Europol: "Jeder kann ein Cyber-Krimineller werden"

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Europol warnt in einem aktuellen Bericht vor zunehmender Cyber-Kriminalität. Im Protokoll fordert man von der EU und den einzelnen Ländern ein rasches Reagieren auf die "neuen Realitäten" sowie neue, angepasste Gesetze.

Die Cyber-Kriminalität ist weltweit auf dem Vormarsch. 400 bis 500 Milliarden Euro hoch soll der jährliche Schaden, der dadurch entsteht, laut aktuellen Schätzungen sein. Und es wird den aktuellen Einschätzungen der EU-Polizeibehörde Europol. "Trends deuten auf einen beträchtlichen Anstieg im Umfang, in der Verfeinerung, in Anzahl und Arten der Angriffe, Zahlen der Opfer und wirtschaftlichen Schaden", heißt es in einem aktuellen Bericht des Europol-Cybercrime-Zentrums.

Zuverlässige Zahlen gibt es zwar bislang nicht, doch "im Allgemeinen nimmt Cyber-Kriminalität in Umfang und Auswirkung zu", heißt es in dem Bericht. Zwei wichtige Faktoren würden dies unterstreichen: Zum einen entwickle sich die Internet-Kriminalität immer mehr zu einem serviceorientierten Geschäftsmodell innerhalb der kriminellen Szene. Traditionelle Mafiagruppen kauften diese Dienste für ihre Zwecke zu. Zum anderen könnten Cyber-Kriminelle Anonymisierung, Verschlüsselung und virtuelle Währungen immer stärker für ihre Zwecke missbrauchen.

Darknet - kriminelle Umschlagplätze im Netz

Sogenannte Darknets, dabei handelt es sich um verborgene Seiten des Internet. Diese werden vorrangig für den illegalen Handel von Drogen, Waffen, Diebesgut, gestohlenen ID- und Zahlungskarten, gefälschten Dokumenten und Kinderpornografie genutzt. Das Problem ist dabei, dass diese Seiten sich nicht so einfach finden lassen und zudem auch vollkommen anonym funktionieren.

Dabei würden die Kriminellen vorrangig in Ländern außerhalb der rechtlichen Zuständigkeit der EU operieren, was ihnen erlaube, ihre Verbrechen mit einem minimalen Risiko durchzuführen.

2,8 Milliarden Menschen mit Internetzugang

Weltweit haben nach Schätzungen von Europol etwa 2,8 Milliarden Menschen Zugang zum Internet. Das Aufkommen eines "Internets der Dinge", in dem immer mehr Endgeräte online verbunden sind, "schafft eine breitere Angriffsfläche", warnt die EU-Polizeibehörde. Die Sicherheit am Ende der Verbindung werde damit immer wichtiger. Durch die weitere Verbreitung des Internet auch über Smartphones, Tablets und Smartwatches seien in Zukunft noch mehr Attacken aus bisher schlecht angebundenen Gebieten zu erwarten.

"Die EU wird ein Hauptziel für Cyber-Kriminalität bleiben, wegen ihres relativen Reichtums, dem hohen Grad der Internet-Durchdringung, ihrer fortgeschrittenen Internet-Infrastruktur und immer stärker vom Internet abhängigen Wirtschaften und Zahlungssystemen", heißt es in dem Bericht.

Forderungen von Europol

Der Report enthält keine länderspezifischen Daten, gibt aber allgemeine Empfehlungen an die Politik: So müsse die Exekutive ihre Präsenz und Sichtbarkeit online verstärken, fordert Europol. Die Polizei müsse mit der Industrie stärker Bewusstseinskampagnen über bestehende und mögliche Gefahren durchführen. Aber auch Kinder sollten bereits in jungen Jahren sicheres Umgehen mit dem Internet lernen.

Großen Nachholbedarf sieht man auch bei den Kompetenzen der Exekutive. Die Polizei müsse auch verstehen lernen, wie virtuelle Währungen funktionierten, die zur Geldwäsche missbraucht würden. Die Gesetze müssen angepasst und mit anderen EU-Ländern in Einklang gebracht werden. 

EU hinkt durch Sparmaßnahmen hinterher

Der wirtschaftliche Sparkurs der EU-Staaten habe die zuständigen Behörden zusätzlich daran gehindert, sich rasch an die "neuen Realitäten" anzupassen, beklagt Europol.

"Heutzutage kann fast jeder ein Cyber-Krimineller werden", sagte EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström: "Dies setzt die Exekutivbehörden immer stärker unter Druck, um mithalten zu können. Wir müssen unser neues Wissen darüber einsetzen, wie das Organisierte Verbrechen online arbeitet, um mehr grenzüberschreitende Operationen durchführen zu können. Wir müssen sicherstellen, dass Ermittlungen zu Kreditkartenbetrug und Online-Missbrauch von Kindern nicht an nationalen Grenzen aufhören."

( apa/red)

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