Verbotene Preisabsprachen: Apple im Visier der US-Justiz

(c) AP (Paul Sakuma)
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Der iPad-Hersteller soll mit fünf Verlegern einen Mindestpreis für E-Books vereinbart haben – auf Kosten der Konsumenten. Für Verleger und die Buchverkäufer bedeuten die höheren Preise ein Milliardengeschäft.

Wien/Stef. Steve Jobs war nicht nur für seinen Jähzorn bekannt. Auch sein autoritärer Verhandlungsstil gehört zu den Legenden rund um den verstorbenen Apple-Gründer. So soll Jobs zum Zeitpunkt des ersten iPad-Launches ein ernstes Wort mit den Verlegern dieser Welt gesprochen haben: „Wir haben gesagt, wie es läuft. Ihr erhöht den Preis, wir kassieren 30Prozent. Und der Konsument bezahlt eben ein bisschen mehr“, zitiert Walter Isaacson den legendären Entrepreneur in seiner Biografie.

Vielleicht war es diese Aussage, die das US-Justizministerium auf den Plan gerufen hat. Exakt fünf Monate nach Jobs' Tod, just am Tag nach der Vorstellung des neuesten iPad, wurde bekannt, dass die Behörden gegen Apple und fünf Verleger ermitteln. Der Elektronikkonzern und die Buchproduzenten sollen seit Jahren die Preise für E-Books absprechen, berichtet das „Wall Street Journal“.

So soll Jobs einigen der bekanntesten Verleger das sogenannte Agenturmodell aufgezwungen haben. Bei diesem Geschäftsmodell legt der Verleger den Endpreis für den Konsumenten fest. Firmen wie Apple oder Amazon, die mit ihren E-Books-Lesegeräten iPad und Kindle als Zwischenhändler die Bücher vertreiben, kassieren Provision. Sie können den Endpreis aber nicht mehr bestimmen.

Ominöse Preiserhöhungen

Dieses Modell ist grundsätzlich nicht verboten. Allerdings soll der Elektronikkonzern die fünf Verleger – Simon & Schuster, Hachette Book Group, Penguin Group, Macmillan und Harper Collins – gezwungen haben, auch Apple-Konkurrenten wie Amazon zu höheren Preisen zu verpflichten. Sowohl die Verleger wie auch die E-Books-Verkäufer verdienen daran. Die Rechnung bezahlt der Konsument, indem er elektronische Bücher teurer erwirbt.

Tatsächlich vertrieb Amazon noch vor einigen Jahren über seinen Kindle aktuelle Bestseller regelmäßig zum Preis von weniger als zehn US-Dollar (7,6 Euro). Nach dem Markteintritt von Apple verteuerten sich die E-Books. Heute bekommt der Konsument neu erschienene Bücher kaum zu einem Preis von unter 15 Euro – obwohl sich die Verleger die Druckkosten ersparen.

Für Verleger und die Buchverkäufer bedeuten die höheren Preise ein Milliardengeschäft. In den USA macht der Markt für elektronische Bücher laut dem Branchenmagazin „Publishers Weekly“ sechs Prozent des gesamten Buchmarktes oder 28 Milliarden Dollar aus. In Österreich verkauften sich 2011 E-Books im Wert von 800 Millionen Euro. Bis 2015 wird eine Verdoppelung des weltweiten Marktes erwartet.

Apple und die fünf Verleger bestreiten die Vorwürfe. Ob ihnen der Prozess gemacht wird, entscheidet sich in den kommenden Monaten. Oftmals werden in den USA derartige Fälle außergerichtlich gelöst, indem Firmen hohe Geldbußen bezahlen, ohne die Schuld einzugestehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2012)

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