Crowdfunding: Erdäpfelsalat macht Kickstarter Ärger

A picture shows a piece of food served by volunteers to anti-government protesters guarding barricades during a protracted stand-off with riot police in Kiev
A picture shows a piece of food served by volunteers to anti-government protesters guarding barricades during a protracted stand-off with riot police in Kiev(c) REUTERS (� Thomas Peter / Reuters)
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Die Onlineplattform Kickstarter hat die Regeln für Funding-Projekte vielleicht zu stark gelockert. Ein Scherzprojekt findet zahlreiche Nachahmer.

Wien. Ein harmloser Scherz eines Nutzers könnte für die Crowdfunding-Plattform Kickstarter noch zum ernsten Problem werden. Zack „Danger“ Brown lud vergangene Woche ein Foto von Stampferdäpfeln auf die Crowdfunding-Plattform und schrieb: „Ich werde Erdäpfelsalat machen. Vielleicht wird er nicht besonders gut.“

Nicht einmal eine Woche später hat das „Projekt“ mehr als 3000 Unterstützer gefunden und ist mit mehr als 35.000 Dollar bereits zwei Wochen vor Ende der Kampagne weit über das Zehn-Dollar-Ziel hinausgeschossen. Wer fünf Dollar gibt, dessen Name spricht Brown laut aus während er den Salat macht. Die fast 700 Fans, die zwischen zehn Dollar und teilweise sogar mehr als 50 Dollar gespendet haben, dürfen den Hobbykoch während der Zubereitung in seiner Küche besuchen.

Zunächst schien die Internetgemeinde amüsiert. Nun wirft der Salat aber doch Fragen auf. „Es gibt Geld für einen Typen, der Erdäpfelsalat isst, und nichts für die Obdachlosen? Typisch USA“, zitiert das Onlinemagazin „Cnet“ einen Tweet, der mittlerweile gelöscht wurde.

Ohne Überprüfung

Vor etwa einem Monat hat die erfolgreichste Crowdfunding-Plattform Kickstarter die Regeln für neue Projekte stark gelockert. Genau genommen wurde die Überprüfung abgeschafft. Seither ist es möglich, Projekte sofort online zu stellen – ohne zuvor von Kickstarter-Mitarbeitern geprüft worden zu sein.

Übrig geblieben sind drei Grundregeln: Das Produkt des Projekts muss sich mit anderen teilen lassen. Das Projekt muss ehrlich und klar beschrieben werden. Und es darf sich nicht um Wohltätigkeitsprojekte, Finanzprodukte oder verbotene Gegenstände handeln. Schon damals regte sich Kritik. Ohne den bisher strengen Prüfprozess würden Betrügern Tür und Tor geöffnet. Die strengen Regeln seien die Basis für den Erfolg der Plattform. Nur so könnten Spam und Scherzprojekte verhindert werden, tönte es aus den Reihen der Beobachter.

Palatschinken im Kuvert

Die Rechnung scheint Kickstarter nun präsentiert zu bekommen. Wie „Cnet“ berichtet, werde die Plattform geradezu mit skurrilen Essensprojekten überflutet. Die Bandbreite reichte von Speck-Cupcakes über nicht unbedingt frische Palatschinken im Luftpolsterkuvert bis hin zu Suppen, Tee oder Keksen.

„Das Internet liebt Erdäpfelsalat“, so die Erkenntnis von Zack Brown. Eine traurige Nachricht für Projekte rund um Bildung, Kreativität oder Musik, die oft nicht einmal die Hälfte ihrer Ziele erreichen. (sg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2014)

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