Spannendes Duell in der Konsolen-Liga

Spannendes Duell KonsolenLiga
Spannendes Duell KonsolenLiga(c) EPA (MICHAEL NELSON)
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Sieben Jahre haben sich Sony und Microsoft Zeit gelassen, um den Kampf der Spielkonsolen wieder anzuheizen. Playstation 4 und Xbox One lassen die Emotionen hochkochen – derzeit führt Sony.

In den Fanlagern von Spielkonsolen kann es mitunter zugehen wie beim Fußball. Die Spielemesse Gamescom in Köln hat das heuer wieder eindrucksvoll gezeigt. Am Mittwoch haben Sony und Microsoft nach einer fast siebenjährigen Durststrecke erstmals ihre neuen Konsolen dem Publikum präsentiert. Die Gamescom ist eine Messe für Spieler, nicht für Fachpublikum: Beängstigendes Gedränge bei den breiten, aber doch zu schmalen Eingangstüren, lange Warteschlangen vor Ständen, an denen man die Spielehits von morgen zocken darf. „Das ist wie Dortmund gegen Bayern, das will jeder sehen“, sagt Oliver Kaltner von Microsoft auf der Gamescom. Heuer heißt das Match Playstation 4 gegen Xbox One.

Das Schlagwort „console wars“ geistert seit Jahrzehnten durch die Gazetten. In den 1970er-Jahren traten Odyssey gegen Atari an. In den 1990ern saßen in den Fankurven Anhänger von Nintendos SuperNES und Segas MegaDrive. Dann kamen Sega Saturn, Nintendo 64 und Playstation 1, Gamecube und Playstation 2, schließlich die erste Xbox. Zu guter Letzt schickte Nintendo die Wii ins Rennen.

So gut wie nie ging aus dem Kampf ein eindeutiger Sieger hervor. Auch bei der letzten Generation war es bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Laut dem Marktforscher IDC hat Sony in Summe 77 Millionen Playstation-3-Geräte verkauft, während Microsoft rund 76 Millionen Xbox-Konsolen absetzte. Altgediente Mitarbeiter bei Sony erinnern sich bestimmt gern an jene lauschige Zeit als die Xbox noch im Entwicklungslabor-Stadium war. Mit weltweit mehr als 100 Millionen verkauften Exemplaren überflügelte die erste Playstation die Nummer zwei, Nintendo 64, um mehr als das Dreifache. Sony dominierte den Markt mit einem Anteil von 47 Prozent.

Es scheint beinahe, als könnte Sony eine solche goldene Zeit wieder bevorstehen. Die Wii U, Nachfolgerin von Nintendos Überraschungserfolg, ist ein Ladenhüter. In den ersten sechs Monaten seit Marktstart verkaufte sich die Konsole nur 3,6 Millionen Mal – eine Zahl, die die Wii locker in einem Monat erreichte. Sony und Microsoft stehen also wieder zu zweit im Ring, aber der Kampf zwischen Playstation und Xbox hat noch nie eine so deutliche Schieflage bekommen wie heuer. Gut sieben Jahre haben sich die beiden Konzerne Zeit gelassen, um die neue Konsolengeneration zu formen. Das erscheint lange, zumindest Sony hätte aber lieber zehn Jahre gewartet, wie Playstation-Boss Kazuo Hirai noch Anfang 2012 meinte und Gerüchte von einer Neuauflage vom Tisch wischte. Etwas über ein Jahr später erntete CEO Jack Tretton auf der Spielemesse E3 in Los Angeles frenetischen Applaus für die Präsentation der Playstation 4. Er hatte leichtes Spiel: Konkurrent Microsoft war mit der Xbox One vorgeprescht und schien beinahe alles falsch gemacht zu haben.


Kinect? Saurons Auge! Nach der großen Xbox-Präsentation im Frühjahr hagelte es auf Twitter, Facebook und in Blogs Kritik. Zuerst war das der „Onlinezwang“ – die Xbox One muss zumindest einmal täglich ins Netz, um spielbar zu bleiben. Microsoft wollte die Konsole in das Streaming-Zeitalter hieven, Fans witterten eine Überprüfung, ob brav ausschließlich regulär erworbene Spiele gespielt werden. Dann war da die Bewegungssteuerung Kinect, deren Kamera immer aktiv bleibt. Wie „Saurons Auge“, ätzten Spieler in Bezug auf das alles sehende Auge des Oberbösen aus dem Fantasy-Epos „Der Herr der Ringe“. Datenschützer schlugen die Hände über dem Kopf zusammen. Es folgten Restriktionen bei gebrauchten Spielen und schon war die Negativspirale perfekt. Microsoft musste bei diesen wenig geliebten „Features“ zurückrudern.

