Die eingeschränkte Kompatibilität von Samsung-Smartwatches soll bald ein Ende haben. Nachdem bereits auch Android-Geräte mit Samsungs Gear-Modellen gekoppelt werden können, soll Apple bald nachfolgen.
Samsung hat im Vorfeld der Internationalen Funkausstellung die neueste Smartwatch-Generation vorgestellt. Mit dem nächsten Betriebssystem-Update könnten diese bereits auch mit Apple kompatibel sein und von einem iPhone aus gesteuert werden. In Südkorea wurde die neue Software bereits 2000 Leuten zur Verfügung gestellt, um sie zu testen. Das bestätigte Richard Knight, Chef des weltweiten Samsung-Produktmanagements, am Mittwochabend Reuters. "Ziel ist es, dass unsere Smartwatches mit iPhones zusammenarbeiten."
Eigentlich braucht es nicht viel. Das zeigt Samsung aktuell bei der Gear S2, die es in zwei verschiedenen Ausführungen gibt. Ein Armband, eine Uhr in schickem Design und eine komfortable Aufladestation. Fertig sind die Zutaten für eine gute Smartwatch. Ganz so einfach ist es aber nicht. diepresse.com/Barbara Grech Zwar haben sich die Südkoreaner bei den Uhren endlich von der Samsung-Exklusivität verabschiedet, nur um bei den Armbändern wieder nur eine eigene Lösung anzubieten. Der Tausch ist simpel, aber die Auswahl ist eingeschränkt. Ein Minuspunkt, den man aber auszumerzen weiß. diepresse.com/Barbara Grech Bei der Software beharrt man zwar nach wie vor auf eine eigene Lösung, hat sie aber zum Marktstart bereits für alle Android-Geräte angepasst. Kürzlich erfolgte die Meldung, dass auch eine iOS-Kompatibilität folgen soll. Und hier wird der eingangs erwähnte Minuspunkt hinsichtlich der proprietären Armbänder wieder ausgemerzt. diepresse.com/Barbara Grech Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, aber Samsung ist hier tatsächlich eine edle Smartwatch gelungen, bei der man keine Abstriche bei der Funktionalität machen muss. Außerdem ist die Gear S2 wasserdicht und staubfest. Nur wenige Smartwatches konnten diese Funktion bieten. Spätestens beim Duschen hat man aus eigenen Sicherheitsbedenken die Uhr abgenommen. Oftmals wurde sie dann im Bad vergessen. Persönliche Meinung: Bei Uhren lege ich persönlich sehr viel Wert darauf, dass sie als Arbeitsgerät einiges aushalten. Der selbe Maßstab gilt dann auch bei Smartwatches. diepresse.com/Barbara Grech Das aus Edelstahl und Gorilla-Glass gefertigte Gehäuse gibt der Uhr ein hochwertiges Aussehen, das sich auch nach einigen Tagen durchgehenden Tragens bezahlt macht. Am Tisch anecken oder sonstige Ungeschicklichkeiten verzeiht die Uhr ohne Kratzer. diepresse.com/Barbara Grech Der Tragekomfort der Gear S2 ist gut. Die Qualität der Kautschukbänder ist in Ordnung, aber nichts Besonderes. Die Uhr selbst ist mit einem Gewicht von knapp 45 Gramm angenehm leicht. Manchmal vergisst man beinahe, dass man eine Uhr trägt. Spätestens nach einer Stunde wird man aber daran wieder erinnert, nämlich, wenn man sich wieder bewegen soll. diepresse.com/Barbara Grech Die typischen Funktionen wie ein Pulsmesser dürfen auch bei einer Gear S2 nicht fehlen. Die Abweichungen zu einem marktüblichen Pulsmesser sind bei hohem Puls, zum Beispiel direkt nach dem Sport, relativ groß. Bei Ruhepuls hingegen nicht. Hier scheint die Messung akurat zu sein. Zusätzlich unterstützt das Gerät NFC, Bluetooth und WLAN. diepresse.com/Barbara Grech Die Auflösung beträgt auf dem 1,2 Zoll großen Bildschirm 360 x 360 Pixel. Hinsichtlich der Darstellung gibt es nicht viel auszusetzen, obwohl es nach wie vor keinen Spaß macht längere E-Mails auf einem derart kleinen Bildschirm zu lesen. Als