Wir basteln uns unsere Spiele selbst

„Super Mario“ trifft Darth Vader. Warum eigentlich nicht?
„Super Mario“ trifft Darth Vader. Warum eigentlich nicht?Montage: Die Presse
  • Drucken

Die Tradition des Modding kann bekannte Computerspiele zu einem komplett neuen Erlebnis machen. Das Fanprodukt sticht manchmal sogar das Original aus.

Wenn es dir nicht gefällt, dann mach es doch besser!“ Viele geben nach diesem Satz klein bei. Doch es gibt genug, die ihn als Herausforderung verstehen. „Challenge accepted!“ lautet die Parole. Gerade im Bereich der Videospiele hat sich seit den Neunzigern eine rege Kultur um das Anpassen, Verbessern und Ändern von Games entwickelt. Einige dieser sogenannten Mods (vom engl. „modification“) wurden so geschätzt, dass sie eine noch größere Beliebtheit erlangten als die Originale, auf denen sie aufbauten. Manche davon wuchsen später zu eigenständigen Titeln heran (siehe Elemente am Rand).

Ausgangspunkt des Modding war einmal mehr die Welt der PC-Spiele. Durch den einfachen Zugang zu den Quelldateien konnten Spieler mit nur geringen Programmierkenntnissen etwa Oberflächen anpassen oder Spielfiguren ein anderes Aussehen, sogenannte Skins, geben. Berühmtheit erlangte „Tomb Raider“, für das bald ein „Nude Raider“-Mod kursierte, der Titelheldin Lara Croft splitternackt durch die Levels laufen ließ.


Umbau. Weitaus komplexer sind sogenannte Conversions, bei denen Spiele eine komplett neue Ausrichtung bekommen. Bereits für den Klassiker „Doom“ gab es 1994 den Mod „Aliens TC“, der die Shooter-Mechanik mit der beklemmenden Horroratmosphäre aus den gleichnamigen Science-Fiction-Filmen verband. Der Legende nach war dieser Mod so beliebt, dass das Interesse daran die Veröffentlichung von „Doom II“ überschattete.

Viele Hersteller haben erkannt, dass Modding keine Gefahr für ihre Titel darstellt, sondern im Gegenteil die Spieler noch enger an ihre Games schweißt. Daher haben Firmen wie id Software („Doom“- und „Quake“-Reihe), Valve („Half-Life“-Reihe) oder Epic Games („Unreal“-Reihe) ihre Spiele so gestaltet, dass sie von Fans leicht verändert werden können und stellen sogar ausführliche Dokumentationen bereit. Auch unfertige Spiele kommen in den Genuss von Mods. Das witzige Weltraumspiel „Kerbal Space Program“ ist gerade einmal im Alpha-Stadium, kann aber bereits auf eine eingefleischte Fangemeinde und hunderte Mods blicken.


Ärger. Das Herumbasteln an Spielen findet aber nicht bei jedem Hersteller Wohlgefallen. „Nude Raider“ führte zu Unterlassungsklagen von „Tomb Raider“-Hersteller Eidos – allerdings nicht wegen der Änderung als solche, sondern weil man nicht wollte, dass die von ihnen geschaffene Figur nackt präsentiert wird.

Und der erfolgreiche Hersteller Ubisoft wurde von einem Modder düpiert, der im Code des kürzlich erschienenen „Watch Dogs“ Hinweise auf bessere Grafikoptionen fand. Ubisoft war in die Kritik geraten, weil die Grafik des Spiels nicht mit der vor zwei Jahren erfolgten Präsentation auf der Games-Messe E3 mithalten konnte. Der als „TheWorse“ bekannte Modder entdeckte in der PC-Version versteckte Effekte und Verbesserungen, die von Ubisoft einfach deaktiviert wurden. Mit den von ihm entwickelten Anpassungen erstrahlt das Spiel in dem Glanz, der 2012 versprochen wurden. Doch es kamen Meldungen, dass der Mod das Spiel vermehrt abstürzen ließ. Wie so oft in der PC-Welt mit heruntergeladener Software geht man auch mit Mods ein Risiko ein. Der gesteigerte Spielspaß wiegt das aber in vielen Fällen auf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.