Trotz Kennzeichnung: Kids können Gewalt-Games kaufen

Computerspiel der US-Army
Computerspiel der US-Army(c) AP (U.s. Army)
  • Drucken

Bei Testkäufen in Österreich konnten Kinder problemlos nicht jugendfreie Computerspiele kaufen, obwohl sie seit 2008 gekennzeichnet werden müssen. Eltern sollen mehr eingebunden werden.

Kinder und Jugendliche haben keine Schwierigkeiten, an Computerspiele zu kommen, die für ihr Alter nicht geeignet sind: Bei fast drei Vierteln von 41 Testkäufen konnten sie diese Games in Wien problemlos erwerben. Dabei ist die Donaumetropole das einzige Bundesland, das die entsprechende PEGI-Kennzeichnung in seinem Jugendschutzgesetz seit 2008 verpflichtend eingeführt hat, hieß es heute, Montag, bei einer Pressekonferenz der Initiative Saferinternet.at in Wien.

Verkäufer gehören geschult

Zwar bemühte sich Bernhard Jungwirth, Projektkoordinator von Saferinternet.at, die positiven Aspekte von Computerspielen hervorzuheben - doch liegt offenbar noch einiges im Argen. Selbst die Hälfte der Verkäufer konnte bei dem Test die PEGI-Kennzeichnung nicht ausreichend erklären. Diese besteht einerseits aus einer Altersfreigabe, andererseits aus Symbolen, die auf bedenkliche Inhalte wie etwa Gewalt oder Diskriminierung hinweisen.

Dabei könnte diese in 30 europäischen Ländern eingeführte Kategorisierung ein wichtiges Entscheidungskriterium für Eltern sein, meinte der Fachmann. Schließlich werden die Games zumeist von diesen für die Sprösslinge erworben. Wer befürchtet, dadurch in seiner Auswahl eingeschränkt zu werden, kann beruhigt sein: Lediglich vier Prozent der Spiele sind als +18 eingestuft.

Spieleabend für Eltern

Anlässlich des Europäischen Safer Internet Tags am 10. Februar findet um 17.30 Uhr im Museumsquartier in Wien ein Infoabend für Eltern statt, bei dem sie die "Faszination Computerspiele" selbst austesten können. Ein eigener Ratgeber für Väter und Mütter ist bei Saferinternet.at abrufbar.

Gernot Kicker, Vorstand des Österreichischen Verbands für Unterhaltungssoftware, sieht die Eltern hier nicht nur als erziehungsberechtigt, sondern erziehungsverpflichtet. Er sieht vor allem drei Gefahren für Kinder und Jugendliche bei Computerspielen: Übermäßiger Konsum, nicht altersgerechte Spiele und unerwünschte Kontakte über Online-Spiele. Gegenmaßnahmen dafür wären einstellbare Zeitlimits, wie lange ein Kind spielen darf, Alterslimits durch PEGI-Kennzeichnungen oder eingeschränkte Online-Funktionen.

Eltern sollen Berührungsangst ablegen

Eine weiter Hilfestellung für Eltern bietet die Bundesstelle für die Positivprädikatisierung von Computer- und Konsolenspielen (BuPP), die eine Liste von inzwischen mehr als 300 Spielen führt. Besonderes Augenmerk wird darauf gelegt, Spiele auf ihre Eignung für die jeweilige Altersgruppe zu prüfen. Die PEGI-Kennzeichnung gibt nämlich nur Hinweise darauf, ob ein Spiel vom Jugendschutz her geeignet ist. "Ein Flugsimulator kann zwar ein PEGI-Rating von 3+ haben, das heißt aber noch nicht, dass Dreijährige daran viel Freude haben," erläutert Herbert Rosenstingl von der BuPP die Problematik.

Die Gutachter der Stelle bewerten die Spiele hinsichtlich des Spaßfaktors und der pädagogischen Aspekte. Ziel ist es, den Eltern eine Berührungsangst vor dem Medium Computerspiele zu nehmen. Online-Spiele hat die BuPP noch nicht bewertet, da es laut Rosenstingl schwierig ist, eine sich ständig verändernde Spielwelt einmalig zu bewerten. Er fordert die Eltern auf, gemeinsam mit ihren Kindern die Erfahrungen in Online-Spielen wie World of Warcraft aufzuarbeiten.

Cyber-Mobbing als zunehmende Gefahr

Für das Jahr 2009 hat sich Jungwirth einiges vorgenommen: PEGI soll in allen Jugendschutzgesetzen verankert werden, aber auch der Handel entsprechend aufgeklärt werden. Wohl mit am wichtigsten ist der Appell an die Eltern, sich für das Computerspiel-Verhalten ihrer Kinder zu interessieren. Weitere Schwerpunkte von Saferinternet.at sind das Vorgehen gehen Cyber-Mobbing. Dazu zählt die Bloßstellung oder Belästigung von Kindern und Jugendlichen bis hin zu Stalking.

Cyber-Mobbing wird immer mehr zu einem ernsthaften Problem. Eine deutsche Studie zeigte, dass 25 Prozent der 11- bis 18-Jährigen in sozialen Netzwerken bereits Opfer von Cyber-Mobbing geworden sind. Wichtig bei der Bekämpfung sei es, die Betroffenen zu stärken und ihnen Ansprechpartner zu bieten. Sich von sozialen Netzwerken oder dem Handy abzuwenden wäre als Jugendlicher heutzutage nicht mehr möglich, so Jungwirth. Oft herrsche auch bei denjenigen, die das Mobbing ausüben, ein mangelndes Unrechtsbewußtsein.

Saferinternet will unter anderem mit einem TV-Spots, der Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien und Broschüren, sowie einer Kooperation mit "147 Rat auf Draht" sich des Problems annehmen. Besonders gefragt sind laut Jungwirth auch hier Eltern und Lehrer, die den Jugendlichen Unterstüzung bieten sollen.

PEGI-Symbole
PEGI-Symbole(c) Saferinternet.at

(Ag. )

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.