Es darf ein bisschen edler sein

Imposante Boxen, Plattenspieler und Röhrenverstärker sind die Stars auf der High End 2016 in München.
Imposante Boxen, Plattenspieler und Röhrenverstärker sind die Stars auf der High End 2016 in München.High End Society
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Ob neueste Netzwerkplayer oder kultige Plattenspieler, die High End 2016 in München zeigt, was in der Unterhaltungselektronik so richtig gut und teuer ist.

Eine neue Ära soll Denons NE-Serie, die auf der heute zu Ende gehenden High-End-Messe in München erstmals präsentiert wurde, einläuten. Was sich dahinter verbirgt, sind die Unterstützung möglichst zahlreicher digitaler Audioformate plus die Ausstattung mit entsprechenden Eingängen. Das ist allerdings keine Erfindung von Denon, die Entwickler und Marketingstrategen der Japaner reagieren damit nur auf einen Trend, der sich bereits seit einigen Jahren abzeichnet. Tatsächlich kann man feststellen, dass zumindest seitens der Hersteller die digitale Revolution bereits stattgefunden hat. Waren Digitaleingänge, Netzwerkanbindung und integrierte D/A-Wandler bis vor Kurzem noch innovative Extras, so sind sie bei aktuellen Verstärkern fast schon ebenso selbstverständlich wie anno dazumal der Phono-Eingang für den Plattenspieler – der übrigens auch wieder vermehrt zur Grundaustattung gehört.

Vinyl-Comeback hält an. In der High- End-Welt war Vinyl sowieso nie tot. Das Platten-Comeback auf dem Massenmarkt hat aber so manchen zum Wiedereinstieg motiviert. Die audiophile Neuinterpretation des Technics-Kultklassikers SL1200 hat bereits auf der CES im Jänner in Las Vegas die mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Sensation in München ist das Vinyl-Comeback von Elac. Pünktlich zum 90. Geburtstag präsentiert der Lautsprecherspezialist nicht nur eine neue Referenzbox, sondern besinnt sich seiner Tradition als Plattenspielerproduzent. Das Jubiläumsmodell Miracord 90 ist in München als Prototyp zu besichtigen und soll im Lauf des Jahres auf den Markt kommen. Die Anmutung und der angepeilte Preis von etwa 2000 Euro signalisieren High-End-Ambitionen. Diese zeigt auch der halb so teure Teac TN550, mit dem die Japaner nach dem Vinyl-Wiedereinstieg vor eineinhalb Jahren nun die Oberklasse ins Visier nimmt.

Am anderen Ende der Wiedergabekette, bei den Lautsprechern, hat die heurige Messe ebenfalls einige Paukenschläge parat: Neben Elac mit der erwähnten Referenzbox Concentro überrascht Piega mit einem Dipolstrahler. Hier werden Hoch- und Mitteltöne von Bändchen erzeugt. Den Nachteil, dass genauso viel nach hinten wie nach vorn abgestrahlt wird, hat Piega mit Schalllinsen und Lamellen ausgeglichen. Somit kann dieser im Gegensatz zu anderen Dipolstrahlern in jedem Wohnzimmer platziert werden. Zum Massenprodukt wird er mit einem Paarpreis von 65.000 Euro dennoch nicht. Angesichts solcher Dimensionen wird die Bezeichnung Einsteigermodell für die 21.900 Euro teure Uno DX des Hornspezialisten Advance Acoustic nachvollziehbar. Deren Subwoover punktet mit digitalem Equalizer. Auch KEF baut in seine Boxen eine digitale Aktivweiche von Linn ein. Zwei von vielen Beispielen, dass selbst in der puristischen High-End-Welt die Scheu vor digitalen Signalmanipulationen schwindet – sofern der Originalcharakter bewahrt werden kann. Auch Technics setzt beim neuen Netzwerkverstärker SU-G30 seine LAPC (Load Adaptive Phase Calibration) getaufte Technologie ein, die das Signal an das Impedanzverhalten der Lautsprecher anpasst.

Dass Klanggenuss nicht auf die eigenen vier Wände beschränkt ist, zeigt der „High End on Wheels“-Bereich. Für High-End-Fans zu Fuß gibt es wiederum portable Player: Der Onkyo DP-X1 und der Pioneer XDP100R verstehen beide das neue Musikformat MQA, das mit effizienter Codierung hochauflösende Files mit kleinen Dateigrößen ermöglicht und die Nischen Hi-Res mit dem Streaming-Hype vereinen will.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2016)

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