Erstmals ausprobiert: Xbox One vs. PlayStation 4

Erstmals ausprobiert: Xbox One vs. PlayStation 4
Erstmals ausprobiert: Xbox One vs. PlayStation 4(c) Presse Digital (Daniel Breuss)
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DiePresse.com konnte sich auf der E3 einen ersten Eindruck von den neuen Konsolen und deren Spielen verschaffen. Eine Zwischenbilanz von der Spiele-Messe.

Geht es nach diversen Internet-Umfragen, so hat Sony bereits den Kampf um die Vorherrschaft am Konsolenmarkt gewonnen. Das Bekenntnis zu gebrauchten Spielen sowie eine Absage an eine ständige Online-Verbindung haben phrenetischen Jubel im Publikum ausgelöst. Der Ansturm auf den Microsoft-Stand auf der Gaming-Messe E3 in Los Angeles war dennoch enorm. Sich durch die Massen zu wühlen war um nichts einfacher als beim Sony-Stand, der praktischerweise nebenan angesiedelt war.

Doch welche Konsole soll man sich im Herbst zulegen, wenn beide (zumindest laut bisherigen Plänen) auf den Markt kommen sollen? DiePresse.com hatte auf der E3 die Gelegenheit, beide Geräte auszuprobieren, beziehungsweise einige der Spiele, die zum Start der Konsolen verfügbar sein sollen. Der in diesem Artikel geschilderte Eindruck ist allerdings nur ein vorläufiger, da die Xbox One erst im November und die PlayStation 4 zum Weihnachtsgeschäft erscheinen werden und bis dahin noch einiges geändert werden kann. Die Entertainment-Funktionen und die Benutzeroberfläche außerhalb der Spiele konnten auch noch nicht getestet werden.

Hardware

Auf den ersten Fotos sah die Xbox One wie ein klobiger Kunststoff-Klotz aus. Live wirkt sie deutlich ansprechender, bleibt aber dennoch stark hinter der PlayStation 4 zurück, die um etwa ein Drittel kleiner ist. Noch dazu ist bei der Microsoft-Konsole das Netzteil immer noch nicht im Gehäuse integriert. Bei den Innereien setzen beide auf AMDs Jaguar-Prozessorarchitektur mit 8 Rechenkernen und dessen Radeon-Grafik. Durch mehr Grafik-Rechenkerne steht die PlayStation 4 aber stärker da. Theoretisch kann die Konsole 1,84 Billionen Gleitkommaoperationen pro Sekunde durchführen. Die Xbox One kommt auf 1,23 Billionen. Auf dem Papier bieten beide 8 Gigabyte RAM, davon sind bei der Xbox One aber nur fünf Gigabyte für Spiele verfügbar. Insofern hat die PlayStation 4 sowohl beim Design, als auch bei der Leistung die Nase vorn.

Steuerung

Der Xbox-360-Controller gilt als eines der besten Steuergeräte für Videospiele. Dementsprechend war Microsoft sehr vorsichtig bei der Neuauflage für die Xbox One. Das Steuerprinzip bleibt gleich, dafür sind neue Vibrationsmotoren für die Abzüge auf der Rückseite eingebaut worden. Sonys PS4-Controller wurde etwas größer, griffiger und hat ein Touchpad spendiert bekommen. Was man damit machen kann, ist aber noch nicht ganz klar. Der Hersteller zeigte noch keine Anwendungen dafür. Beide liegen gut in der Hand, im Endeffekt kommt es auf persönliche Präferenz an. Die Xbox One bietet noch die Bewegungssteuerung Kinect 2, die bei jeder Konsole dabei sein wird. Kritiker behaupten, Microsoft könne damit Spieler ausspionieren. Der Hersteller beteuert aber das Gegenteil und verspricht, dass der Sensor abgeschaltet werden kann.

