Goldgräber im Web 2.0

(c) Husky
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Neue Werbeideen fürs „Mitmach-Internet“ und Online-Videos.

Wien.Ende September wird Jens Kunath auf der OMD, der Messe für digitales Marketing in Düsseldorf, seinen neuen Online-Vermarkter für Web-2.0-Angebote präsentieren: Ad2.0 nennt sich das Unternehmen, das derzeit nicht nur auf der Suche nach Mitarbeitern ist, sondern auch nach Web-2.0-Plattformen, auf denen Werbeflächen angeboten werden.

„Ich glaube daran, dass sich Web-2.0-Inhalte monetarisieren lassen“, schreibt Kunath in seinem Weblog an die Zweifler, die sich gleich nach Bekanntwerden der Firmengründung Ende August bei ihm meldeten. Und weiter: „Nur dann werden die vielen hoffnungsvollen Start-ups da draußen überleben können.“ Wie er sich das vorstellt? Wo doch „die etablierten Vermarkter keine Lösung dafür haben“, wie man im Web 2.0 Geld verdienen kann.

Eine „Haut“ um das Video legen

Auf der Homepage von Ad2.0 zeigt Kunath, wie es gehen kann. So hat etwa Husky Networks eine Lösung entwickelt, die es Website-Betreibern und Bloggern erlaubt, mit Video-Content Geld zu verdienen, ohne dass das Video unterbrochen und ohne dass im Video selbst geworben werden muss: Husky Networks legt einfach ein „Skin“ um das Video, einen Rahmen, der ein Werbesujet zeigt, während auf einem kleineren Teil des Bildschirms das Video läuft. „Wirklich faszinierend“ findet Kunath daran, dass die Hoheit für die Werbung (und damit auch die Verdienstmöglichkeit) nicht bei demjenigen liegt, der ein Video produziert und online stellt, sondern beim Publisher, der das Video auf seiner Seite laufen lässt.

Um erfolgreich auf Web 2.0 zu werben, brauche es aber ein Minimum an Interesse der User, ist Kunath überzeugt: Unter einer Mindestreichweite von zwei Millionen Page-Impressions lohne es sich in der Regel nicht, mit einer Vermarktung zu beginnen. Ideal sei eine klar definierbare Zielgruppe. Wenn der Betreiber die Erlaubnis seiner User habe, mit ihnen per E-Mail zu kommunizieren, dann könne auch E-Mail-Marketing angeboten werden. Allerdings gibt es auch dafür eine Hürde: Für eine sinnvolle Vermarktung sei ein Minimum von 50.000 Usern sinnvoll.

Auch die Berliner Multimedia-Agentur Exozet Interact hat sich dem Thema Online-Werbung verschrieben – und widmet sich derzeit vor allem der Frage, wie man die Hürden für einen Einkauf per Mausklick niedrig halten kann. Ihr neues Tool heißt „Surface Tags“ und ermöglicht es Usern, die sich für ein Produkt interessieren, das sie in einem Video im Internet sehen, durch Anklicken des Produkts dieses online zu bestellen.

Und ab in den Warenkorb!

Vordefinierte Werbeelemente (z.B. die Sonnenbrille oder der Laptop) können innerhalb des Videobildes angeklickt werden, und der User kann die dahinter abgelegten Daten und Angaben zum Produkt abrufen. Mittels „Drag & Drop“ – also durch Anklicken und Herüberziehen des Produkts mit der Maustaste – können Produkte auch direkt aus dem Film in den Warenkorb gelegt werden. Dabei kann der Konsument entscheiden, ob der Film weiterläuft oder angehalten wird.

Beworben werden „Surface Tags“ als „Werbemittel der Zukunft“ – vor allem deshalb, weil es dabei gelingt, die Aufmerksamkeit der User zu nutzen, ohne dabei ihr Video-Erlebnis zu stören. Wer sich nicht für die gezeigte Sonnenbrille interessiert, für den ist sie nichts als ein Sehbehelf für den Darsteller; wer aber mehr darüber wissen will, der kann rasch, unkompliziert und ohne die üblichen Barrieren wie Öffnungszeiten oder Ansteuerung bestimmter Websites gustieren oder einkaufen. Laut Exozet Interact wäre es auch vorstellbar, dass die User selbst Objekte markieren und verknüpfen können – dass also Empfehlungen an Freunde und Bekannte weitergegeben werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2007)

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