Ein Kraftpaket mit Sehschwäche

Auf seinen Fahrten verliert Eye 360 die Orientierung.
Auf seinen Fahrten verliert Eye 360 die Orientierung.(c) Dyson
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Dyson hat mit seiner Zyklonentechnik den Staubsaugermarkt aufgewirbelt. Mit dem Eye 360 steigen die Briten in den Robotermarkt ein. „Die Presse“ hat das Gerät getestet.

Einem Staubsaugerroboter bei der Arbeit zuzusehen, ersetzt den Gute-Nacht-Krimi im Abendprogramm. Emsig zieht der Dyson-Roboter Eye 360 seine Bahnen und entzieht jedem Staubkorn, das sich ihm in den Weg stellt, seine Daseinsberechtigung. Vor, zurück, zur Seite und einmal im Halbkreis. Eine chaotische Choreografie, bei der sich die dahinterliegende Effizienz dem Beobachter auf den ersten Blick entzieht. Die 360-Grad-Kamera auf der Oberseite soll im Gegensatz zu den Sensoren eine viel größere Fläche erfassen können. Zu Beginn lässt sich bei den Manövern aber kein tieferer Sinn erkennen. Das erste Resultat nach einer Stunde zeigt einen gut gefüllten Behälter im Cola-Dosenformat. Das erste Fazit: ein kleines Kraftpaket, dem aber relativ schnell die Luft ausgeht.

Nach 45 Minuten im gründlichen Max-Modus ist Schluss und das Gerät muss zurück an die Ladestation. Wie ein Kleinkind, das müde ist und zu quengeln beginnt und sich, wo es gerade steht, hinlegen will, ist es auch mit dem Dyson-Roboter. Seinen Weg zurück zur Ladestation, wie in der Beschreibung versprochen, findet er im „Presse“-Test nur zwei von fünf Mal. In den anderen Fällen geht man selbst. Zwischen zwei und drei Stunden braucht er, bis er wieder einsatzfähig ist.


Im Clinch mit dem Teppich. Der Dyson-Roboter kann via App (Android, iOS) auf Putzzyklen eingestellt werden. Das Ergebnis kann auch von der Ferne kontrolliert werden. Sollte es doch ungelegen sein, kann der Reinigungsplan auch abgebrochen werden.

Ist das eigene Zuhause dominiert von klaren Linien, wenigen Einrichtungsgegenständen und keinen Teppichen, ist ein Staubsaugerroboter genau das, was vielleicht noch im Fundus der Haushaltsgeräte gefehlt hat. Dann gibt es keine Probleme. Die Schwachstellen bei dem kleinen Briten offenbaren sich in der Testwohnung, die verschiedenste Teppicharten beherbergt und unterschiedlich hohe Möbel, die niedriger als der Roboter, also zwölf Zentimeter sind. Die Perserteppiche mit den charakteristischen Fransen sind schon für herkömmliche Staubsauger das pure Grauen. Sie verheddern sich. Die Bürsten blockieren. Das Gerät versagt seinen Dienst und verstummt.

Der elektronischen Haushaltshilfe geht es genauso. Nur, dass eine Kommunikation nicht möglich ist. Hilflos steckt er mit den Fransen im Clinch. Die Testerin weiß Bescheid. Ein roter Kreis mit zwei traurig anmutenden Strichen deutet das Problem bereits in der App an. Doch ohne Kommunikation oder die Option „Rückwärts fahren“ kann der Roboter nicht aus der Ferne befreit werden. Teppiche mit einem hohen Flor lassen den kleinen Kerl aufstöhnen und klingen, als würde er den Großglockner besteigen. Beinahe bis zur Selbstaufgabe, aber hier gewinnt der Roboter mit Kettenantrieb. Die Fortbewegung hat zudem den Vorteil, dass auch Türschwellen kein Hindernis darstellen.

Unterhaltungsfaktor. Das abschließende Urteil aber lautet: Das bisschen Staubsaugen macht sich leider (noch) nicht von allein. Ihn unbeaufsichtigt durch die Wohnung saugen zu lassen, ist nicht empfehlenswert. Entweder verheddert er sich oder er findet nicht allein zur Ladestation. Dabei sind die irren Runden, die er bei seiner Arbeit zieht, teilweise sehr lustig und regen dazu an, die restlichen Arbeiten in der Wohnung anzupacken. Die Motivationshilfe hat aber mit knapp 1000 Euro einen stolzen Preis.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2016)

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