Böser Luigi, rette Nintendo!

Der Todesblick von Luigi wurde binnen weniger Stunden zum Kult im Internet.
Der Todesblick von Luigi wurde binnen weniger Stunden zum Kult im Internet. Nintendo
  • Drucken

Im Vorfeld wurde "Mario Kart 8" als Heilsbringer für Nintendos schwächelnde Konsole Wii U gefeiert. Der Test zeigt: das beste Spiel der Rennserie seit Langem. Eine Revolution ist es nicht.

Ein Geständnis zu Beginn: Mario, die Galionsfigur von Nintendo, und ich teilen dasselbe Geburtsjahr. Seit drei Jahrzehnten begleitet der rote Klempner mich und meine Generation durchs Leben. Egal, ob er auf Schildkröten herumhüpfte, die Prinzessin rettete oder ihr Bananenschalen in den Weg legte, wir waren dabei. Umso tragischer ist natürlich das Schicksal, das Nintendos jüngste Spielkonsole Wii U erleidet.

Kein Spielsystem, das die Japaner weltweit auf den Markt gebracht haben, hat sich in den ersten Jahren schlechter verkauft als die Wii U. Neben den „erwachseneren“ Konkurrenten von Sony und Microsoft bekommt die als „Kinderkonsole“ verschriene Wii U bei vielen Gamern keinen Fuß auf den Boden. So steckt sie in einem altbekannten Teufelskreis fest: Zu wenig Käufer zu wenig Entwickler zu wenig gute Spiele zu wenig Käufer. Durchbrechen kann diese Spirale nur Nintendo selbst. Und zwar mit programmierten Quotenhits aus dem Mario-Universum.

Einen davon legte der japanische Konzern vor wenigen Tagen vor: „Mario Kart 8“, die Neuauflage des legendären Fun-Racers, wurde schon vor dem Erscheinen als Rettung für die strauchelnde Wii U gefeiert. Schließlich verkaufte der Konzern vom Vorgängerspiel (Mario Kart Wii) 35,53 Millionen Stück. Auch das erste Verkaufswochenende von „Mario Kart 8“ war vielversprechend: 1,2 Millionen Stück gingen weg. Aber ist das Spiel gut genug, um auch die Konsolenverkäufe anzutreiben?


Same, same but in HD. „Die Presse am Sonntag“ hat das Spiel getestet. Das Fazit vorab: Wer Mario schon liebt, wird begeistert sein. Auch wenn Nintendo mit echten Neuerungen geizt, „Mario Kart 8“ macht genauso viel Spaß wie seine Vorgänger, ist ihnen – dank High Definition – grafisch aber weit überlegen. Neu ist der Anti-Gravitationsmodus, mit dem die Spieler auf 16 neuen Strecken auch Wände, Decken und Möbiusschleifen befahren können. Beim Design haben die Grafiker leider teilweise etwas zu tief in den Achtziger-Retro-Topf gegriffen. Deutlich besser gelungen sind die echten Retro-Parcours. Hier haben die Entwickler 16 bekannten Strecken aus früheren Versionen eine HD-Renovierung spendiert.

Die übrigen Neuerungen kommen eher durch die Hintertüre: Am nützlichsten ist die bessere Ausbalancierung der Items. Anders als in den letzten Versionen haben die Spieler nun eine ernsthafte Chance, als Führende auch die Ziellinie zu queren, ohne unter einem Regen aus blauen Panzern begraben zu werden. Auch weil Nintendo neue Items wie die Superhupe einführt, die blaue Panzer stoppen kann.

Einbußen gibt es im Mehrspieler-Modus. Die Luftballonschlacht ist de facto beerdigt worden. Offenbar hatte Nintendo keine Zeit, keine Lust oder kein Geld, um eigene Arenen dafür zu entwickeln. So fährt man auf überdimensionierten Strecken hintereinander im Kreis – ohne Chance, den Gegner gezielt zu finden. Das beste Argument für „Mario Kart 8“ liefert Marios Bruder Luigi. Der Todesblick, mit dem der grüne Klempner seine Mitfahrer straft, hat es in wenigen Stunden zum Internethit und ein paar Tage später sogar auf Fox News geschafft. Viel besser könnte die PR für Nintendo nicht laufen.

Wem die Gebrüder Mario nicht reichen, um der Wii U doch eine Chance zu geben, sollte sie dennoch nicht abschreiben. Einen Pfeil hat Nintendo noch im Köcher. In den kommenden Tagen will der Konzern auf der E3 neue Spiele ankündigen, angeblich auch eine neue Version von „Legend of Zelda“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.