Spielzeugautos mit digitaler Seele

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Kleine Spielzeugautos haben wohl auch im digitalen Zeitalter ihren Reiz nicht eingebüßt. In Zukunft wird das Spielerlebnis aber eher an „Need for Speed“ erinnern.

Die Spielsachen unserer Kindheit haben sich seit Jahrzehnten kaum geändert: Nach wie vor spielen Kinder mit Bausteinen, Rennautos und Teddybären“, sagt Boris Sofman, Gründer und Chef der Gaming-Firma Anki. Dass das vielleicht ein wenig romantisch überzeichnet ist, wissen alle Eltern, die ihre Kinder häufig von Videospielen weglocken müssen, damit Zeit bleibt für langweilige, aber notwendige Tätigkeiten. Auch Sofman hat das Zeitalter der Games nicht übersehen – ganz im Gegenteil. Anki bietet kleine Spielzeugautos an, die zwar recht klassisch aussehen, aber dank einer Verbindung mit einem iPad oder iPhone und der Kommunikation untereinander gewissermaßen eine digitale Seele erhalten. „Wir haben uns gedacht: Warum sollte man nicht das Beste aus beiden Welten haben?“, sagte Sofman bei einer Produktpräsentation.


Robotergegner auf der Vinylmatte. Die kleinen Anki-Autos fahren auf einer klassischen Rennstrecke, die auf eine schwarze Matte gedruckt ist. Spezialtinte in der Matte, eine Kamera und ein Mikroprozessor im Auto und die Verbindung mit dem Tablet oder Smartphone sorgen dafür, dass die Fahrzeuge exakt wissen, wo auf der Matte sie sich befinden und wie ihr Verhältnis zu Markierungen und Gegnern ist. Wie Figuren in einem Videospiel hat jedes Auto einen Namen, individuelle Stärken und Schwächen und ist lernfähig. Jeder Spieler kann sein eigenes Auto steuern und so gegen bis zu drei weitere Spieler um die Wette fahren. Derzeit funktioniert das mit einem iPhone ab der Version 4S, einem iPad ab der dritten Generation und dem iPad mini. Mit einigen Waffen und einem Verlangsamungsstrahl kann außerdem der Erfolg der Mitstreiter beeinträchtigt werden. Siegespunkte werden in Upgrades investiert. Anki kann aber auch allein gegen einen Computergegner gespielt werden. Die anderen Autos werden auf der Vinylmatte dann ganz ohne weiteres Zutun gesteuert und passen sich sogar an das Verhalten des menschlichen Gegners an – das ist tatsächlich ein großer Sprung für Spiele mit realen Spielzeugautos. Auf die Spitze getrieben wird das mit einem Modus, in dem alle Autos automatisch gesteuert werden. Die Spieler könnten sich zurücklehnen und Wetten auf den Sieger abschließen – sozusagen eine Spielerei für leidenschaftliche Formel-1-Zuseher. Das Hightech-Spielzeug hat allerdings auch seinen Preis. Derzeit ist ein Anki-Set mit zwei Autos in den USA um 199 Dollar erhältlich.


Digi-Bausteine und Robo-Bälle. Anki ist nicht die erste Firma, die Spielzeug mit Videospielen zu verbinden versucht. Lego hat den Sprung in das digitale Spielezeitalter etwa mit „Mindstorms“ gut gemeistert. Und schon vor Jahren machte „Sifteo“ mit Bausteinen auf sich aufmerksam, die dank integrierter Computertechnik durch Bewegungen aufeinander reagieren und so den Inhalt auf den Displays manipulieren lassen. Kippt man einen der Blöcke zum Beispiel, könnte etwa ein Ball aus dem Bild „rollen“ und in einem anderen Würfel wieder auftauchen. Über eine Schnittstelle können Entwickler Spiele für „Sifteo“ entwerfen und anbieten. Dasselbe Konzept verfolgt auch „Sphero“, eine Art Roboterball, der ebenfalls über eine Bluetooth-Verbindung mit iPhone, dem iPad oder einem Android-Gerät gesteuert wird. Mittlerweile gibt es rund 25 Spiele, in denen „Sphero“ eine Rolle einnimmt. Die Palette reicht von künstlerischen Apps bis hin zu Zombiekillerspielen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2013)

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