Vita vs. iPhone 4S: Welches ist das bessere Spielgerät?

PlayStation Vita
PlayStation VitaAP (Reed Saxon)
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Smartphones ringen klassischen Spielkonsolen immer mehr Marktanteile ab. Zu recht? DiePresse.com vergleicht zwei der Protagonisten.

Sony befindet sich derzeit in einem Abwehrkampf an mehreren Fronten. Das TV-Geschäft bröckelt, ein Milliardenverlust musste vermeldet werden und der mobile Hoffnungsträger für Spieler, die PlayStation Viat, bleibt hinter den Erwartungen zurück. Noch zu Lebzeiten hatte Apple-Gründer Steve Jobs verlautbart, seine iOS-Geräte seien die wahren marktbeherrschenden Spielkonsolen. Hat Sony also einen Dinosaurier ins Rennen geschickt? DiePresse.com wagt den direkten Vergleich zwischen iPhone 4S und PlayStation Vita als jeweilige Vertreter ihrer Art.

Anwendungszweck

Das iPhone 4S ist ein Gerät für alle Lebenslagen. Handy, E-Mail-Maschine und Taschencomputer in einem, ist das derzeit die Ikone unter den Smartphones. Und Spiele sind ein wichtiger Teil auf Mobilgeräten geworden. Die PlayStation Vita ist dagegen eine reinrassige Konsole. Zumindest rein äußerlich. Denn auch sie verfügt über Social-Media-Funktionen und einen Webbrowser. In der 3G-Variante funktioniert das auch von unterwegs. 

Hardware

Die PlayStation Vita ist ein Plastikbomber. Zwar verfügt sie über einen exzellenten 5-Zoll Touchscreen mit OLED-Technologie. Als Prozessor kommt ein Vierkern-Chip von ARM zum Einsatz, auch die Grafikeinheit ist ein Quadcore. Für Spiele, aber auch andere Anwendungen ist die Vita hervorragend aufgestellt. Das iPhone 4S wirkt dagegen lahm. "Nur" zwei Rechen- und Grafikkerne und ein kleinerer Bidlschirm scheinen gegen das iPhone 4S zu sprechen. Allerdings ist das Grundgerüst des Grafikchips gleich mit dem der in der Vita. Dort hat der PowerVR SGX543 mehr Kerne spendiert bekommen. Und die Displayauflösung des iPhone 4S ist mit 960 x 640 Pixel sogar höher als die der Vita (960 x 544 Pixel). Grafisch aufwendige Spiele laufen also auch auf dem iPhone 4S, wie Titel wie "Infinity Blade 2" eindrucksvoll beweisen.

Steuermöglichkeiten

Das iPhone 4S wird rein über den Touchscreen gesteuert. Die Vita bietet einen Touchscreen, ein rückseitiges Touchpad, zwei analoge Joysticks, ein Steuerkreuz, vier Buttons und zwei Schultertasten. Für aufwendige Spiele, wie etwa "Uncharted: Golden Abyss" ist das ideal. Komplexe Aktionen lassen sich problemlos durchführen, das Steuergefühl ist wie auf der großen Schwester PlayStation 3. Allerdings kann das Potenzial der Touch-Eingabemöglichkeiten kaum genutzt werden. Da die Vita recht breit ist kommt man nicht so leicht an den Bildschirm und das rückseitige Pad heran. Anders das iPhone 4S. Alles, was für Touchscreens ausgelegt ist, lässt sich dort problemlos bedienen. Manche Spiele blenden Steuerelemente zusätzlich ein, die verdecken dann aber naturgemäß die Anzeige.

Software

Sony setzt auf ein selbst entwickeltes Betriebssystem, das sich in bunter Bonbon-Optik präsentiert. Menüeinträge schweben als bunte Kreise vor dem Hintergrundbild. Die Menüführung ist nicht immer ganz eingängig und bedarf einer kurzen Eingewöhnungszeit. Für das iPhone 4S hat Apple inzwischen mit iOS 5.1 ein solides und erprobtes Betriebssystem, das leicht zu bedienen ist und viele Einstellmöglichkeiten bietet. Es ist aber auch vorrangig nicht auf Spiele ausgelegt, sondern soll möglichst alle Aufgaben erledigen können. Die Vita bietet allerdings mehrere Interaktionsmöglichkeiten mit der PlayStation 3, sofern man die "große" Konsole bereits zuhause stehen hat.

Spiele

Mehr als 600.000 Apps befinden sich im App Store für Apples iOS. Davon sollen sogar 60 Prozent Spiele sein. Das iPhone 4S kann also auf eine erkleckliche Zahl von 360.000 Spielen zurückgreifen. Die Liste der Vita-Games beläuft sich auf 92 Stück, von denen aktuell 48 überhaupt veröffentlicht wurden. Hinzu kommen Spiele der "PlayStation Suite", Sonys Versuch, ältere PlayStation-Titel für seine Mobilgeräte über einen eigenen Store zu vertreiben. Sie sind auch etwa für das Sony Ericsson Xperia Play gedacht, das gelegentlich als "PlayStation-Handy" bezeichnet wird. Allerdings gibt es erst sechs Titel der PlayStation Suite, die verfügbar sind. Drei weitere sind angekündigt.

Kosten

629 Euro für das iPhone 4S stehen den 200 Euro für die PlayStation Vita gegenüber. Für ein neues iPhone ohne Vertrag erhält man also drei Vitas und hat noch etwas Geld übrig. Dafür kosten die Spiele rund 30 Euro, während iPhone-Spiele aus dem App Store im Durschnitt einen Euro kosten. Wer ohnehin auch einen neuen Handyvertrag will, kann das iPhone 4S mit Unterstützung der Netzbetreiber kaufen. Die langfristigen Kosten (üppiger Smartphone-Tarif, lange Laufzeit) sollten dabei aber auch mit eingerechnet werden.

Fazit

Das iPhone 4S ist zweifellos ein ordentliches Spielgerät. Aber gerade weil es noch deutlich mehr ist, greift man dann vielleicht doch lieber zu einer reinrassigen Spielkonsole. Wer etwa auf langen Reisen den Akku des Telefons schonen möchte, wird über das Zweigerät froh sein. Eine Vita gibt man wohl auch eher aus der Hand und lässt Freunde oder seine Kinder damit spielen als mit einem Smartphone, auf dem sich vielleicht sensible persönliche Informationen befinden. Auch die ominöse Zielgruppe der "Hardcore-Gamer", auf die es Sony abgesehen hat, wird von den vielfältigen Steuermöglichkeiten der Konsole angetan sein. Gelegenheitsspieler schrecken diese hingegen eher ab. Auch fühlt sich die Vita in der Hand nicht so wertig an wie ein iPhone. Und für ein paar simple Spiele zwischendurch ist das Apple-Handy absolut geeignet. Nicht jeder ist bereit, ständig zwei Mobilgeräte mit sich herumzuschleppen. Im Endeffekt wird das persönliche Anwendungszweck entscheiden müssen, welchem Gerät man den Vorzug geben möchte.

(db)

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