Die Haupteinnahmequelle Werbung sprudelt nicht mehr so kräftig wie zu Jahresbeginn. Höhere Kosten drücken den Gewinn.
San Francisco. Google wächst dank seines aggressiven Expansionskurses – aber die Steigerungsraten werden kleiner und lagen im dritten Quartal unter den Erwartungen. Ungeachtet aller Anstrengungen bei Smartphones und Tablets bleibt die Werbung Haupteinnahmequelle des Suchmaschinen-Konzerns. Mit Anzeigen nahm der Konzern aus dem Silicon Valley im Jahresvergleich 17 Prozent mehr ein. Im Frühjahr hatte der Zuwachs allerdings noch bei 25 Prozent gelegen.
Weil wegen höherer Kosten auch weniger Gewinn übrig blieb, fielen Google-Aktien Donnerstagabend im nachbörslichen US-Handel um knapp drei Prozent.
Der Konzernumsatz kletterte im dritten Quartal um 20 Prozent auf 16,52 Mrd. Dollar, was hinter den Erwartungen der Wall Street lag. Der Nettogewinn fiel um über fünf Prozent auf 2,81 Mrd. Dollar.
Trotz der Dominanz im Internet hat Google schon lange sein Geschäftsmodell diversifiziert. Auch das Video-Portal YouTube sowie E-Mail- und Kartendienste gehören zum Konzern. Außerdem läuft das Betriebssystem Android auf unzähligen Smartphone-Modellen. Die jüngsten Entwicklungen sind selbstfahrende Autos und eine Datenbrille, auch ein Express-Lieferdienst wird in den USA aufgebaut.
Das Werbegeschäft auf mobilen Geräten ist besonders hart umkämpft. Dort machen sich auch Facebook und Twitter breit und setzen Google zu. Für die kleineren Banner auf Smartphones und Tablets zahlen Kunden in der Regel weniger als für Werbung auf herkömmlichen Computern. Der Siegeszug der mobilen Geräte hat daher zu geringeren Durchschnittspreisen für Anzeigen geführt. Dieser Trend schwächte sich bei Google aber zumindest ab: Das Minus gegenüber dem Vorjahr betrug im dritten Quartal nur noch zwei Prozent, nachdem es im Frühjahr noch sechs Prozent waren.
Just einen Tag vor der Präsentation neuer iPads durch den Erzrivalen Apple hat Google am Mittwoch eine erneuerte Version von Android sowie neue Smartphones und Tablets vorgestellt. Das neue Flaggschiff-Smartphone Nexus 6, das gemeinsam mit Motorola entwickelt wurde, ist mit einem 5,9-Zoll-Display noch größer als das neue Riesen-iPhone.
Die neueste Version des mobilen Betriebssystems Android heißt Lollipop – entsprechend der Unternehmenstradition, die Varianten nach Süßigkeiten zu benennen. Der „Schlecker“ soll auf Smartphones, Tablets und Fernsehern gleichermaßen flüssig laufen. Suchanfragen, Apps und Musik sollen nahtlos auf mehreren Geräten genutzt werden können.
Nach wie vor steht Google im Visier der EU-Wettbewerbshüter. Es läuft schon eine Prüfung wegen Marktmissbrauchs der Suchmaschine. Offen ist, ob die EU auch wegen Android tätig wird. Der scheidende EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia hat kürzlich betont, er wolle kein entsprechendes Verfahren mehr eröffnen. Mehrere Google-Rivalen haben sich über wettbewerbsfeindliches Verhalten des US-Internetkonzerns beschwert. In Deutschland tobt zudem ein Streit zwischen Google und den Verlagshäusern. (Reuters)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2014)
