Programmieren kinderleicht gemacht

APA/Roßboth
  • Drucken

Die App der TU Graz "Pocket Code" soll Schülern zeigen, dass Spiele zu programmieren gar nicht schwer ist. Immerhin hat auch Bill Gates einmal klein angefangen.

Rasend schnell huschen die Finger über das Display. Nachrichten werden geschrieben, die Eltern angerufen und Apps heruntergeladen. „Wie heißt das Spiel?“, hallt es durch den Gang in der U-Bahn. Die Zwölfjährigen diskutieren lautstark über Pokémon Go und ob es sich auszahlt, das Spiel überhaupt noch zu installieren. Es herrscht Einigkeit bei der Gruppe aus Mädchen und Buben.

Für Martina Friedl, Managerin bei Samsung Österreich, ist die ständige Gegenwart von Smartphones einer der Gründe, warum ihr die Initiative Coding for Kids so am Herzen liegt. „Programmieren ist die Kulturtechnik des 21. Jahrhunderts“, erklärt sie und ist überzeugt, dass es wichtig sei, Kindern die Grundlagen so früh wie möglich nahezubringen. „Handys sind der verlängerte Arm unserer Kinder, aber die Mechanismen dahinter sind vielen gänzlich unbekannt“, führt Friedl weiter aus.

Programmierer der Zukunft. Gemeinsam mit Professor Wolfgang Slany von der TU Graz ist Samsung zwischen Juni und Oktober durch Österreich getourt und hat Halt an 43 Schulen gemacht. 1100 Kindern wurde gemeinsam mit IT-Trainern das Programmieren nähergebracht – spielerisch, anfängertauglich und kostenlos.

Mehr als 2000 Apps wurden von Kindern im Alter von acht bis 14 Jahren mit der App Pocket Code bereits erdacht und entwickelt. Die App ist kostenlos und kann auf iOS-, Android- und auch Windows-Phone-Geräten installiert werden. Die Anwendung basiert auf einem Baukastenprinzip und wurde von Slany und seinem Team entwickelt. „Software ist ein integraler Bestandteil unserer Gesellschaft und wird in Zukunft noch viel stärker alle Lebensbereiche durchdringen. Wir haben Pocket Code entwickelt, um spielerisch und intuitiv die internen Mechanismen von Smartphone-Apps erlernen zu können – und das ohne jegliches Vorwissen“, erklärt der Vorstand des Instituts für Softwaretechnologie. „Wir haben bewusst auf ein Handyprogramm gesetzt, da Smartphones bereits eine weite Verbreitung genießen. Auch mit meinen Studenten, die zum Teil kein Programmiervorwissen haben, beginne ich das erste Semester mit Pocket-Code“, führt Slany weiter aus.


Früh übt sich. Nicht nur Samsung sieht sich als Unternehmen für die Bildung digitaler Kompetenz verantwortlich. Apple-Chef Tim Cook fordert seit Jahren, dass Programmieren zu einem Unterrichtsfach wird. Apple hat erst im Juni dieses Jahres eine App präsentiert, die spielerisches Codelernen ermöglichen soll. Dass besonders Spiele einen einfachen und unterhaltsamen Zugang zum Programmieren ermöglichen, belegt Slany mit Bill Gates und Mark Zuckerberg als Beispiele. Die Tech-Milliardäre haben beide mit dem Programmieren eines Spiels begonnen. Wer „ein bisserl“ programmieren kann, profitiert später an der Universität oder im Berufsleben, ist Slany überzeugt.

Stiefkind Informatik. In den Schulen ist Informatik noch nicht angekommen. Die Österreichische Computergesellschaft (OCG) fordert mit ihrer Initiative Bildung 4.0 einen durchgehenden Informatikunterricht, der mit den Hauptfächern gleichgesetzt ist. Dazu gehöre auch, die Pädagogen entsprechend zu schulen. „Bildung ist ein absoluter Schlüsselfaktor für die Zukunft, neben Lesen, Schreiben und Rechnen brauchen wir auch digitale Kompetenzen“, ist OCG-Vorsitzender Markus Klemen überzeugt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.