Steve Jobs präsentiert iOS 5, iCloud, Mac OS X Lion

USA NEW LION OPERATING SYSTEM
USA NEW LION OPERATING SYSTEM (c) EPA (Monica M. Davey)
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Trotz krankheitsbedingtem Rückzug hat der Apple-Chef die Bühne erklommen und Software-Neuheiten aus dem Hut gezaubert. iCloud ist das Highlight des Abends.

Bereits zum zweiten Mal heuer hat Steve Jobs für Apple die Bühne erklommen und neue Produkte präsentiert. Das ist nicht selbstverständlich, hat sich der Apple-Chef doch Anfang des Jahres aus gesundheitlichen Gründen aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Am Montag hat er dennoch die traditionelle Apple-Entwicklerkonferenz "World Wide Developers Conference" (WWDC) im Moscone Center in San Francisco eröffnet. Neben dem nächsten großen Update für iPhone, iPad und iPod Touch, dem iOS 5, und dem nächsten Mac-Betriebssystem Mac OS X "Lion", gab es auch ein komplett neues Produkt zu sehen: iCloud.

iOS schaut bei Android ab

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iOS 5 wartet mit einigen Funktionen auf, die bereits von Googles Android bekannt sind. Eine davon sind etwa die "Notifications". Sie lösen die Push Notifications ab, die bisher aufpoppen wie ein SMS, auch wenn gerade ein anderes Programm geöffnet ist. Mit iOS 5 kommt eine Statusleiste mit Benachrichtigungen, die vom oberen Rand wie eine Jalousine heruntergezogen werden kann - ganz wie in Android. Zusätzlich werden aktuelle Benachrichtigungen wie entgangene Anrufe, SMS oder E-Mails direkt am Lock-Screen angezeigt.

Neu in iOS 5 ist auch der Zeitungskiosk, über den in den Medien bereits seit Monaten spekuliert wird. Der "Newsstand" bringt zahlreiche bekannte Magazine wie GQ und National Geographic, sowie zahlreiche Zeitungen wie die New York Times. Zudem wird Twitter wie Facebook eine vorinstallierte Apple-App. Dadurch ist Twitter auch in alle anderen iOS-Funktionen integriert und lässt zum Beispiel Fotos, Orte (Maps) oder Webseiten direkt twittern. Der Browser Safari erhält unter dem neuen iOS eine Art E-Book-Funktion, die Webseiten in reine Text-und-Bild-Dokumente verwandelt, um sie leichter lesbar zu machen. Zusätzlich können Webseiten in einer "Reading List" gespeichert werden. Tabs werden künftig wie am Desktop direkt am oberen Rand des Browsers angezeigt.

Lautstärke-Knopf als Kamera-Auslöser

"Reminders" ergänzen den Kalender um To-Do's, die entweder an einen bestimmten Zeitpunkt oder an einen Ort geknüpft verden können. So erinnert iOS auf Wunsch zum Beispiel an einen bestimmten Anruf, wenn man das Büro verlässt. Auch die Kamera-App und Mail wurden überarbeitet. So lässt sich nun der obere Lautstärkeknopf als Auslöser verwenden. Zudem kann die Kamera direkt vom Lock-Screen gestartet werden. Neu ist auch eine Foto-Bearbeitung.

iMessages und das Ende des Kabels

Der Clou folgte wie immer gegen Ende der Präsentation: iMessage erlaubt das Versenden von kostenlosen Nachrichten und Bildern zwischen allen iOS-Nutzern. Und: iPhone und iPad müssen künftig nicht mehr per Kabel mit Computern verbunden werden. Sogar große Updates können direkt auf dem Gerät geladen werden und iTunes lässt sich über WLAN synchronisieren. iOS 5 soll im Herbst verfügbar sein.

