Facebook startet eine eigene Suchmaschine. Ob dem Social Network eine "Revolution" gelingt wie einst Google, wird sich erst weisen müssen.
Facebook wagt sich mit der Ankündigung einer eigenen Suchmaschine tief in das Hoheitsgebiet von Google vor. Dass Facebook Daten durchsucht, die für Internetnutzer heute von hoher Relevanz sind und auf die Google keinen Zugriff hat, lässt aufhorchen. Wie Facebooks "Graph Search" den Suchmaschinen-Markt tatsächlich beeinflussen wird, muss sich erst weisen. Die Reaktionen zahlreicher von CNET befragter Analysten und Werbe-Experten reichen von "unbedeutend" bis hin zu "Suchmaschinen-Revolution".
Social Web statt Weblogs
Bei "Suchmaschinen-Revolution" denkt man unweigerlich zurück an die Zeit als das junge innovative Google 1999 den damaligen Primus "AltaVista" als größte Suchmaschine ablöste. Gelungen ist das, weil Webseiten bei Google nach der Häufigkeit der Verlinkung auf anderen Webseiten bewertet wurden - eine Methode, die dem Weblog-Boom gerecht wurde. Facebook macht etwas ganz Ähnliches und gestaltet eine Suche, die das heute populäre Social Web durchsuchbar macht. Bei aller Euphorie sollte man jedoch nicht vergessen, dass Facebook nur einen kleinen Teil der Such-Bedürfnisse abdeckt. Die Suche nach einem Restaurant, das Freunde mögen und das in der näheren Umgebung des Nutzers ist, wird hier bestens beantwortet. Ein Umstand, der wohl eher anderen Spezial-Diensten wie Foursquare schaden wird und der Facebook einen weiteren Teil der heiß umkämpften Werbebudgets einbringen könnte.
Ein Teil vom (neuen) Werbekuchen
Inhalte, die auf Facebook geteilt werden, sind bei eher informations- oder wissensorientierten Recherchen weniger hilfreich. Kurt Abrahamson, Chef von "ShareThis" und ehemaliger Sales Director von Google, denkt ebenfalls nicht, dass Facebook Google so schnell schaden wird. Vor allem für kleinere Firmen könnte das Werbeangebot aber interessant sein, meint er laut Forbes. Facebook werde also eher eine neue Zielgruppe ansprechen. Wenn das gut funktioniert, werde Graph Search sicher auch bei den Werbebudgets der Großen mitnaschen.
Microsoft liegt auf der Lauer
"Graph Search" könnte aber auch für Microsoft einen Wachstumsschub am Suchmaschinen-Markt bedeuten. Kann die Anfrage nicht mit Daten aus Facebook beantwortet werden, füllt Microsofts "Bing" diese Lücke mit Ergebnissen aus dem Internet und wird so in dem größten Social Network noch präsenter sein als bisher. Sollte dieser Deal irgendwann in gleichem Maße die Suchmaschine von Bing mit Facebook-Daten füttern, könnte das ein gewichtiger Vorteil gegenüber Google sein. Microsoft hat vor Jahren mit 1,5 Prozent bei Facebook eingekauft.
(sg)