„Milking“: YouTube und die verschüttete Milch

(C) YouTube/ Screenshot
  • Drucken

Sich Milch über den Kopf schütten und das Video dazu auf YouTube stellen, ist ein neuer Hype, Namens „Milking“, im Internet. Die AMA protestiert mit einem eigenen Clip dagegen.

Wien. Mit dem Essen spielt man nicht. So weit, so gut, wäre da nicht das Internet. Denn nach Phänomenen wie „Planking“, bei dem sich Menschen flach auf dem Bauch und mit seitlich angelegten Armen liegend filmen und fotografieren ließen, und „Owling“, bei dem man sich wie eine Eule auf mehr oder weniger originelle Plätze hockt, ist nun „Milking“ aufgetaucht. Dabei lässt man sich filmen, während man sich Milch über den Kopf schüttet – und stellt das Video dazu auf YouTube. Ein aktueller Clip aus Newcastle, in dem mehrere Schüttungen zu sehen sind, hat bereits mehr als 560.000 Zugriffe. Was die Botschaft dahinter sein soll, ist nicht ganz klar – dem Vernehmen nach wollen die Jugendlichen damit gegen die Obrigkeit protestieren. Allerdings, mit dem Essen spielt man nicht. Und so trat die Agrarmarkt Austria (AMA) auf den Plan, um gegen diese Form des Protests zu protestieren – mit einem eigenen YouTube-Clip, in dem ein junger Mann einen Liter Milch zielsicher in seinen Mund leert. „In Zeiten, in denen ohnehin viel zu viele Lebensmittel im Müll landen, ist es schon hinterfragenswert, dass Milch einfach verschüttet wird“, ließ die AMA in der dazugehörigen Aussendung wissen. Schließlich „handelt es sich hier um ein wertvolles Naturprodukt, das unsere Bauern mit viel Liebe und Arbeit tagtäglich frisch produzieren“, so AMA-Marketingmanager Peter Hamedinger.

Auch Bauern protestierten

Dass genau jene Bauern, die Milch mit so viel Liebe und Arbeit produzieren, erst Ende November in Brüssel an die 15.000 Liter davon per Feuerwehrschlauch vor dem Europaparlament verspritzten, das ließ die AMA unerwähnt. Bleibt eine Frage: Ist das Verschütten des Naturprodukts gerechtfertigter, wenn es den Milchproduzenten dazu dienen soll, Preiserhöhungen durchzusetzen?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.