Steile Karriere als YouTube-Star

Mit YouTube-Videos kann man Millionen verdienen. In Österreich läuft das Geschäft nur langsam an.

Evan ist sieben Jahre alt und ein Star. Der junge Amerikaner ist das Gesicht einer der beliebtesten Serien auf der Web-Video-Plattform YouTube und erklärt dort 476.000 Abonnenten Spielzeug. Kurz bevor das eigentliche Video startet, blendet Google einen Werbespot ein. Der Konzern behält 45 Prozent der Einnahmen ein, der Rest geht an Evans Vater. Wie viel das ist, wird nicht verraten, Schätzungen gehen von mindestens 134.000 Dollar pro Jahr aus. Die Werbepreise für tausend Klicks – das ist die Maßeinheit für Onlinewerbung – können aber stark variieren. Evan könnte mit seinen YouTube-Auftritten also auch bis zu einer Mio. Dollar pro Jahr einnehmen. So oder so, für seine Zukunft ist gut vorgesorgt, denn angeblich wird der Gewinn auf einem eigenen Konto für Evan gespart.

Mittlerweile nehmen Millionen Menschen an der Umsatzbeteiligung von YouTube teil und es gibt einige, die davon leben können. Der berühmteste von ihnen wird sogar auf ein Jahreseinkommen bis zu 8,5 Mio. Dollar geschätzt. Der Schwede Felix Arvid Ulf Kjellberg alias PewDiePie spielt und kommentiert Videospiele und erreicht damit fast 24 Mio. Abonnenten. 3,7 Mrd. Mal wurden seine Videos bisher aufgerufen.


Ko-Stars statt Abonnenten.
Warum Kjellberg so erfolgreich ist, ist kein Geheimnis. Einerseits gehören Videospiele zu den beliebtesten Themen auf YouTube, erklärt die zuständige PR-Managerin für den deutschen Markt, Mounira Latrache, im Gespräch mit der „Presse“. Andererseits gibt es kaum einen YouTuber, der sich so intensiv mit seinen Fans auseinandersetzt. Er geht in Videos und Kommentaren auf Fragen ein und macht seine Abonnenten zu Freunden. Es ist wie bei einem TV-Beitrag, in dem man selbst im Hintergrund zu sehen ist. Man muss sich den Beitrag eben ansehen, um in den wenigen Sekunden Ruhm zu baden. Kjelberg macht seine Fans zu Ko-Stars. Es sind aber nicht nur Inhalte und Emotionen, die zu einer steilen YouTube-Karriere führen. Google greift seinen Stars hier mit einer statistischen Auswertung der Daten gern unter die Arme. „Es kann zum Beispiel sein, dass Videos zu lange sind und Zuseher vorzeitig aussteigen“, erklärt Latrache. Google hat großes Interesse daran, dass seine Schützlinge Erfolg haben. Der Werbeumsatz von YouTube wurde für 2013 auf 5,6 Mrd. Dollar geschätzt. Das wäre ein Anteil von rund elf Prozent am Werbeumsatz von Google und dieser Anteil soll sich in den letzten zwei Jahren verdoppelt haben.


Netzwerk der Umsatzbeteiligten.
Seit einem Jahr gibt es das Partnerprogramm auch in Österreich. Millionen verdient hier zwar (noch) niemand, aber immerhin könnte YouTube als Nebenjob ein Studium finanzieren. Etwa das des Wieners Michael Buchinger. Er tritt unter der Marke „Gretl Productions“ als Kabarettist auf. Bisher ist seine Produktion ein wenig unorganisiert und oft recht spontan, erklärt Buchinger. Das würde man von einem YouTuber vielleicht auch erwarten. Bald schon könnte sich das aber ändern. Der Student ist Mitglied eines Content-Netzwerks, dessen Betreiber sich um Vermarktung und oft um produktionstechnische Aspekte kümmern und dafür einen Teil der Umsätze einbehalten.

In Deutschland gibt es bereits einige solche Netzwerke, die oft hunderte Mitglieder umfassen. Die ältesten Netzwerke wurden noch von YouTubern gegründet. Mittlerweile versuchen aber auch traditionelle Medienhäuser ihre Erfahrung auszuspielen. In Österreich hat die ProSieben-Sat1-Puls4-Gruppe mit „71 Video Network“ das erste Netzwerk gestartet und Buchinger an Bord geholt.


Freund und Feind. Lange galt YouTube als Feind der TV-Sender, die immer wieder versuchten, ihre geschützten Inhalte von der Plattform fernzuhalten, mittlerweile haben aber auch sie erkannt, das die schrumpfenden Werbe-Etats zunehmend dorthin abwandern. „Bei den rechtlichen Grauzonen bleiben wir weiterhin kritisch, jetzt sind wir aber auch Partner (von YouTube, Anm.)“, sagt Michael Stix, Geschäftsführer der ProSieben-Sat1-Puls4-Gruppe in Österreich. Kritische Worte, die Google vielleicht ausgerechnet zur Eröffnung des ersten Partnerevents in Österreich lieber nicht gehört hätte. Dort trafen sich am vergangenen Mittwoch Dutzende YouTuber, um Tipps und Tricks auszutauschen. In Österreich zählen neben dem Rapper Moneyboy, die Motorrad-Community 1000PS.at (siehe Interview) und das Agrarmagazin „Landwirt“ mit je fast 45.000 Abonnenten zu den beliebtesten Anbietern. Der Erfolg von „Landwirt“ ist ein Paradebeispiel dafür, das gerade Nischenthemen gut funktionieren. Und vielleicht wird Google so indirekt zum Retter eines kleinen Fachmagazins.

Wie viel Zeit YouTube-Partner in ihre Videos investieren, ist unterschiedlich. Will man davon leben, handelt es sich allerdings um einen Fulltime-Job. Der Berliner Borja Schwember erzählt, dass er manchmal tagelang an dem Text für einen Auftritt seines „Doktor Allwissend“ schreibt. 1000PS und „Landwirt“ haben eine Vollzeitstelle für YouTube geschaffen.

YouTube- Stars

PewDiePie. 24 Mio. Abonnenten, geschätztes Einkommen von bis zu 8,5 Mio. Dollar.

BluCollection.628.000 Abonnenten, Einkommen von bis zu 6,4 Mio. Dollar.

DisneyCollectorBR.Eine Mio. Abonnenten, Einkommen von bis zu fünf Mio. Dollar.

Smosh. 28 Mio. Abonnenten, Einkommen von bis zu 4,5 Mio. Dollar.

SkyDoesMinecraft.Neun Mio. Abonnenten, Einkommen von bis zu 2,9 Mio. Dollar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2014)

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