Xbox One online oder offline? Microsoft tanzt um den heißen Brei

Viele Spiele werden Cloud-Dienste nutzen und damit eine Online-Verbindung benötigen. Microsoft gibt keine klaren Antworten auf brennende Fragen.

Wie oft muss die Xbox One online gehen, um zu funktionieren? Welche Spiele beziehungsweise welche Inhalte benötigen eine ständige Online-Verbindung? Wie sieht es mit der Weitergabe von Spielen aus? All diese Fragen beschäftigen die Gaming-Fans, seit Microsoft seine Xbox One vorgestellt hat, die heuer noch auf den Markt kommen soll. Bisher sind die Antworten unbefriedigend. Hoffnungen auf eine Abwärtskompatibilität mit älteren Xbox-360-Spielen, etwa per Download oder Streaming, wie Sony das mit der PlayStation 4 lösen will, erteilt Spartenchef Don Mattrick eine endgültige Absage. "Wenn du rückwärts kompatibel bist, bist du rückwarts gewandt", sagt der Manager im Interview mit dem Wall Street Journal.

Alle 24 Stunden online?

Bezüglich der Online-Verbindung der Xbox One wird Microsoft-Manager Phil Harrison in einem Interview mit Wired etwas präziser. Kurz nach der Veröffentlichung hatte gerade er noch davon gesprochen, dass die Konsole alle 24 Stunden Verbindung mit Microsofts Servern aufnehmen müsse. Nun relativiert er. Es gebe technische Lösungen dafür, "wie oft das Gerät 'pingen' muss", gibt er zu. "Wir haben darüber noch nicht öffentlich geredet, aber es wird sehr benutzerfreundlich sein", versichert Harrison. Damit ist die Frage, ob und wie oft die Xbox One sich mit Microsofts Servern verbinden muss, um funktionieren können, nach wie vor nicht ausreichend beantwortet.

Cloud-Berechnung für Spiele

"Gewisse Single-Player-Spiele" sollen auch ohne Internetverbindung funktionieren, sagt Harrison. Welche das sein werden und ob es diesbezüglich Anforderungen von Microsoft gibt, bleibt offen. Dafür kann Harrison vielleicht aber gar nichts. Fix ist, dass der Hersteller seine Server von 15.000 auf 300.000 Stück erweitert. Denn Spieleentwickler sollen die Chance erhalten, gewisse Inhalte nicht mehr direkt auf der Konsole, sondern auf Microsofts Server-Hardware berechnen zu lassen. Nutzt ein Spiel diese Funktion, kann es selbst im Einzelspieler-Modus nur mit einer aktiven Internet-Verbindung laufen. Naturgemäß kann Harrison noch nicht sagen, welche Spiele das sein werden.

Seit 2006 mussten Xbox-Fans auf eine neue Konsole warten. Am Abend des 21. Mai 2013 hat Microsoft nun das neue Gerät enthüllt. Xbox One nennt sich das Ding und soll alle Entertainment-Bedürfnisse auf einmal erfüllen. (c) Reuters (Nick Adams)

Die Xbox One besteht nicht aus einem, sondern aus drei Teilen. Der eigentlichen Konsole, dem überarbeiteten Xbox-Controller und dem neuen Kinect-Sensor. (c) EPA (Microsoft Handout)

Die Konsole selbst basiert auf PC-Hardware, die ordentlich Leistung bieten soll. Acht Rechenkerne, 8 Gigabyte Arbeitsspeicher und eine 500-GB-Festplatte werden von Microsoft verbaut. (c) Reuters (Nick Adams)

Ausreichend Anschlüsse für USB 3.0 und HDMI bietet die Xbox One auf jeden Fall, um etwa den Plattenplatz noch zu erweitern. (c) Reuters (Nick Adams)

Der neue Controller (links im Bild) wurde im Vergleich zum alten (rechts) etwas schlichter gestaltet. Neu sind aber auch die Innereien. So sollen die Analog-Sticks präziser geworden sein und die Abzüge an der Oberkante können vibrieren, etwa um Schüsse besser zu simulieren. (c) Reuters (Nick Adams)

Eines der Kernelemente der Xbox One ist der überarbeitete Kinect-Sensor. Er wurde deutlich präziser und soll sogar feinste Körperbewegungen aufnehmen können. Apropos aufnehmen: Das Mikrofon hört immer zu, selbst wenn die Konsole abgeschaltet ist. Denn per Sprachkommando "Xbox on" lässt sie sich wieder einschalten. (c) Reuters (Nick Adams)

Auf dem Bild ist zu sehen, wie Kinect Menschen wahrnimmt. Selbst den Herzschlag soll der Sensor analysieren können. Die Spracherkennung wurde so verfeinert, dass sie auch verschiedene Stimmen unterscheiden soll. (c) Reuters (Nick Adams)

Die Benutzeroberfläche wirkt bekannt und erinnert noch stärker an Windows 8 als bisher. Das kommt nicht von ungefähr, denn neben dem Xbox-System läuft auf der Xbox One auch ein Windows-Kernel, etwa für die Nutzung des Internet Explorers oder Skype. (c) EPA (Microsoft Handout)

Spiele können auch heruntergeladen werden

Eine Absage erteilt Harrison allerdings dem Gerücht, dass Microsoft eine Gebühr verlangen könnte, wenn man ein Spiel herborgen oder bei einem Freund spielen möchte. Das soll weiterhin wie gewohnt funktionieren. "Man hat exakt dieselben Einschränkungen, die man heute hat", beteuert Harrison. So kann man ein Spiel etwa nur auf einem Gerät gleichzeitig spielen, wenn man es auf mehreren installiert hat. Das optische Medium, in Zukunft Blu-ray statt HD-DVD, soll aber lediglich eine Art Schlüssel sein. Die Konsole installiert das Spiel oder lädt es von Microsoft herunter. Wenn man ein Spiel bei einem Freund spielt (und notwendigerweise installiert) und dieser findet Gefallen daran, so kann er das auf seiner Xbox One installierte Spiel "freikaufen" und dann selbst uneingeschränkt nutzen. Alle Xbox-One-Games sollen sowohl auf Scheibe als auch rein digital verfügbar sein.

Vieles noch ungeklärt

Viele Fragen rund um die Xbox One bleiben noch offen. Preis und Verfügbarkeit stehen noch nicht fest, außer dass Microsoft das Gerät noch heuer auf den Markt bringen will. Fest steht, dass nicht mehrere Versionen, sondern nur eine Konsole Ende des Jahres auf den Markt kommen soll. Eventuell wird der Hersteller auf der E3 in Los Angeles, die von 11. bis 13. Juni stattfindet, weitere Informationen auf Lager haben.

(db)