verlängerter Arm eines Smartphones schon eher. Vor allem für Frauen, die ihre Geräte in Handtaschen aufbewahren und nicht bei jedem Pieps nach dem Gerät kramen wollen. diepresse.com/Barbara Grech Die Ortung funktioniert ebenfalls einwandfrei. Technisch gesehen ist die Gear S2 keine allzu große Weiterentwicklung. diepresse.com/Barbara Grech Elementare Funktionen, die aber auf keiner Uhr fehlen darf, ist "Telefon finden". Das erspart immens viele Nerven, wenn man nicht ewig in der Tasche suchen muss. diepresse.com/Barbara Grech Das ganze geht natürlich auch umgekehrt. Nachdem es der Uhr aber an einer Tonausgabe fehlt, muss es schon leise sein, um das Vibrieren der Uhr zu finden. diepresse.com/Barbara Grech Vielmehr ist das runde Design und der Einsatz der Lünette sowie der integrierte Home-Button hervorzuheben. Ausstattung, die man erst zu vermissen beginnt, wenn man weiß, woran es mangelt. Eine willkommene Ablenkung zu anderen Android-Geräten. Ständig zu wischen, um wieder zum Startbildschirm zu gelangen ist einfach nicht inuitiv. diepresse.com/Barbara Grech Zwar lässt sich die Gear S2 durch die hinzugefügten Elemente sehr leicht und intuitiv bedienen, aber ein Smartphone ersetzt sie trotzdem nicht. Daher empfiehlt es sich die Grundeinstellungen über die Gear-App vorzunehmen. Hier kann auch bestimmt werden, welche vorinstallierten Anwendungen auf der Uhr verweilen dürfen, oder nicht gebraucht werden. diepresse.com/Barbara Grech Die App ist übersichtlich und selbsterklärend gestaltet. diepresse.com/Barbara Grech Doch wie auch bei der Apple Watch finden sich bei der Gear S2 Funktionen, die nicht zwingend notwendig sind. So kann man via Uhr einen Kontakt anwählen. Telefoniert wird dann aber dennoch über das Smartphone. Den Handgriff kann man bequemer über das definitiv größere Display machen. diepresse.com/Barbara Grech Auch S Voice ist ebenso unnötig wie Siri. Wobei man hier Apple zugute halten muss, dass der Assistent seine Nutzer besser versteht. S Voice zeigt sich hier unbelehrbar. Verschwendeter Speicherplatz, der bei der Gear S2 bei vier Gigabyte liegt. diepresse.com/Barbara Grech Mit der Gear S2 beweist Samsung, dass technische Daten auf dem Papier im ersten Moment enttäuschen können, aber nicht zwingend ein Bild von der tatsächlichen Performance zeichnen. Eine Disziplin, die eigentlich Apple zugeschrieben wird. Die Ausstattung ist nämlich wenig vielversprechend. diepresse.com/Barbara Grech Mit 512 Megabyte Arbeitsspeicher und einem Zweikern-Prozessor, spielt man nicht den oberen Rängen der Android-Konkurrenz. Es beweist aber auch, dass Android um einges mehr Ressourcen benötigt als es bei Tizen derzeit noch der Fall ist, denn auf dieses Betriebssystem setzt Samsung nach wie vor bei seinen Wearables sowie TV-Geräten. diepresse.com/Barbara Grech Und auch der Akku mit lediglich 250 mAh zeigt in der Praxis seine Muskeln. Ist man normalerweise gewöhnt, dass nach maximal einem Tag Schluss ist, hält die Gear S2 auch bei intensiver Nutzung bis zu zwei Tage durch. Lediglich der Preis könnte Samsung einen Strich durch die Rechnung machen. Mit einer UVP (unverbindliche Preisempfehlung) von 350 Euro ist man nicht günstiger als Apple. diepresse.com/Barbara Grech Gear S2: Samsung hat vieles richtig gemacht Nachdem das bei Wearables präferierte Betriebbsystems Samsung Tizen zu Beginn nur mit einer ausgewählten Menge an Samsung-Geräten kompatibel war, öffnete man das Ökosystem mit der Gear S2 für alle Android-Geräte. Damit ist die Öffnung für eine Kompatibilität mit iOS-Devices nur der nächste logische Schritt.
