Bedrohte Tierarten per Ebay gehandelt

Über den Internet-Marktplatz können Tierschmuggler und Wilderer anonym ihre Geschäfte tätigen.

BONN (dpa). Über das Internet-Auktionshaus Ebay werden nach Angaben von Naturschützern jedes Jahr mehr als 10.000 vom Aussterben bedrohte Tiere vermarktet - ein Millionengeschäft. Es handelt sich hierbei nicht um lebende Tiere, sondern um Teile oder daraus hergestellte Artikel. Das Bonner Komitee gegen den Vogelmord prüfte jetzt das Angebot und stieß auf mehr als 1.600 Auktionen, in denen zum Beispiel Tigerschädel, Krokotaschen, Bärenfelle, Elfenbein, präparierte Adler und Walzähne angeboten wurden.

Tierschmuggler bleiben anonym

Das Komitee erstattete Anzeige gegen Ebay und gegen die beteiligten Verkäufer wegen Verdachts auf illegalen Tierhandel. „Ebay stellt Tierschmugglern und Wilderern die Anonymität zur Verfügung, die sie für den Handel mit ihrer illegalen Ware benötigen. Angesichts der geringen Bestände vieler Arten ist dies aus Sicht des Artenschutzes extrem Besorgnis erregend“, sagte Axel Hirschfeld, Sprecher des Komitees.

Handel mit Elfenbein

Über die Internetseiten von Ebay würden im großen Umfang besondere beziehungsweise streng geschützte Tierarten zum Verkauf angeboten, die in Deutschland strengen Vermarktungs- und Verkehrsverboten unterliegen. Dabei handelt es sich nach Angaben der Naturschützer hauptsächlich um ausgestopfte Greifvögel und Eulen, Wildkatzenfelle sowie Elfenbeinprodukte.

Präperate europäischer Greifvögel

Besonders Besorgnis erregend sei der Handel mit Präparaten europäischer Greifvögel und Eulen, erläuterte Hirschfeld. Darunter fielen Mäusebussarde, Turmfalken, Sperber, Habichte, Waldkäuze, Schleiereulen, Uhus, Schneeeulen und Seeadler. Im Auftrag des Komitees hatten Biologen 30 Tage lang alle Angebote auf den Ebay- Seiten erfasst, in denen Produkte aus besonders und streng geschützten Tierarten vermarktet werden.

Weltweite Verbreitung exotischer Tiererzeugnisse

Es sei furchtbar, dass Wilderer und Tierhändler über ein anonymes Medium von zu Hause aus weltweit exotische Tiererzeugnisse wie Elfenbein oder Leopardenfelle verbreiten könnten, kritisierte das Bundesamt für den Naturschutz (BfN). Für den Artenschutzvollzug beim Handel innerhalb Deutschlands sei zwar nicht das Bundesamt zuständig, doch beobachtete es die Vorgänge seit einiger Zeit sehr argwöhnisch.

Artenschutz ignoriert

„Hier sind eigentlich die einzelnen Landesämter für Naturschutz zuständig, die beim Tierhandel innerhalb Deutschlands über die Einhaltung der Artenschutzgesetze wachen. Das Bundesamt hat aber eigene Ebay-Fälle, bei denen über das Internet von Deutschland in Drittländer viele Artenschutzgesetze schlichtweg übergangen werden“, erklärt BfN-Artenschutz-Referent Stefan Raths. Selbst innerhalb Deutschlands schrecke man nicht davor zurück, die Artenschutzgesetze zu ignorieren.

Als Marktplatz-Betreiber sei die Firma nicht für den Verkauf derartiger Artikel verantwortlich, wohl aber für die Wahrung eines „sauberen Marktplatzes“, heißt es in der Stellungnahme des Auktionshauses. Gemäß den Allgemeinen Geschäftsbedingungen sei der Verkauf von lebenden Tieren, Produkten und Präparaten geschützter Tierarten sowie geschützter Pflanzen und deren Präparaten verboten. Allerdings gebe es eine Reihe von Artikeln, die nicht unter das Verkaufsverbot fielen. Da verbotene Artikel auf dem Ebay-Marktplatz schwer zu entdecken seien, sei Ebay auf äußere Hilfe angewiesen.

Ebay setze sich mit einer Marktplatzpolizei gegen den Verkauf verbotener Artikel ein, erläuterte Ebay-Sprecher Joachim Guenthert. Mit Stichproben würden relevante Bereiche des Ebay-Marktplatzes durchsucht. Sollte ein eindeutiger Verkaufsverstoß vorliegen, werde der Artikel aus dem Sortiment gelöscht. Falls es doch zu unerlaubten Verkäufen kommen sollte, würde Ebay dem Käufer nichts berechnen.

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