Lion: Mac OS nähert sich iOS an

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Mac OS X 10.7, das unter dem Namen "Lion" entwickelt wurde, bringt unter anderem Multitouch-Gesten. Das bedeutet zum Beispiel das Ende von Scrollleisten, da Inhalte in Fenstern wie am iPhone verschoben werden können, um zu scrollen. Zusätzlich gibt es Gesten, um zwischen Programmen zu wechseln und sie in den Vollbild-Modus zu versetzen. Letztere sei dank der Gesten wesentlich leichter zu bedienen, erklärt Schiller. Apple hat einige Apps für diesen Vollbildmodus entwickelt wie etwa iCal. Lion soll außerdem das Navigieren zwischen Fenstern und geöffneten Programmen vereinfachen. Expose und Spaces wurden zu diesem Zweck zur "Mission Control" vereint. Geöffnete Programme erscheinen dort ähnlich wie Widgets auf einem Smartphone in Form kleiner Vorschaubilder. 

Auch das App-Erlebnis wird am Mac ein bisschen iPhone-ähnlicher: So kommen für den Mac App Store In-App-Käufe und Apps können über "Push Notifications" mit einem kleinen roten Zahlen-Symbol auf neue E-Mails, Nachrichten und ähnliches hinweisen. Um den App Store noch mehr ins Licht zu rücken, stellt Apple das Upgrade auf Lion zudem ausschließlich als Download über den Store zur Verfügung: Vier Gigabyte wiegt Lion dort und ist ab Juli um rund 30 Dollar zu haben. 

iCloud: Alles synchron

Gänzlich neu ist der Dienst iCloud. Er soll dafür sorgen, dass auf allen Apple-Geräten und sogar Windows-PCs alle Inhalte wie Fotos, Videos, Musik, Favoriten und Co. synchron sind. Ein Foto wird zum Beispiel sofort auf den Server von Apple übertragen und von dort ohne weiteres Zutun des Nutzers auf alle anderen Geräte. Auch das gesamte MobileMe-Angebot soll sich der iCloud bedienen und etwa dafür sorgen, dass Termine und Kontakte immer auf allen Geräten verfügbar sind. Dadurch wird es auch möglich, Kalender mit anderen Nutzern zu teilen. 

iTunes in der iCloud

Bereits seit Monaten berichten Medien über die Lizenzverhandlungen zwischen Apple und der Musikindustrie. Nachdem Google und Amazon bereits ähnliche Dienste vorgestellt haben, folgt nun Apple. Musik wird auf den Servern von Apple gelagert und kann vom Nutzer damit auf jedes Gerät mit Internetzugang geladen werden. Die Funktion ist für Lieder verfügbar, die über den iTunes Store gekauft wurden, aber auch für sonstige erworbene Musik. Dazu scannt Apple einfach alle Lieder in der Sammlung des Nutzers und markiert die entsprechenden Songs im iTunes Store - auf anderen Geräten können diese Lieder dann geladen werden. Für dieses Scan-Verfahren verlangt Apple jedoch rund 25 Dollar pro Jahr. Ob der Dienst in Österreich verfügbar sein wird, ist unklar. Vergleichbare Angebote von Amazon und Google werden aus lizenzrechtlichen Gründen hierzulande nicht angeboten.

iCloud synchronisiert außerdem iBooks, Dokumente und sogar Apps, die dann allerdings auf jedem Gerät wieder heruntergeladen werden müssen. Eine kleine Einschränkung gibt es bei Fotos: Es werden 1000 Bilder gespeichert und nach 30 Tagen aus iCloud gelöscht - will man sie auf einem bestimmten Gerät behalten, müssen sie in ein Album verschoben werden. Für alle Nutzer, die komplett auf die Verbindung zum Computer verzichten wollen, kann in der iCloud sogar ein komplettes Backup des Geräts abgelegt und zum Beispiel auf ein neues iPhone gespielt werden. Im Unterschied zu MobileMe soll iCloud kostenlos sein - geboten werden dafür 5 Gigabyte Speicher für Backups, Mails und Co. Verfügbar ist der Dienst gemeinsam mit iOS 5 im Herbst. 

Google trumpft auf

Gegenüber Google gerät Apple am Mobil-Markt immer mehr unter Druck: Das mobile Betriebssystem Android hat iOS am Smartphone-Markt bereits überholt. Gemeinsam mit dem iPad ist der Marktanteil von iOS zwar noch höher, aber seit kurzem ist mit dem Motorola Xoom auch das erste Tablet mit speziellem Tablet-Android verfügbar - und viele Hersteller haben weitere Android-Tablets angekündigt. 

(sg)

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