Reisezoom in der Ein-Zoll-Klasse

So handlich wie bei der TZ101 konnte bislang keine Kamera großen Zoom und großen Sensor verpacken.
So handlich wie bei der TZ101 konnte bislang keine Kamera großen Zoom und großen Sensor verpacken.Panasonic
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Großer Sensor oder viel Zoom, das war bislang die Frage bei Kompaktkameras. Panasonic ist es nun gelungen, beides zu vereinen und ein neues Kamerasegment zu schaffen.

Als Sony vor vier Jahren bei der RX100 erstmals einen Ein-Zoll-Sensor in eine Kompaktkamera gesteckt hat, ist damit eine eigene Klasse geschaffen worden. Ähnliches ist Panasonic mit der Lumix TZ101 geglückt. Galt es bisher als ausgemacht, dass großer Sensor und kleines Gehäuse nur einen mageren Zoomfaktor zulassen, so ist es Panasonic nun gelungen, die beiden Eigenschaften mit einem Zehnfach-Zoom zu vereinen. Sie gilt daher als Reisezoom-Kamera. Was darauf Bezug nimmt, dass kleine Maße und viel Zoom vor allem unterwegs praktisch sind.

Nun weiß aber der Fotofreund, dass man – allein schon wegen der Physik – nicht alles haben kann. Die TZ101 passt zwar locker in jede Jackentasche, hosentaschentauglich ist aber eher Marketing. Hier herrscht noch Gleichstand mit Sonys RX100 IV, der aktuellen Benchmark unter den Edel-Kompakten. Abstriche muss man auch bei der Lichtstärke des Objektivs machen, die mit F2, 8–5,9 im Vergleich zur RX100 IV (2,9-fach-Zoom, F 1, 8–2,8) auch im Weitwinkel bereits geringer ist. Auch berichten Fachmagazine von (durch elektronische Korrekturen bedingte) Schärfeverlusten am Rand.

Mit freiem Auge fällt dies aber nicht auf. Die Bilder – die Lumix nimmt wie die gesamte Ein-Zoll-Konkurrenz mit 20 Megapixel auf – sind sehr gut. Im direkten Vergleich mit der Canon G9x (Ein-Zoll-Sensor, nur Dreifach-Zoom) ist der auffälligste Unterschied die Farbabstimmung, die bei der Lumix lebhafter ist – Geschmackssache. Auch unterschlagen die JPGs der TZ101 mehr Details, was aber erst bei extremen Ausschnittvergrößerungen feststellbar ist. Sichtbar die Nase vorn hat die Canon bei extrem schwachem Licht, die Lumix ist aber auch hier nicht weit weg.

Der sonst tadellose Autofokus ist mitunter zu sehr am Hintergrund interessiert. Das Zusammenspiel von Touchscreen und physischen Bedienelemente inklusive Objektivring und belegbaren Knöpfen, erfordert ein wenig Einarbeitung, was bei der Vielzahl an Funktionen unvermeidlich ist. Erwähnenswert ist der Post-Fokus. Die neue Funktion erlaubt, den Fokus erst im Nachhinein festzulegen, was mitunter praktisch sein kann. Tatsächlich macht die Kamera ein kurzes 4K-Video und extrahiert dann Einzelbilder. Da die Aufnahmen einige Sekunden dauern, ist Post-Fokus nur ein netter Gag.


Integrierter Sucher.
Ein in der Praxis wesentlich wichtigeres Extra ist der Sucher, den Panasonic der TX101 spendiert hat. Zwar ist er etwas klein geraten, und man nutzt ihn nicht so entspannt wie den der RX100 IV, der noch dazu doppelt so scharf ist. Aber letztlich erfüllt auch der Panasonic-Sucher seinen Zweck ganz gut. Klarer Vorteil der RX100 IV ist das Klappdisplay, das bei der TX101 fehlt. Auch GPS gibt es nur via Handy, Wifi ist an Bord.

Wenn Bildqualität das einzige Kriterium ist, dann ist wohl Sonys RX 100 IV weiter erste Wahl. Allerdings wird das letzte Quäntchen mit mickrigem Zoom erkauft – und mit stolzen knapp 1000 Euro. Am anderen Ende der Preisskala steht Canons G9x, die für 400 Euro exzellente Bildqualität bietet und noch deutlich kompakter ist als die Konkurrenz. Für Sucher oder Klappdisplay fehlt ihr daher der Platz.

Die TZ101 liegt preislich mit 700 Euro in der Mitte, ist aber mit Zehnfach-Zoom eine Klasse für sich, mit marginalen Abstrichen bei Abbildungsleistung und Ausstattung. Letztendlich sind Kompaktkameras immer ein Kompromiss. Die TZ101 dürfte für viele der derzeit beste sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2016)

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