Android TV: Google kämpft ums Wohnzimmer

File photo of a security personnel answering a call at the reception counter of the Google office in the southern Indian city of Hyderabad
File photo of a security personnel answering a call at the reception counter of the Google office in the southern Indian city of Hyderabad(c) REUTERS (KRISHNENDU HALDER)
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Nach diversen Flops soll das neue Konzept Android TV das Unternehmen als Entertainment-Anbieter verankern. Doch für Österreich fehlen die Inhalte.

Es ist wieder so weit. Der Suchmaschinen-, Internet- und Mobilbetriebssystem-Gigant Google schickt sich an, wieder einmal auf die großen TV-Bildschirme und in die Wohnzimmer der Welt vorzustoßen. Nach missglückten Versuchen, die eigenen Onlinedienste und über den Google Play Store vertriebenen Musikstücke und Filme auf den Fernseher zu bringen, soll nun ein schlankeres und auf Inhalte fokussiertes Produkt die Speerspitze bilden.

Der US-Branchenblog „The Verge“ berichtet von Dokumenten, in denen das neue Konzept namens Android TV skizziert wird. Dieses soll vom Benutzer-Interface her weniger eine aufgeblasene Variante eines Smartphone werden, sondern sich eher an schon vertrauten Elementen orientieren, wie man sie von Produkten wie Apple TV und Streaming-Boxen wie Roku oder Boxee kennt. Die Software soll sich mit einer normalen Fernbedienung (die über ein Vier-Wege-Steuerkreuz verfügt) benutzen lassen, wobei es auch Sprachsteuerung geben soll.


Simpler. Neben den eigenen Inhalten aus dem Play Store sollen bekannte Inhaltsanbieter wie Netflix, Vevo oder Hulu spezielle Apps für Android TV produzieren, die Google derzeit angeblich umgarnt. Auch Spiele sollen auf dem System genutzt werden. Wie schon von anderen Produkten des Online-Spezialisten bekannt, werden Inhalte dem Benutzer aufgrund seines Verhaltens und seiner Vorlieben vorgeschlagen.

In welcher Form Android TV erscheinen wird, ob nur als Software für die Smart-TVs ausgesuchter Partnerfirmen oder als eigene Set-Top-Box, ist bisher noch offen. Im Kern handelt es sich um dasselbe Android-Betriebssystem, das auch auf Millionen von Smartphones und Tablets weltweit läuft. Google soll es aber laut dem Bericht stark entschlackt haben. So werde es etwa keine Telefon- und Kamerafunktion, keinen Touchscreen oder eine NFC-Unterstützung geben, heißt es weiter. Es soll nie mehr als drei Klicks oder Gesten benötigen, um vom Startbildschirm bis zum Starten eines Filmes zu gelangen. Google selbst wollte die Berichte über das neue Produkt bisher nicht kommentieren.

Doch im Kampf um die Wohnzimmer spielen bereits einige andere Branchengrößen mit. Der Internetriese Amazon hat erst kürzlich sein Fire TV veröffentlicht, das ebenfalls einen extrem einfachen Zugang zu all den Medieninhalten bietet, die der Online-Vertriebsspezialist auf Lager hat. Und mit den Xbox- und PlayStation-Konsolen haben Microsoft beziehungsweise Sony sich ebenfalls als Rundum-Unterhaltungsanbieter positioniert. Auch Apple TV mit seinem Zugriff auf die große iTunes-Filmbibliothek hat hier noch ein Wörtchen mitzureden.


Inhalte.
In Österreich werden sich Amazon und Google auf kurze Sicht schwertun, ihre Streaming-Produkte an den Mann zu bringen. Denn im Gegensatz zu den anderen genannten Anbietern gibt es hierzulande noch keine Lizenzen für das Video-Streaming. Und die in den USA und ausgesuchten anderen Ländern verfügbaren und beliebten Dienste Netflix und Hulu können ebenfalls nicht von Österreich aus genutzt werden. Die Erfahrung zeigt, dass solche Angebote erst viel später zu uns kommen. Was bleibt, wäre im Fall von Android TV der Zugriff auf YouTube-Videos. Das allein wird wohl noch nicht reichen, um potenzielle Kunden zu überzeugen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2014)

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