SMS und Twitter: "Alles super geil, aber nicht authentisch"

Twitter Alles super geil
Twitter Alles super geilEPA/PATRICK PLEUL
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Digitale Medien zerstören nach Ansicht des deutschen Rechtschreibrats die Sprachkenntnisse der jungen Generation. Das Deutsche verarme zu einer "Recycling-Sprache".

Twitter und SMS gefährden nach Meinung des Rechtschreibrats-Vorsitzenden Hans Zehetmair das deutsche Sprachgut. "Die deutsche Sprache wird immer weniger gepflegt", sagte Zehetmair in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Das Deutsche verarme in den neuen Medien zu einer "Recycling-Sprache", werde immer mehr verkürzt und vereinfacht und ohne Kreativität wiedergekäut.

Der Sprachverfall betreffe vor allem die junge Generation. Das Vokabular der Jugendlichen sei bei SMS und Twitter generell sehr simpel, die Rechtschreibung fehlerhaft. "Alles ist super, top, geil, aber nicht mehr authentisch", kritisierte Zehetmair. "Ich will die moderne Technik nicht verurteilen, aber die Jugend darf sich von der schwindelerregenden Entwicklung nicht vereinnahmen lassen."

Auch Anglizismen werden kritisiert

Ebenso leide die Verständigung unter Mitmenschen, wenn jeder mit seinem Handy in der Ecke sitze und nicht mehr mit anderen spreche, sagte der ehemalige bayerische Kultusminister: "Einer SMS mangelt es an Gefühl und Herzlichkeit." Auch die Anglizismen kritisiert er scharf: "Es hat nichts mit einem höheren Bildungsgrad zu tun, wenn man Wörter auf Englisch sagt, die man ebenso auch auf Deutsch formulieren könnte."

iPad, Twitter und Chat-Programme sollten Kinder daher erst benutzen, wenn sie schon gefestigte Deutsch-Kenntnisse hätten - unter 14 Jahren sind diese Kommunikationsmittel nach Ansicht Zehetmairs nicht notwendig. "Wenn man stundenlang vor dem iPad sitzt, färbt das eben ab."

Der Vorsitzende des Rats für deutsche Rechtschreibung rief dazu auf, gutes Deutsch zu pflegen und wieder lebendig zu machen: "Wir müssen wieder um Worte ringen", so Zehetmair. "Wenn ein Arzt keine Operationen mehr durchführt, verlernt er sein Handwerk und der Patient leidet. Wenn man nur noch verkürzt kommuniziert, leidet die Sprache." Sprache dürfe kein "dürres Gerippe" sein, sondern müsse "als Schmuckstück gebraucht werden, mit Adjektiven verziert".

(APA/dpa)

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