Internet. Anders als in Europa könnte es in den Vereinigten Staaten bald "zwei Geschwindigkeiten" im Web geben.
New York. Die US-Kommunikationsbehörde FCC will laut Medienberichten den Weg für bezahlte Überholspuren im Netz freimachen. Der Vorstoß sei Teil einer Neufassung der Regeln zur sogenannten Netzneutralität, berichteten das "Wall Street Journal" und die "New York Times".
Unternehmen wie Disney, Netflix oder Google hätten dann die Möglichkeit, ihre Dienste mit garantierter Qualität zum Kunden zu bringen. Dafür müssten sie den Internetanbietern wie Comcast oder Verizon einen Aufpreis zahlen. So könnte beispielsweise ein Videostreamingdienst sicherstellen, dass Nutzer die Filme ohne Ruckeln sehen können. Das wäre eine Abkehr vom bisherigen Prinzip der Netzneutralität, nach dem alle Datenpakete im Internet gleich behandelt werden müssen. Verfechter dieses Prinzips befürchten, dass ohne diese Regel kleinere Firmen, die sich Extrazahlungen nicht leisten können, benachteiligt würden.
In der EU wurde Bestrebungen, eine Überholspur im Internet zuzulassen, erst kürzlich eine Abfuhr erteilt: Das Europaparlament stimmte Anfang April gegen einen entsprechenden Vorschlag der Kommission.
Details noch unklar
Wie die neuen Regeln der US-Behörde im Detail aussehen sollen, war bis zuletzt unklar. Laut FCC-Chef Tom Wheeler soll es keine grundsätzliche Abkehr von der Netzneutralität geben, Internetanbieter dürfen auch künftig keine Inhalte blockieren oder drosseln. Erlaubt werden sollen jedoch Verträge mit Dienstleistern, wie etwa Videodiensten oder Spieleanbietern. Diese Verträge müssen „kommerziell angemessen" sein. Was das konkret bedeutet, soll die FCC im Einzelfall entscheiden. (APA/dpa/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2014)