Marktanteile sichern Die neue Offenheit bei Smartwatches ist aus Sicht von Experten wichtig, da diese Geräte derzeit für die wichtigsten Funktionen wie Telefonate weiterhin die Verbindung zum Handy benötigen. Die Kooperation würde Samsung also helfen, den Marktanteil schneller auszubauen. Deshalb erlauben die Koreaner seit einem Jahr auch die Kopplung der eigenen Smartwatches unter dem Namen "Gear" an das Google-Betriebssystem Android. Ähnliche Absichten von Apple sind nicht bekannt.
Der Markt boomt derweil: Nach Schätzung des Branchenverbands Bitkom werden in diesem Jahr mit 1,6 Millionen drei mal so viele Smartwatches in Deutschland über den Ladentisch gehen wie voriges Jahr. Die Erlöse mit den Geräten dürften sich auf 300 Millionen Euro summieren - nicht viel bei einem Umsatz mit Unterhaltungselektronik von landesweit insgesamt 9,5 Milliarden Euro. Von ähnlichen Werten geht auch eine aktuelle Gfk-Studie aus dem ersten Halbjahr aus.
Mit der Gear S3 Classic und der Gear S3 Frontier hat sich Samsung in diesem Jahr für ein maskulines Design entschieden, das sich auch in der Größe markant von den Vorgängern der Gear S2 unterscheidet. (c) diepresse.com/Barbara Grech Technisch unterscheiden sich die beiden Uhren kaum. Jedoch ist die Frontier um fünf Gramm schwerer. Aber im direkten Vergleich fällt das kaum bis gar nicht ins Gewicht. (c) diepresse.com/Barbara Grech Beide Geräte sind wie auch das erst kürzlich vorgestellte Galaxy Note 7 wasser- und staubdicht nach IP-68-Zertifizierung. Das bedeutet konkret, dass beide Uhren dauerhaft Wasser ausgesetzt werden können, ohne, dass sie Schaden nehmen. Salzwasser, also ein Tauchgang im Meer, ist dennoch nicht zu empfehlen. (c) diepresse.com/Barbara Grech Mit einer Display-Größe von je 1,3 Zoll (Abmessungen: 46,1 x 49,1 x 12,9) ist der Bildschirm nur um 0,1 Zoll größer als die Gear-S2-Modelle. Doch nicht nur, dass mit 278 Pixel pro Zoll die Auflösung höher ist, sind auch die Geräte durch die ausgeprägte Lünette deutlich größer. Auf einem zierlichen Frauen-Armgelenk können die Gear S3 Classic und Frontier übermächtig wirken, daher richten sich die Modelle wohl eher an Männer. (c) diepresse.com/Barbara Grech Das Ziel sei laut Samsung gewesen, die Vorzüge analoger Uhren mit denen von Sportuhren in einer Smartwatch zu vereinen. Hier sehe man auch die Zukunft, denn einer aktuellen Studie der Gfk zufolge wurden im ersten Halbjahr 2016 mehrheitlich (55 Prozent) Fitnessarmbänder verkauft. Auf den zweiten Platz kamen mit 31 Prozent Smartwatches. (c) diepresse.com/Barbara Grech GPS-Funktion, Alti-/Barometer und Geschwindigkeitsmesser gesellen sich neu zu Pulsmesser, Herzfrequenzmessung und Schrittzähler. Trainingseinheiten sowie Schlafrhythmus können ebenfalls überwacht werden. Auf der rechten Außenseite weist die Gear S3 Frontier zwei Navigationsknöpfe auf, die durch eine geriffelte Oberfläche leicht vom Navigationsring zu unterscheiden sind. Wie auch bei der Gear S2 sind die beiden Bedienelemente sowie die Lünette entscheidende