Geplantes Verlustgeschäft mit Spielkonsolen

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Die neuen Spielkonsolen Xbox One und Playstation 4 kosten Microsoft und Sony in der Herstellung mehr, als sie im Verkauf einbringen. Erst Spiele, Filme und Musik lassen die Kassen der Hersteller klingeln.

Wien. Das Geschäft mit den neuen Spielkonsolen ist für Sony und Microsoft gut angelaufen. Eine Million Stück konnten beide Hersteller am jeweils ersten Verkaufstag absetzen. Und Sony erwartet für kommenden Freitag neue Käuferscharen. Dann startet der Verkauf der Playstation 4 erst international – zunächst war sie nur in den USA erhältlich. Die Xbox One wird bereits seit letztem Freitag in den USA und einem Dutzend weiterer Länder angeboten.

Das eigentliche Geschäft werden beide Hersteller aber erst machen, wenn aus den Käufern fleißige Spieler geworden sind. Nach Abzug der Material- und Produktionskosten bleibt pro Konsole kaum etwas übrig, dafür klingeln beim Verkauf von Spielen, Filmen, Musik und Zubehör die Kassen.

18 Dollar Gewinn pro Konsole

471 Dollar kostet Microsoft die Produktion einer Xbox One, schätzen die Analysten der Marktforschungsfirma IHS, die das Gerät in Einzelteile zerlegt und bewertet haben. 90 Dollar mehr als Sony für eine Playstation 4 ausgibt. Das erklärt auch, warum Microsoft seine neue Konsole um 100 Dollar teurer anbieten muss als Sony.  Die Analyse zeigt übrigens, dass der Bewegungssensor Kinect schuld an dem Preisunterschied ist. Allein der Sensor kostet rund 75 Dollar. Die eigentliche Überraschung ist aber, dass die Gewinnmarge in beiden Fällen recht schmal ausfällt. Pro Konsole verdient Microsoft nach dieser Schätzung 28 Dollar, Sony überhaupt nur 18 Dollar. Rechnet man Kosten für Marketing und andere Ausgabe dazu, sind beide Geräte ein Verlustgeschäft. Für hochpreisiges Elektronikspielzeug ist das ungewöhnlich. Apple bleibt zum Beispiel beim Verkauf des billigsten iPad Air ein Betrag von 225 Dollar übrig – bei teureren Modellen steigt diese Marge noch einmal erheblich.

Für Spielkonsolen aber dürften andere Maßstäbe gelten. Das Vorgängermodell der Playstation 4 war in der Produktion zu Beginn um 100 Dollar teurer als die Konsole im Handel gekostet hat, berichtet IHS. Dass es Sony gelungen ist, mit den Kosten der Playstation 4 überhaupt unter dem Verkaufspreis zu bleiben, ist also nicht selbstverständlich. Während der schnelle Prozessor und der Arbeitsspeicher die größten Posten ausmachen, wurde bei andern Komponenten wie der Festplatte oder dem Blu-ray-Laufwerk gespart. Ähnliches gilt für die Xbox One.
Die Produktionskosten der Playstation 3 sanken zwar mit der Zeit – die Konsole hatte einen stolzen Lebenszyklus von sieben Jahren. Allerdings war es nie Sonys Intention, mit der Hardware Geld zu machen.

Verdient wird beispielsweise mit notwendigem Zubehör. Wer einen zweiten Xbox-One-Controller haben will, muss in den USA dafür etwa 55 Dollar bezahlen. In der Produktion kostet das Steuergerät Microsoft aber gerade einmal 15 Dollar. Sony wiederum legt jeder Playstation 4 sicher nicht zufällig mit „The Playroom“ ein Spiel bei, das den Kauf einer zusätzlichen Kamera erfordert.

Richtig gut verdienen Sony und Microsoft aber mit Inhalten. Ein Blockbuster-Spieletitel für die Playstation 4 kostet rund 70 Dollar. Hinzu kommen teils Kosten für Online-Abos, die diverse Netzwerkfunktionen wie gemeinsames Spielen via Internet ermöglichen.

Mit der neuen Konsolengeneration rücken auch andere Inhalte stärker in den Fokus. Playstation und ganz besonders Xbox sollen zu Entertainment-Zentralen im Wohnzimmer werden und neben Spielen auch Filme und Musik aus dem Internet laden. Für einen Vorsprung im Rennen um das vernetzte Wohnzimmer und die Verbindung der Konsole mit TV-Box, Smartphone und Tablet nimmt Microsoft das Verlustgeschäft mit der Xbox gern in Kauf. Die Firmen können nur hoffen, dass die Rechnung aufgeht.
Denn Marktforscher schätzen, dass Microsoft heuer mit der Xbox One einen Verlust von einer Mrd. Dollar einfahren wird.

Preissenkungen erwartet

Eine gute Nachricht haben die Analysten von IHS noch: Sie gehen davon aus, dass Microsoft die sinkenden Produktionskosten durch billiger werdende Komponenten an die Konsumenten weitergeben wird. So sollen die Verkaufszahlen nächstes Jahr wieder angekurbelt werden. Mit anderen Worten: Wer sich mit dem Kauf einer neuen Konsole noch ein wenig gedulden kann, wird mit einem niedrigeren Preis belohnt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2013)

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