„1984“ war gestern: Apple will alles

(c) Bloomberg (Angel Navarrete)
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Die alten Todfeinde Apple und IBM wollen künftig zusammenarbeiten, um Microsoft bei Firmenkunden zu schlagen. Es ist nicht ihre erste Annäherung. Aber es wäre die erste, die gelingt.

Wien. Vor 34 Jahren gewann Microsoft den Vertrag, der dem Konzern half, zum Alleinherrscher über die Computerwelt der 1990er aufzusteigen und Rivalen wie Apple an den Rand der Bedeutungslosigkeit zu drängen. Unterzeichnet hat ihn der Computerbauer IBM, der einen Softwarepartner brauchte, um seine Geräte an den Mann zu bringen. Die Wahl fiel auf Microsoft, der Leidtragende war Apple. Ohne starken Gerätepartner blieb das Betriebssystem von Steve Jobs Minderheitenprogramm. Im legendären Werbespot „1984“ ließ sich der junge Apple-Gründer daher mit Stinkefinger vor dem IBM-Logo ablichten. Mit den Worten „IBM wants it all“, warnte er vor der „IBM-Diktatur“.

Heute ist es Apple, das einen Vertrag mit IBM in Händen hält, der wiederum Microsoft empfindlich treffen könnte. Denn die beiden alten Todfeinde zielen auf das Herz des Riesen aus Redmond: das Firmengeschäft. Die mobile Ära hat Microsoft verschlafen, doch im Geschäft mit Firmenkunden läuft es noch glänzend. Die Mehrzahl aller Unternehmen vertraut auf Microsoft-Produkte. Genau das wollen Apple und IBM nun ändern.

IBM-Verkäufer laufen für Apple

Die Unternehmen planen, gemeinsam Programme für mobile Endgeräte zu entwickeln, die genau auf die Bedürfnisse von Unternehmen zugeschnitten sind. Und damit die Programme auch auf den richtigen Geräten laufen, wird sich das mehrere hunderttausend Mitarbeiter starke Vertriebsteam von IBM darum kümmern, iPhones und iPads an die Firmenkunden zu verkaufen.

Für Apple ist das die Chance, endlich den Sprung weg vom Massenmarkt zu schaffen. Bisher hat das Unternehmen Firmenkunden stets links liegen gelassen. Doch das Wachstum schwächelt auch beim iPhone-Macher, neue Kunden sind also dringend gesucht. IBM wiederum hofft, dass die populären Apple-Geräte – mit IBM-Software bestückt – den Gewinnschwund stoppen.

Drei Projekte bisher gescheitert

„Vor 30 Jahren wäre das nicht möglich gewesen“, kommentierte das „Wall Street Journal“ die Partnerschaft. Schließlich waren IBM und Apple seit Beginn der Computer-Ära Erzfeinde. Doch es ist nicht das erste Mal, dass die beiden Unternehmen versuchen, das Kriegsbeil zu begraben.

Weniger als zehn Jahre nach dem „1984“-Spot haben IBM und Apple versucht, gemeinsam ein Betriebssystem zu entwickeln, das die Dominanz von Microsofts Windows brechen sollte. Drei Jahre nachdem die beiden das Projekt Taligent angekündigt haben, wurde es stillschweigend beendet.

Es folgten zwei weitere Kooperationen in den 1990er-Jahren. Unter dem Projektnamen Kaleida arbeiteten sie an (damals hoch innovativen) interaktiven CD-ROMs. Der Aufstieg des Internets machte CD-ROMs in dieser Form – und damit auch die Partnerschaft – obsolet. Und auch der wohl bekanntesten Versuch der beiden Konzerne, gemeinsam mit Motorola eine Alternative zu Intels PC zu bauen, scheiterte. Der „PowerPC“-Chip steckte einige Jahre in Apple-Macs. Doch letztlich entschied sich auch Apple für Intel-Prozessoren.

„1984 waren wir Rivalen“

Warum also sollte es diesmal klappen? Den wohl wichtigsten Grund nannte Apple-Chef Tim Cook, selbst lange Jahre bei IBM, bei der Präsentation: „1984 waren wir Rivalen. 2014 werden Sie keine zwei Unternehmen finden, die einander besser ergänzen.“

Tatsächlich haben sich die beiden IT-Schwergewichte in andere Richtungen entwickelt. Apple verkauft zwar noch Macs, der Schwerpunkt liegt aber klar auf iPads und iPhones. IBM wiederum hat seine Computersparte schon 2005 an Levono abgestoßen und positioniert sich als als Software- und Dienstleistungsanbieter neu. Und auch der gemeinsame Feind Microsoft steht heute schwächer da als noch in den 1990ern. Es scheint der richtige Moment zu sein, um die enge Bindung zwischen Microsoft und den Firmenkunden zu knacken.

Nur mit dem Revoluzzer-Image der 1980er kann sich Apple, der neue „Diktator“ der Computerwelt, endgültig nicht mehr schmücken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2014)

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