Online-Funktionen

Microsoft hätte gerne, dass Spieler mit der Xbox One ständig online sind. Noch dazu soll das Gerät mindestens alle 24 Stunden Verbindung mit den Servern des Unternehmens aufnehmen, damit überhaupt Spielen möglich ist. Sony hat keinerlei solche Einschränkungen für die PlayStation 4 vorgesehen. Allerdings setzt der Großteil der kommenden Spiele auf Online-Funktionalitäten. Der Trend wird sich noch stärker fortsetzen, insofern könnte sich in Zukunft die Frage, ob eine Konsole online geht oder nicht, gar nicht mehr stellen, sondern wäre eine Bedingungen, um das Spielerlebnis überhaupt zu nutzen. Gerade bei der Xbox One, wenn die angepriesene Möglichkeit, Teile des Spiels nicht auf der Konsole, sondern auf Microsofts 300.000 Server starkem Rechenzentrum zu berechnen, in immer mehr Spielen implementiert wird.

Exklusive Spiele

Viele Titel, darunter der mit Spannung erwartete Cyber-Thriller "Watch Dogs", der Ego-Shooter "Battlefield 4" und EAs Sport-Spiele, werden für beide Konsolen erscheinen. Exklusiv zum Start wird es für die Xbox One das grafisch beeindruckende Römer-Kampfspiel "Ryse - Son of Rome", das ebenfalls höchst detailreiche Rennspiel "Forza Motorsport 5" und das schwarzhumorige Zombie-Gemetzel "Dead Rising 3" geben. Später folgen dann unter anderem "Quantum Break" von den "Max-Payne"- und "Alan-Wake"-Machern Remedy (bekannt für stark verzögerte Erscheinungstermine), das Prügelspiel "Killer Instinct", sowie der Action-Kracher "Titanfall", der allerdings auch für PC und Xbox 360 kommen wird. Sony setzt auf den grafisch oppulenten Ego-Shooter "Killzone: Shadow Fall", das familienfreundliche "Knack" und das Ehrgeiz fördernde soziale Rennspiel "Driveclub", bei dem man sich jederzeit mit anderen Spielern misst. Das Action-Game "Infamous: Second Son" folgt im ersten Quartal 2014. Noch keinen Termin haben das noch schwer einzuschätzende "The Order - 1866", sowie die Independent-Titel "Below" und "Secret Ponchos".

Gebrauchte Spiele

Aufgrund des unfertigen Status der meisten Spiele auf der E3 lässt sich schwer abschätzen, welche Plattform hier die Nase vorne hat. Viele Spiele werden auch parallel für die älteren und neuen Konsolen erscheinen. Und dann gibt es noch die Sache mit den gebrauchten Spielen. Wie der Eigentümer einer US-Spielehandelskette im Gespräch mit DiePresse.com sagt, verdient er mehr mit gebrauchten Spielen als mit den neuen Titeln. Dort mache die Marge nur ein paar von den 60 Dollarn aus, die neue Spiele kosten. Sony hat sich dazu bekannt, gebrauchte Spiele uneingeschränkt zu unterstützen. Microsoft will es Spielern ermöglichen, dass sie ihre Titel immer und überall auf jeder beliebigen Xbox One spielen können, weshalb der Hersteller eigentlich eine Lizenz für ein Spiel und kein Eigentum verkauft. Diese Lizenz soll aber übertragbar sein. Den genauen Modus dafür hat Microsoft aber noch nicht bekannt gegeben.

Beide Hersteller lehnen es ab, für die von ihnen selbst entwickelten Games Geld beim Gebrauchtverkauf zu verlangen. Microsoft schließt aber nicht aus, dass andere Entwickler das tun könnten. Dafür hatte es Kritik gehagelt. Sony verkündete auf der E3 groß, dass es keine Einschränkungen gebe. In einem Interview mit Spike TV erklärte Sonys US-Chef Jack Tretton aber, man werde Drittanbietern nicht verbieten, Einschränkungen beim Weiterverkauf von Spielen einzuführen. Sony erklärte später, bei den Aussagen sei es um Online-Funktionen gegangen. Derartige Einschränkungen sind schon jetzt bei der PlayStation 3 möglich.

