Nissan: Vom Bildschirm auf die Straße rasen

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Playstation-Kids ist der Name bestens vertraut - nun bringt Nissan das Kultlabel Nismo als Performance-Linie auf die Straße. Lassen sich Helden des Bildschirms leichter verkaufen?

Einen Umweltpreis hat Sony dafür noch nicht bekommen. Dabei werden täglich Millionen Straßenkilometer auf der weltweit meistverkauften Spielkonsole, der Playstation, abgespult, ohne dass dabei auch nur ein einziges Gramm CO2 emittiert wird.

Gran Turismo heißt das Programm, mit dem Kids inoffiziell Auto fahren lernen, besser gesagt: Rennen fahren. Das Kultspiel, das Enthusiasten freilich als ernst zu nehmende Fahrsimulation verstanden wissen wollen, hat Fans auf der ganzen Welt, und per Internet können alle gegeneinander fahren, ob sie in Moskau, Shanghai oder WienRudolfsheim am Lenkrad drehen. An Verkaufszahlen stellt der Titel die erfolgreichsten Automodelle der Welt bequem in den Schatten: In fünfter Generation auf dem Markt hat sich Gran Turismo bislang über neun Millionen Mal verkauft.

Der globalen Gran-Turismo-Gemeinde braucht man Nismo zum Beispiel nicht zu erklären. Der Name steht für Nissan Motorsport, mithin eine Abteilung, die die Rennsportaktivitäten des Herstellers koordiniert.

Fragen Sie die Kids

Lange Zeit war das Label nur Tuning-Fans und dem Connaisseur japanischer Sportwagen ein Begriff, doch das änderte sich, als 1997 der kleine Tokioter Software-Entwickler Polyphony Gran Turismo vorstellte.

Autorennspiele gab es damals bereits jede Menge, doch Polyphony-Gründer Kazunori Yamauchi verlegte sich ganz auf real existierende Automodelle, deren fahrerische Eigenheiten er im Spiel zu simulieren versuchte. Das eröffnete einen völlig neuen Reiz für Gamer und Autofans und begründete den überraschenden Erfolg des Titels.

Zunächst hatte es Yamauchi schwer, Hersteller zu überzeugen. Naheliegend waren es japanische Automarken, die als erste mit im Boot waren und den Programmierern Autos und Daten zur Verfügung stellten. Umgehend avancierte ein Modell zum Star des Games, der Nissan Skyline GT-R. Ihn konnte man per virtuellem Tuning von Nismo zum Monster aufrüsten (wie übrigens auch tatsächlich auf der Straße). Was mit Nismo alles geht? Fragen Sie einfach Kids mit Playstation im Haus.

Heute kann sich Kazunori Yamauchi aussuchen, welche Autos in seinem Spiel mitfahren. Hersteller betteln darum, ins Repertoire aufgenommen zu werden. Sogar Ferrari gab zuletzt den elitären Hochmut auf und ist auf der jüngsten Generation von Gran Turismo vertreten. Es ist ziemlich uncool, nicht dabei zu sein.

In diesem Sinne hofft Renault-Nissan-CEO Carlos Ghosn auf Unterstützung vom Bildschirm. Im Jahr 2011 entschied er, mit Nismo als sportlichem Ableger von Nissan auf den Plan zu treten. Mit dem Juke Nismo (siehe Fahrbericht unten) ist nun der Anfang getan.

Von der Couch zum Händler

Konzernchef Ghosn folgt damit dem erfolgreichen Beispiel von BMW und Mercedes: Unter den Submarken M respektive AMG lassen sich teurere Autos verkaufen, deren Kultstatus auch noch schön auf die Hauptmarke abfärbt.

Jetzt müssen nur noch die vielen, bislang vorwiegend auf der Couch fahrenden Nismo-Fans überzeugt werden, dass ihr Faible auch auf der Straße Spaß macht. Denn dort kostet ein Auto echtes Geld.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2013)

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