisch.

Die Gretchenfrage des digitalen Musikzeitalters: Wie die Files von Festplatte aus dem Internet am besten zur Hi-Fi-Anlage bringen? Auralic gibt mit dem unscheinbaren Aries Mini eine umfassende Antwort. Im Gegensatz zum optisch auffällig/eigenwilligen, dreimal so teuren Vorgänger ist der Mini äußerlich höchst unspektakulär. Dafür lässt sich die in Weiß oder Schwarz verfügbare, unscheinbare Plastikbox, die etwa so groß und ca. dreimal so hoch wie eine CD-Hülle ist, praktisch überall unauffällig platzieren.

So sehr Design und Dimensionen reduziert wurden, so sehr hat sich der Funktionsumfang erweitert: Der Aries Mini dient nicht nur wie sein Vorgänger als Brücke zwischen Netzwerkfestplatte und D/A-Wandler, der die digitalen Daten wieder in analoge Signale umwandelt. Der Mini hat einen D/A-Wandler bereits integriert und kann somit digitale Musikfiles (bis 384Khz/32Bit bzw. DSD256) für jeden Verstärker verdaulich aufbereiten.

Und das macht er ausgezeichnet. Der integrierte D/A-Wandler, ein ESS Sabre, lässt kaum Wünsche offen und erweist sich im Test einem Cambridge Audio DacMagic Plus durchaus ebenbürtig, zumal der Nutzer zwischen vier Einstellungen wählen und so den Klang in Nuancen noch anpassen kann. Trotzdem steht auch ein Digitalausgang zur Verfügung, um externe Wandler zu nutzen. Praktisch: Die Lautstärke ist auch via Digitalausgang regelbar.

Allround-Talent. Neben WLAN steht ein USB-Eingang für externe Festplatten zur Verfügung, und als besonderer Clou findet sich sogar ein leerer Schacht für eine 2,5-Zoll-Festplatte, um den Mini zu einem autarken Musikserver aufzurüsten. Wer der eigenen Musiksammlung überdrüssig ist, kann via vTuner auf Internetradio zugreifen oder Streamingdienste abrufen, wobei nur Tidal, Quobuz und WiMP unterstützt werden, die Musik auch in echter CD-Qualität bieten. Abgesehen von dieser bevormundenden Einschränkung ist die Auswahl an Quellen und Diensten sehr komplett und umfasst Airplay und Bluetooth mit Apt-X, damit Hausherr oder Gäste auch einfach Musik von Smartphone oder Tablet abspielen können. Damit lassen sich quasi über die Hintertür auch reine MP3-Streaming-Dienste wie Spotify und Co. einbinden.

Eine Lösung wie der Aries Mini steht und fällt mit der App. Diese (Lightning DS) wird zwar gelobt, hat aber einen entscheidenden Nachteil: Sie ist nur für iOS verfügbar. Genauer gesagt nur für iPads, selbst iPhones oder iPod touch dürfen nicht mitspielen. Für Android gibt es nur eine Betaversion, mit der sich zwar die Grundfunktionen steuern lassen, die aber in wichtigen Bereichen unfertig ist.
Das Set-up auf dem iPad erfolgt mangels einer genauen Anleitung etwas im Blindflug, funktioniert aber letztlich problemlos. Die App hält im Wesentlichen, was sie verspricht, und erlaubt unkompliziert raschen Zugriff. Die gewählte Schriftgröße ist offensichtlich eher für jüngere Augen gedacht, und als kleines Manko lässt sich die Lautstärke zwar in der App, nicht aber mit den Tasten des Tablets regeln. Die drei Tasten auf dem Auralic Aries Mini selbst steuern Lautstärke und Play/Pause und sollen nach einem Update frei belegt werden können. Das Beste kommt aber zum Schluss: der Preis. Dieser passt mit knapp über 500 Euro eher zum schlichten Äußeren als zu den inneren Werten. Wer ein iPad besitzt, findet mit dem Aries Mini einen ultrakompakten Musikserver zu moderatem Preis, der auch große Erwartungen vollends erfüllt.

Update: die Lightning DS App ist mittlerweile auch für iPhone und iPod touch (ab iOS 8) verfügbar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2016)

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