Innovationsfreude

Sony ist dafür bekannt, gerne neue Konzepte auf seinen PlayStations umzusetzen. In der Vergangenheit waren "Shadow of the Colossus" oder kürzlich "The Last of Us", das berührende "Rain", das ambitionierte "Heavy Rain" oder das faszinierende "Journey" allesamt Titel, die sich vom Rest der Branche wohltuend abheben konnten und Spieler auf einer emotionalen Ebene ansprachen. Die Xbox-Marke hat hier mehr Spiele von der Stange, insbesondere im Action Genre, wie etwa die "Halo"-Reihe oder "Gears of War". Auf der E3 wurde aber mit "Project Spark" ein Titel vorgestellt, der auf das kreative Potenzial der Spieler setzt und mit der Möglichkeit, vollkommen freie Spielwelten zu gestalten, sich zu einem erstklassigen Community-Building-Tool mausern könnte. Der Kinect-Sensor ist mit Abstand die fortgeschrittenste Bewegungssteuerung auf dem Spielemarkt und könnte mit Sprachkommandos und natürlicheren Gesten für intensivere Spielerlebnisse Sorgen. Allerdings nur, wenn die Entwickler dieses Potenzial auch ausschöpfen.

Kosten und Nutzen

499 Euro für die Xbox One, 399 Euro für die PlayStation 4. Klingt auf den ersten Blick nach einer einfachen Entscheidung. Die Microsoft-Konsole hat aber bereits den Kinect-Sensor integriert. Das PlayStation 4 Eye und der Move-Controller kosten extra. Beide bieten einen Online-Dienst gegen Bezahlung an. Xbox Live Gold kostet 60 Euro im Jahr, PlayStation Plus soll "weniger als fünf Dollar im Monat" kosten. Der Preis wird vermutlich bei exakt 4,99 liegen - wohl auch in Euro. Sonys PlayStation Network wurde vor zwei Jahren gehackt, wobei 77 Millionen Benutzerdaten entwendet wurden. Seitdem will der Hersteller seine Plattformsicherheit verbessert haben. Microsoft hat bisher mit Xbox Live einen verlässlichen Online-Dienst bereitgestellt und kann auf jahrelange Erfahrung zurückblicken. Allerdings hat Sony aufgeholt, was die Zuverlässigkeit betrifft und bietet für fast dasselbe Geld mehr für seine Spieler.

Vorläufiges Fazit

Beim ersten Ausprobieren konnten die neuen Xbox-One-Spiele mehr überzeugen als die PS4-Titel. Insbesondere bei der Grafik merkt man den theoretischen Leistungsvorsprung der Sony-Konsole nicht. Dieser Eindruck ist aber mit Vorsicht zu genießen, da die Messeversionen allesamt noch nicht das fertige Produkt widerspiegeln. Rein von der Hardware wirkt die PlayStation 4 besser durchdesignt, auch der Preis erscheint auf den ersten Blick attraktiver. Die Sache mit den gebrauchten Spielen dürfte Sony ebenfalls gewonnen haben, wobei die neuesten Aussagen von Tretton das auch wieder in ein anderes Licht rücken. Microsofts Cloud-Technologien könnten für Zukunftssicherheit sprechen. Noch ist aber nicht klar, wie und wie intensiv das genutzt werden wird.

Bis November, wenn die Konsolen erwartet werden, ist noch eine Menge Zeit. Und in dieser kann sich noch einiges ändern. Zu eilige Vorbestellungen sollten also noch nicht abgegeben werden. Auch ist für den Erfolg der Plattformen komplett unklar, wie stark sich die Diskussion rund um Online-Notwendigkeit und Gebrauchtspielen auf den Massenmarkt wirklich auswirkt. Bedauerlich ist, dass der echte "Show-Stopper" bei beiden Herstellern gefehlt hat. Die nächste Gelegenheit für Neuvorstellungen bietet die Gamescom in Köln, die heuer vom 21. bis 25. August stattfinden wird.

Offenlegung

DiePresse.com ist heuer auf Einladung von Microsoft auf der E3 in Los Angeles. Die Redaktion nahm diese Einladung nur unter der Voraussetzung an, dass eine unabhängige Berichterstattung garantiert bleibt.

(db)

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