UberX: Frontalangriff auf Wiener Taxis

Location of ´Autobot Optimus Prime´ truck from the movie ´Transformers: Age of Extinction´ is displayed on the Uber App in West Hollywood
Location of ´Autobot Optimus Prime´ truck from the movie ´Transformers: Age of Extinction´ is displayed on the Uber App in West Hollywood(c) REUTERS (� Mario Anzuoni / Reuters)
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Der umstrittene Limousinen-Service Uber startet in Wien ein Billig-Angebot. Fixe Taxitarife hält Österreich-Chef Wesemann für überholt.

Berlin, Paris, Brüssel, Zürich, San Francisco: Der Limousinen-Vermittler Uber eckt als eine Art Luxus-Taxi-Dienst für technikaffine Besserverdiener schon in vielen Städten an. Die Taxibranche ist entsetzt und bewegt die Politik mitunter zu seltsamen Schritten. In Brüssel etwa musste EU-Kommissarin Neelie Kroes persönlich einschreiten, nachdem Uber-Fahrern eine Strafe von 10.000 Euro drohte. Dabei ging es um das Angebot „UberPop“, bei dem über eine App private Personen mit ihren privaten Autos als Taxis vermittelt werden. Rechtlich kann man dabei kaum mehr von einer Grauzone reden – denn zur gewerblichen Personenbeförderung gibt es gesetzliche Regelungen. 

Neues Angebot in Wien

In Österreich geht Uber noch nicht soweit, private Autofahrer zu vermitteln. Seit März werden in Wien mit „UberBlack“ Limousinen – etwa die Mercedes E-Klasse – angeboten, die per App geordert werden und über eine hinterlegte Kreditkarte bezahlt werden. Ein Chauffeur im Anzug öffnet dem Fahrgast die Türe; Bargeld ist keines im Spiel, nicht einmal Trinkgeld ist üblich. Die Preise für die Fahrt werden im Vorhinein berechnet und sind etwa 15 Prozent teurer als die reglementierten Taxipreise. Das Konzept funktioniert in Wien sehr gut, erklärt Österreich-Manager Johannes Wesemann im Gespräch mit der „Presse“. Pro Woche liegen die Fahrten mittlerweile im vierstelligen Bereich und der Zuwachs beträgt 20 Prozent wöchentlich.

UberX auf einen Blick

Bisher ist Uber in Wien nicht auf viel Widerstand gestoßen. Das wird sich nun aber ändern. Seit Mittwoch gibt es mit „UberX“ ein Billig-Angebot. Statt der E-Klasse steigt der Fahrgast beispielsweise in einen Skoda Octavia und zahlt bis zu einem Viertel weniger als im Taxi. Rechtlich ist das laut Uber gedeckt, da man sich nicht im Taxigewerbe bewege, sondern mit lizenzierten Limousinen-Diensten kooperiere. 25 Prozent ist UberX im Schnitt billiger als Taxis. Bestellt wird das Auto über die gleichnamige App.

30 Euro kostet eine Fahrt von Wien zum Flughafen. Mit dem Aktionscode FLYXVIE sinkt der Preis auf 20 Euro.

12 Euro soll beispielsweise eine Fahrt von Grinzing in den ersten Bezirk ungefähr kosten.

Mit dem Kopf durch die Wand

Taxis sieht Wesemann nicht als Konkurrenz. Er könne sich sogar gut vorstellen, dass Taxifahrer künftig als Ergänzung auch für Uber fahren. Hört man dem Gründer US-Firma, Travis Kalanick, zu, klingt das Verhältnis nicht mehr so entspannt. „Der Gegner ist ein Arschloch namens Taxi“, sagte er im April auf der Technik-Konferenz Re/Code in Kalifornien. In San Francisco ist Uber 2010 quasi mit dem Kopf durch die Wand gelaufen. Eine gerichtliche Verfügung wurde einfach ignoriert, bis Kalifornien die Vorschriften zur Personenbeförderung anpasste. Das wünscht sich Wesemann auch für Österreich.

Uber drivers protest against working conditions outside the company´s office in Santa Monica
Uber drivers protest against working conditions outside the company´s office in Santa Monica(c) REUTERS (� Lucy Nicholson / Reuters)

Fixe Taxitarife hält er für ein überholtes Konzept und die Strukturen der Taxibranche seien „verkrustet und widersinnig“. „Es braucht eine Gesetzesänderung“, sagt er. Wesemann rechnet auch in Wien mit Widerstand. Dem Geschäft schadet das übrigens keineswegs. In Berlin sei die Nutzung nach dem gerichtlichen Hick-Hack stark gestiegen. Taxifahrer hatten geklagt und eine Verfügung erwirkt, die nach einem Eilantrag des Unternehmens wieder aufgehoben wurde. 

Für rechtliche Streitigkeiten hat Uber das notwendige Kleingeld. 20 Prozent der Umsätze streift Uber für die Vermittlung ein und Kosten für Versicherungen der Fahrzeuge oder Personalkosten für die Fahrer fallen für Uber schließlich nicht an - die übernimmt der Kooperationspartner. Zudem steckte Google erst kürzlich 250 Mio. Dollar in das Unternehmen. 

Expansion in Österreich

2015 kann sich Wesemann in Österreich eine Expansion nach Salzburg und Graz vorstellen. Längerfristig wären aber auch die ländlichen Gebiete interessant, wo die Verkehrssituation ganz anders ist. Dort könnte laut Wesemann vielleicht sogar UberPop eingeführt werden. Gewerblicher Personentransport ohne Konzession kann in Österreich hohe Geldstrafen nach sich ziehen. Mit der rechtlichen Situation habe er sich noch nicht auseinander gesetzt, meint Wesemann.

Die Taxibranche in Wien zeigt sich noch zurückhaltend. Noch sei das Problem nicht so groß wie in anderen Städten, erfährt die „Presse“ aus der Wirtschaftskammer. Eine Auswirkung auf das Geschäft  gebe es noch nicht. Während Uber pro Woche Fahrten im vierstelligen Bereich abwickelt, sind es bei Wiener Taxis 150.000 bis 250.000 Fahrten. Die Stimmung kann sich aber schnell ändern. Die Antwort auf die Frage nach einer rechtlichen Einschätzung kommt ohne Zögern: Uber habe eben keine Gewerbeberechtigung als Vermittler.  

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