„Die Kritik zeigt die starke Kraft der Fangemeinde“, beweist Microsoft-Manager Oliver Kaltner Optimismus. „Xbox One, der Name steht dafür, wie viele sich verkaufen werden“, zitiert „Forbes“ einen eingefleischten Xbox-Fan. Microsoft hat selbst sein Stammpublikum verärgert. „Der ,Fanboy‘ in mir schreit nach der Xbox One, der Spieler in mir besteht aber auf der Playstation 4“, bringt es Chris Anderson, Gaming-Journalist des „Business Insider“ auf den Punkt. Neben allen anfänglichen Hoppalas ist die Playstation 4 technisch ein wenig stärker als die Xbox One – und um 100 Euro billiger. Ein einziges Ass hat Microsoft im Ärmel, und das sind die Spiele. Auf der Gamescom wurde mit der kostenlosen Beigabe von „Fifa 14“ zum Marktstart und einem Konsolen-Bundle mit dem nächsten „Call of Duty“ gelockt. Beide Serien sind derzeit Kassenschlager.

Welche Konsole am Ende die Herzen erobern wird, wird sich ab November weisen, wenn die beiden Rivalen erhältlich sind, und womöglich bleibt es beim bisherigen Kopf-an-Kopf-Rennen. IDC rechnet damit, dass die Umsätze mit Spielen bereits 2014 anziehen werden. Bis die Konsolen Profit abwerfen, könnte es noch dauern, meinen Analysten. Auch die Playstation3 brachte jahrelang Verluste. Vielleicht müssen sich Sony und Microsoft aber ohnehin bald nach einer anderen Unterhaltungs-Cashcow umsehen. Die größte Wachstumsrate mit rund 20Prozent entfällt in der Branche auf Gelegenheitsspiele für Tablets und Smartphones. Auch wenn die Umsätze noch niedrig sind – in sechs Jahren, wenn die nächste Konsolengeneration ansteht, könnte sich das Blatt bereits gewendet haben.

Playstation 4 vs. Xbox One

Die Konsolen
Sonys Playstation 4 ist technisch ein wenig stärker als die Xbox One von Microsoft. Der Grafikchip soll um etwa 50Prozent schneller sein, wodurch vor allem Spiele mit hoher Bildfrequenz flüssiger laufen. Auch beim Arbeitsspeicher setzt Sony auf eine neuere Generation als Microsoft. Bei der Steuerung hat sich einiges getan. Der Controller der PS4 ist um ein großes Touchpad, einen Kopfhöreranschluss und spezielle Community-Tasten reicher. Eine Kamera für Bewegungssteuerung und Augmented Reality gibt es, sie muss aber extra gekauft werden. Damit rechtfertigt Microsoft auch den höheren Preis der Xbox, bei der die Kamera Kinect untrennbar zum Lieferumfang gehört. Die Xbox One bietet zudem einen Eingang für Set-Top-Boxen, wodurch nicht mehr zwischen TV-Box und Spielkonsole umgeschaltet werden muss.

Die Spiele
Bei den Spielen, die zum Marktstart geboten werden, hat Microsoft den größeren Köder ausgeworfen. In Europa wird es „Fifa 14“ als kostenlose Beigabe zum Start geben. Auch ein Bundle mit „Call of Duty: Ghosts“ ist geplant, womit bereits zwei der meistverkauften Titel abgedeckt wären. Insgesamt hat Microsoft für den Beginn 23 Titel angekündigt, darunter Highlights wie „Battlefield 4“, oder „Watch Dogs“ und das über Körperbewegungen gesteuerte Kampfspiel „Fighter Within“.

Sony verspricht zum Start 33 Spiele, darunter die Fortsetzungen von „Assassin's Creed“, „Battlefield“, „Fifa“ und „Call of Duty“. Für einige Titel wird es exklusive Zusatzinhalte geben. Vor allem unter den Downloadspielen finden sich einige neue Kreationen, die ausschließlich auf der PS4 verfügbar sein werden.

Datum und Preise
Die Playstation 4 erscheint in Europa am 29.November, in den USA eine Woche früher. Den Preis gibt Sony mit rund 400Euro an, liegt damit 100 Euro unter der Xbox One. Microsoft hat sich noch auf keinen konkreten Termin festgelegt. „Im November“ soll die One erscheinen; in einigen europäischen Ländern sogar erst 2014. Die Verzögerung erklärt Microsoft mit der Bereitstellung lokaler Inhalte. Mit dem Start der neuen Generation werden die Preise der Playstation 3 und der Xbox360 sinken. Sony hat bekannt gegeben, seine ältere Konsole künftig um rund 200 Euro anbieten zu wollen.

Verkäufe

77 Mio. PS3. Die Playstation 3 verkaufte sich weltweit nur geringfügig besser als die Xbox 360.

76Mio. Xbox 360. In einigen Ländern hat Microsoft Sony zuletzt sogar überflügelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2013)

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