Halo 4 im Test: Die Wiedergeburt des Übermenschen

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Mit dem actionlastigen Videospiel Halo 4 kehrt eine Ikone der Szene zurück: der Master Chief. Das Spiel selbst bleibt auf vertrauten Pfaden. Die Entwickler haben viel Augenmerk auf die grafische Darstellung gelegt.

"Man hat nie genug Munition", lautet eine von Murphys Regeln für den Nahkampf. Das trifft ab der ersten Minute auch auf "Halo 4" zu, den neuesten Teil einer der erfolgreichsten Videospielserien aller Zeiten. Mehr als zwei Milliarden Euro haben die verschiedenen Titel bereits in die Kassen der Entwickler und des Partners Microsoft gespült, auf dessen Spielkonsole Xbox 360 die "Halo"-Reihe exklusiv verfügbar ist. Nun soll die Serie aufgepeppt und mit der Rückkehr des Master Chief, der Held des Originalspiels, der seit 2007 wortwörtlich auf Eis gelegen ist, für noch mehr Geld in den Kassen sorgen.

Von Beginn an werden Spieler mit actionreichen Ballersequenzen und bombastischen Inszenierungen, wie einem künstlichen Planeten, der eine ganze Raumschiffflotte in sein Gravitationsfeld zieht, oder über malerischen Landschaften schwebenden, gigantischen Apparaten, überrascht. Man merkt, dass die Entwickler viel Augenmerk auf die grafische Darstellung gelegt haben, die im Vergleich zu früheren Teilen deutlich verbessert wurde.


Alte Bekannte. Dafür werden Fans der Serie sich schnell wieder an die Feinde erinnern, die einem an jeder Ecke begegnen. Die Covenants, die dem Master Chief schon seit Beginn der Serie im Weg stehen, sind auch wieder dabei. Dazu gesellt sich ein neuer, noch gefährlicherer Feind, die Prometheans. Die Vorgehensweise bleibt aber gleich: Deckung suchen, Bewegungsmuster der Gegner durchschauen und abdrücken. Dennoch ist Vorsicht geboten. "Befindet sich der Feind in Reichweite, so gilt das auch für dich", lautet eine weitere von Murphys Regeln, und auch diese trifft hier zu.

Master Chief ist aber nicht einfach nur ein Soldat, sondern ein Spartan, ein genetisch und technologisch hochgezüchteter Supersoldat, der normale Menschen in allen Belangen übertrumpfen soll. Hinzu kommt die Rüstung, deren Schilde sich immer wieder unermüdlich aufladen. Man wird zur ultimativen Kampfmaschine, einem heroischen Krieger mit einer anonymen, goldglänzenden Maske, hinter der auch jeder Teenager stecken könnte, der es nach der Schule nicht erwarten kann, sich wieder ans Gamepad zu setzen.

Genau dieser Drang nimmt aber im Zuge des Spiels ab. So sehr der Bombast und die Action einen Jerry Bruckheimer erblassen lassen könnten, so langweilig werden mit der Zeit auch die Ballersequenzen. Nach einer kurzen Pause und ein paar Gängen, Waldwegen oder Schluchten gelangt der Spieler immer wieder in offene Bereiche, in denen sich Feinde befinden. Spieleentwickler nennen das "Arena", und "Halo 4" hat an jeder Ecke eine, die immer nach einem ähnlichen Schema funktioniert. Bis man das tausendste Alien mit Kugeln, Plasmastrahlen oder Kristallprojektilen perforiert hat, ist der Spaßfaktor gesunken. Der gelungene Multiplayer-Modus schafft hier zum Glück Abhilfe.


Kein Mut. "Halo 4" ist eigentlich genau das, was es verspricht. Eine weitere Nummer hinter einem bewährten Konzept. Die Entwickler haben sich nicht getraut, viel zu verändern, um die Fans zufriedenzustellen. Damit wurde aber auch die Chance verpasst, der Reihe und ihrem Helden nach fünf Jahren einen Neuanfang zu verpassen. Zu groß war wohl die Angst, dass die Milch der alten Cashcow sauer werden könnte. Die "Halo"-Fans wird es aber wohl kaum stören.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2012)


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