Murdoch stellt seine iPad-Zeitung "The Daily" ein

Murdoch stellt seine iPadZeitung
Murdoch stellt seine iPadZeitung(c) AP (Mark Lennihan)
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Die "Zeitung der Zukunft" ist Geschichte: Die Tablet-Zeitung "The Daily" konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Mit 15. Dezember ist Schluss.

Die mit viel Vorschusslorbeeren gestartete amerikanische Tablet-Zeitung "The Daily" wird eingestellt. Das gab Medienmogul Rupert Murdoch am Montag bekannt. Er hatte die "Daily" im Februar 2011 als "Zeitung der Zukunft" vorgestellt, ein digitales Medium, das extra für das iPad produziert wird. Allerdings erreichte die nur in den USA verfügbare Tablet-Zeitung nie die angepeilten Abonnentenzahlen, mit denen sie ihre Kosten decken könnte. Am 15. Dezember wird die letzte Ausgabe erscheinen, berichtete das Technologieportal allthingsd.com.

"The Daily" sei "ein mutiges Projekt" gewesen, so Murdoch. Unglücklicherweise sei das Publikum nicht groß genug gewesen. Man werde das, was man durch die Herausgabe der iPad-Zeitung gelernt habe, in den anderen Medien des Konzerns umsetzen, meinte der Medienmogul. Zwei Personalien sind bereits fix: Herausgeber Greg Clayman wird künftig die weltweite Digital-Strategie beaufsichtigen, der erste "The Daily"-Chefredakteur Jesse Angelo wird Herausgeber der "New York Post".

Bereits im August gab es für "The Daily" eine Sparrunde: Von 170 Jobs fielen 50 weg, bereits damals gab es Gerüchte für ein endgültiges Aus. Außerdem konnte man sich die Zeitung ab da nicht mehr im waagerechten Format ansehen. So sollte der technische und redaktionelle Aufwand für das alternative Layout gesenkt werden.

100.000 Abonnenten

Schon bei der großen Vorstellung im Februar 2011 wurde klar, dass es hier um viel Geld geht. Murdoch hatte rund 30 Millionen Dollar in den Aufbau des Prestigeprojekts investiert. Er legte Wert darauf, dass die "Daily" eine komplett eigene Redaktion bekam und nicht nur ein Digital-Ableger anderer Blätter des Verlagshauses war. Die laufenden Kosten lagen nach Angaben zum Start bei rund einer halben Million Dollar pro Woche. Dabei buhlte die "Daily" mit Kampfpreisen um Leser: Ein Wochen-Abo kostete 99 US-Cent und ein Jahres-Abo knapp 40 Dollar. Nach Angaben von Sommer gab es aber nur 100.000 zahlende Abonnenten.

Nicht unumstritten war von Anfang an das Konzept der "Daily": Sie war als eine klassische Zeitung denn als eine sich ständig verändernde Website angelegt. Die mehrere Dutzend Seiten starken Ausgaben werden jeden Morgen auf das Tablet geladen und nur spärlich aktualisiert. Dafür sollten Multimedia-Inhalte wie Videos, große Bilder oder interaktive Grafiken die Vorteile gegenüber einer gedruckten Zeitung betonen. Zunächst gab es die "Daily" nur für das iPad, im Januar 2012 kam eine Version für einige Tablets mit dem Google-Betriebssystem Android hinzu.

"Neue Zeiten brauchen neuen Journalismus", hatte Murdoch plakativ bei "Daily"-Vorstellung erklärt. Der 81-Jährige, der sein Medienimperium als Zeitungsverleger und Eigentümer von TV-Stationen geschmiedet hatte, bleibt damit weiter glücklos im digitalen Geschäft. Schon der Kauf des inzwischen wieder abgestoßenen Online-Netzwerks MySpace für mehr als 500 Millionen Dollar brachte ihm hohe Verluste ein.

News Corp.-Präsident Chase Carey wollte die Zeitung bereits seit längerem einstellen, doch sie galt als Herzensprojekt Murdochs. Diese ist nun aber endgültig gescheitert.

(Red./APA/dpa)

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