Kinderpornos? Razzia gegen Betreiber von Anonymisier-Dienst Tor

Kinderporno-Vorwurf für Betreiber von Anonymisier-Servern
Kinderporno-Vorwurf für Betreiber von Anonymisier-ServernAP
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Ein junger Grazer hatte Server für den Anonymisierungs-Dienst Tor betrieben. Die Polizei behauptet, über die Server wurden Kinderpornos geschleust und beschlagnahmte all sogar seine Spielkonsolen.

Einem Grazer IT-Administrator wird vorgeworfen, einen Kinderporno-Ring unterstützt zu haben. Das Landeskriminalamt Steiermark (LKA) beschlagnahmte 20 Computer, externe Festplatten, Spielkonsolen, Tablets und Smartphones. Im Durchsuchungsbefehl ist von "Datenträgern sowie weiteren Gegenständen, welche im Zusammenhang mit kinderpornografischen Inhalten stehen könnten" die Rede. In seinem Blog bestreitet der 20-jährige Williem Weber alle Vorwürfe.

Nur Fassade für anonymen Datendienst

Weber hatte Ressourcen für das Tor-Netzwerk (The Onion Router) zur Verfügung gestellt. Dieses bietet einen Anonymisierungs-Dienst, der sowohl von Bürgerrechts-Aktivisten als auch von Journalisten für abhörsichere Kommunikation genutzt wird. Die beanstandeten Server dienten als "Exit Nodes", die dazu dienen, um die eigentliche IP-Adresse der Nutzer zu verbergen und sich gewissermaßen dafür als Ursprung der jeweiligen Datenverbindung zur Verfügung stellen. Tor nutzt drei Schichten an Verschlüsselung, um Daten durchs Internet zu schleusen. Die Eingangsserver und die in der Mitte scheinen dabei kaum auf. Lediglich die Ausgangsserver, aus denen die Daten dann ins Internet gelangen, sind für Beobachter sichtbar, erlauben aber kaum Rückschlüsse auf die tatsächliche Kommunikationsquelle.

Obwohl Hardware in Graz beschlagnahmt wurde, wurde für die Übertragung der Kinderporno-Inhalte ein polnischer Server genutzt, den Weber betrieben hatte. Er hatte gleichzeitig fünf bis zehn solcher Exit Nodes betrieben, verteilt über Tschechien, Polen, die Ukraine, Österreich und Hong Kong. Nachdem er die Beamten über die Funktionsweise von Tor aufgeklärt hatte, sei das Verhör deutlich freundlicher geworden.

Tor-Betreiber öfter im Visier der Ermittler

Es ist nicht das erste Mal, dass Betreiber von Tor-Servern ins Visier der Ermittler geraten. 2007 wurde die Wohnung eines Düsseldorfers durchsucht, weil angeblich Bombendrohungen über seinen Tor-Server geschickt wurden. Und voriges Jahr berichtete ein weiterer Anbieter von Exit Nodes, die Polizei habe ebenfalls unter dem Vorwurf der Kinderpornografie Computer und Software beschlagnahmt.

Dem jungen Grazer drohen im Fall einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft. Er selbst behauptet, er habe die Server nur betrieben, um "freien Informationsfluss" im Internet zu gewährleisten. Über seinen Blog bittet er um Spenden, da er die notwendigen Anwaltskosten auf 5000 bis 10.000 Euro schätzt.

(Red.)

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