Steve Jobs Biografie: Das Klischee des Genies

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Steve Jobs Biografie Klischee(c) EPA (BRITTA�PEDERSEN)
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In der einzigen autorisierten Biografie über Steve Jobs beschreibt Walter Isaacson ein Genie zwischen Perfektionismus und LSD-Rausch, Tyrannei und Zen-Buddhismus.

Walter Isaacson zeichnet ein anderes Bild von Steve Jobs als jenes verklärte des unfehlbaren „iGod“. Misanthrop soll Jobs gewesen sein, der sich seine eigene Realität schuf und die Welt so verbog, bis seine Vorstellung Wahrheit wurde. „Mit einem Hang zur Grausamkeit“, beschreibt ihn seine Exfreundin, die er mit 23 Jahren schwanger sitzen ließ. Bis zum Vaterschaftstest war er in seiner Wirklichkeit „nicht Vater dieses Kindes“.

So unsympathisch Jobs kapitelweise wirkt, so gern verzeiht man ihm an anderer Stelle. Dem Autor ist es nicht immer gelungen, seine Bewunderung für den Apple-Mitgründer auszuklammern. So geschieht es, dass man als Leser gern auf Jobs Seite steht, als er seiner eigenen Firma verwiesen wird, weil er sich durch seine kompromisslose, tyrannische Art mehr Feinde als Freunde machte.

Über weite Strecken bietet die Geschichte wenige Überraschungen und oft stellt sich das Gefühl ein, man lese die Biografie einer Kunstfigur aus Hollywood, die das prototypische Leben eines unbequemen Genies lebt – zum Beispiel Jobs als Opfer seiner eigenen Kindheit, die er als Adoptivkind verbracht hat, das in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen ist. Seine kindliche Leidenschaft für Technik, das Basteln in der berühmten Garage und eine Schulzeit mit reichlich Drogenkonsum runden das Bild ab.

Die Leidenschaft, aus der Apple geboren wurde, schreibt Jobs selbst bei einem Vortrag in Stanford zum Teil den Drogen zu und fragt ganz unverblümt in das brave Publikum: „Wie viele von euch haben schon einmal LSD genommen?“ Nervöses Kichern war die Antwort. sg

Walter Isaacson: „Steve Jobs“. Bertelsmann, 700 Seiten, 25 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2011)

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