geldmachen.at: Geschäft mit virtuellen Grundstücken

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Österreich wird heuer die Millionengrenze bei Web-Domains knacken. Der Handel mit den Internetadressen boomt. Die teuerste jemals verkaufte Adresse war job.at um 408.000Euro.

Wien. 70 Millionen US-Dollar. Um diesen Preis hat die wohl teuerste Internetadresse der Welt den Besitzer gewechselt. Zumindest der Legende nach. Denn bestätigt ist der spektakuläre Verkauf von sex.com bis heute nicht. Obwohl der Handel mit Domains offiziell blüht, laufen die größten Deals weiterhin im Verborgenen ab. Waren im Jahr 1993 nur 23.000 Domains registriert, so sind es heute 174 Millionen. Die meisten verkaufen sich um ein paar Euro. Wer aber einen Glücksgriff landet, scheffelt Millionen.

Solche Geschichten vom schnellen Geld locken Glücksritter freilich auch in Österreich an. Die erste Anlaufstelle für sie ist die österreichische Registrierungsstelle nic.at, die mit Adressen mit den Endungen .at, .co.at und .or.at handelt.

Im Vorjahr stieg die Zahl der Registrierungen in Österreich um 6,6 Prozent. 932.133 heimische Adressen sind mittlerweile vergeben. Noch heuer will Geschäftsführer Richard Wein die Millionengrenze knacken. Sorge, dass alle lukrativen Namen schon vergeben sind, hat er nicht. „In Deutschland, einem ähnlichen Sprachraum, gibt es 13 Millionen Adressen“, sagt er zur „Presse“. Mittlerweile werden den Deutschen die Adressen sogar zu knapp. Sie weichen auf den heimischen Markt aus. Jede fünfte .at-Domain besitzt ein Deutscher.

Teuerste Domain: job.at

Hoffnungen, mit Namen wie Nike.at das schnelle Geld machen zu können, zerstreut Wein schon aufgrund der Markenrechte schnell. Wer aber Trends frühzeitig erkenne, habe gute Chancen auf Gewinne. So wie etwa jener Österreicher, der sich vor Jahren schon sudoku.at um wenige Euro hat registrieren lassen und mit der steigenden Beliebtheit des japanischen Rätsels in unseren Breiten gutes Geld verdient hat.

Jeder fünfte Deal ist geheim

Prinzipiell gilt bei nic.at das Motto: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. „Wer zu spät kommt, geht eben zu Sedo“, sagt Matthias Meyer Schönherr vom weltgrößten Domainhändler Sedo. Hier, am Sekundärmarkt für die virtuellen Grundstücke, wird das große Geld gemacht. Im Vorjahr verkaufte Sedo Domains im Wert von 55 Mio. Euro. Am meisten brachte fly.com mit 1,2 Mio. Euro ein.

Heimische Domains werfen vergleichsweise wenig ab. Die teuerste Adresse 2009 war pizzeria.at mit einem Kaufpreis von 17.000Euro. Die teuerste jemals verkaufte war job.at um 408.000Euro.

So viel zu den offiziell bekannten Zahlen. Ein Fünftel aller Deals machen sich die professionellen Makler im Netz aber direkt untereinander aus, schätzt Wein. Über sie ist nur wenig bekannt.

Zwar gibt es ein Auskunftsservice, dort finde man meist aber „nur Strohmänner“, sagt der Geschäftsführer von nic.at. Aus der Deckung gewagt hat sich Kevin Ham, einer der unumstrittenen Stars unter den Domainhändlern. Pünktlich nach dem Dotcom-Crash im Jahr 2000 kaufte der aus Korea stammende Kanadier Internetadressen zu Spottpreisen auf. Darunter fanden sich auch wahre Goldgruben wie laptop.com oder god.com. Mittlerweile gehören dem früheren Mediziner über 300.000 Adressen. Ordinieren muss er längst nicht mehr. Er scheffelt nach Eigenabgaben im Schnitt 9100Dollar im Jahr. Mit jeder einzelnen Domain.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2010)

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