Funktioniert Microsoft als Apple-Klon?

Microsoft Apple Klon
Microsoft Apple Klon(c) REUTERS (ROBERT GALBRAITH)
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Der Windows-Macher will kein reiner Softwarehersteller mehr sein, sondern von Handys über Dienstleistungen alles anbieten. Ganz wie Erzrivale Apple. Was fehlt, sind die Geräte.

Wien. Endlich. Microsoft-Boss Steve Ballmer macht seine Ankündigungen wahr und wagt sich an den Komplettumbau seines Konzerns. Die knapp 95.000 Mitarbeiter des Softwareriesen müssen sich an neue Kollegen und an neue Aufgaben gewöhnen. Die Zeit, in der es reichte, die Software für 90 Prozent aller Computer weltweit zu liefern, ist vorbei. Die Nachfrage nach Standgeräten sinkt rapide, im mobilen Geschäft haben andere die Nase vorn. Das Microsoft der Zukunft soll daher alles aus einer Hand anbieten, schrieb Ballmer seiner Belegschaft: Software, Geräte und Dienstleistungen. Alles mit dem gleichen Design und der gleichen Oberfläche, damit die Kunden wissen, wann sie in der Microsoft-Welt angekommen sind.

Umbau wie Jobs bei Apple

Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Kein Wunder. Erzrivale Apple fährt diese Strategie schon seit Jahren. Und auch der organisatorische Umbau bei Microsoft erinnert stark an das, was Steve Jobs von 1997 bis 2011 bei Apple durchgezogen hat.

Für Microsoft war der Schritt überfällig. Der Konzern hat in den vergangenen Jahren zu viel Boden auf Apple und Google verloren. Die Organisation des Unternehmens war daran nicht unschuldig. Das Gerangel der (nach Produkten gegliederten) Abteilungen um Ansehen und Marketingbudget ist legendär. Die Windows-Fraktion, bisher Platzhirsch im Konzern, liefert zwar ein Viertel des Umsatzes, wurde zuletzt aber auch immer öfter als Bremsklotz gesehen.

So soll die Sorge der Windows-Sparte vor einem drohenden Statusverlust Mitschuld daran gehabt haben, dass Microsoft vor zehn Jahren den Sprung vom Computer zum Smartphone verschlafen hat. Als Microsoft endlich das erste taugliche mobile Betriebssystem auf den Markt brachte, waren die Felle dort schon verteilt. Das wäre nicht passiert, würden die Abteilungen bei Microsoft einander nicht als Konkurrenz sehen, so die Mutmaßung von Ballmer.

Um ähnliche Konflikte in Zukunft zu vermeiden, soll es nun nur noch vier Divisionen (gegliedert nach Aufgabenbereichen) geben. Ein Team macht Betriebssysteme für Computer, Handys und die Cloud. Eines kümmert sich um die Hardware, eines ist für die technologische Entwicklung aller Produkte verantwortlich, eines kümmert sich um Datenzentren.

Microsoft braucht mehr Geräte

Die Frage, die nicht zuletzt auch über die berufliche Zukunft von Steve Ballmer entscheiden wird, lautet: Kann das funktionieren?

Ausschlaggebend wird sein, ob Microsoft künftig mehr (gute) Geräte auf den Markt bringen kann. Bisher ist die Ausbeute sehr gering. Eine Spielkonsole (Xbox) und zwei Tablet-Computer (Surface) sind zu wenig für eine Microsoft-Welt. Zumindest brauchbare Microsoft-Smartphones müssen her.

Die bisherigen Erfahrungen von Microsoft als Gerätebauer sind allerdings durchwachsen. Tastaturen und Mäuse verkaufen sich zwar gut, bringen aber kaum Gewinn. Ambitioniertere Projekte wie der iPod-Rivale Zune oder das Microsoft-Handy Kin verschwanden schnell vom Markt. Auch die jüngste Hardware aus dem Hause Microsoft kämpft mit Problemen. Der Tablet-Computer Surface verkauft sich trotz Preissenkungen von bis zu 30 Prozent schleppend.

Windows und Office sind für viele Computernutzer eine – mehr oder weniger – lieb gewonnene Gewohnheit. Ihre Liebe zu Microsoft-Geräten muss Ballmer noch wecken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2013)

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