Komfort-Faktoren hinsichtlich der Bedienung. (c) diepresse.com/Barbara Grech Beim Classic-Modell stehen die beiden Knöpfe vom Gerät ab. Grundsätzlich wirken die Lünette sowie auch die beiden Hardware-Knöpfe fragil. Der Widerstand beim drehen des Rads ist sehr gering und hinterlässt beim Tragen kein hochwertiges Gefühl. Alles in allem wirkt die Frontier hochwertiger und in sich stimmiger. (c) diepresse.com/Barbara Grech Wie auch beim Galaxy Note 7 bietet die neue Gear-Serie ein Always-On-Display. Samsung verspricht hier minimale Auswirkungen auf die Akku-Ausdauer. Der Akku ist mit 380 mAh großzügig und soll bis zu drei Tage durchhalten. Sollte sich dieses Versprechen bewahrheiten, wäre das im Vergleich zu Konkurrenz-Modellen ein deutlicher Unterschied. Der interne Speicher, wodurch die Uhr samt den verbauten Lautsprechern auch zu einem Musik-Player umfunktioniert werden kann, umfasst vier Gigabyte. Der Arbeitsspeicher mit 768 MB fällt relativ großzügig aus. Das Vorgängermodell bot 512 MB. (c) diepresse.com/Barbara Grech Statt eine winzige On-Display-Tastatur auf dem 1,3 Zoll großen Display zu implementieren, setzt Samsung auf Handschriftenerkennung und Spracheingabe. (c) diepresse.com/Barbara Grech Beides funktionierte in einem ersten Test sehr gut, wobei der Spracherkennung der Vorzug zu geben ist, da auf dem kleinen Display nur ein Buchstabe nach dem anderen gezeichnet werden kann. Bei SMS mit mehr als 160 Zeichen eine deutlich lange Prozedur. (c) diepresse.com/Barbara Grech Mit über 10.000 verfügbaren Apps ist das Tizen-Ökosystem in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Durch neue Kooperationen wie BMW wird die Uhr zur zentralen Informationsschnittstelle zwischen Auto und Mensch. Aktueller Tankfüllstand und Berechnungen für die Dauer der Fahrtzeit werden direkt an die Uhr geschickt. (c) diepresse.com/Barbara Grech Auch Nest ist mit an Bord, wodurch sich die Temperatur im Haus einfach über die Uhr steuern lässt. (c) diepresse.com/Barbara Grech Auch bei der Gear S3 steht natürlich Individualität im Vordergrund. Um das möglich zu machen, stehen nicht nur zahlreiche Ziffernblätter zur Auswahl, sondern auch bei den Armbändern bietet Samsung seinen Nutzern freie Wahl. (c) diepresse.com/Barbara Grech Neben der Auswahl an Samsung-Armbändern können bei beiden Modellen andere Armbänder verwendet werden. Lediglich eine Breite von 22 Millimetern müssen sie aufweisen. (c) diepresse.com/Barbara Grech Beide Gear-Modelle sollen noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Konkrete Termine nannte Samsung bislang nicht. Auch der Preis soll erst zu Marktstart kommuniziert werden. (c) diepresse.com/Barbara Grech Jetzt sind die Männer dran Es gibt aber auch Bestrebungen, Smartwatches zu einem Stand-Alone-Gerät zu machen. Mit einer integrierten SIM-Karte, einer sogenannten eSIM wäre zum Beispiel eine Anbindung an ein Smartphone nicht mehr notwendig. Derzeit fehlt es aber noch an der Durchsetzung um der nötigen Standards.
(bagre/Reuters )
Lesen Sie mehr zu diesen Themen: