Wikipedia kann Ihre Gesundheit gefährden

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Wer sich im Internet über Medikamente informiert, übersieht oft wichtige Informationen über Nebenwirkungen. Eine Studie verglich die Gratis-Enzyklopädie mit einer Expertenseite.

Konsumenten, die sich auf der von Usern befüllten Online-Enzyklopädie Wikipedia über Medikamente informieren, leben ungesünder. Gemäß einer Studie der Nova Southeastern University in Palm Beach Gardens, Florida, erhöht sich dadurch das Risiko, von Nebenwirkungen oder schädlichen Auswirkungen von Medikamenten betroffen zu sein.

Zwar fanden die Forscher bei ihrer Untersuchung der Wikipedia kaum fehlerhafte Sachverhalte, allerdings würden oft wichtige Informationen ausgeklammert werden. So fehlt zum Beispiel bei dem Medikament Arthrotec (eine Mischung aus Diclofenac und Misoprostol, die für Gelenkserkrankungen und Rheuma verwendet wird) der Hinweis, dass es bei schwangeren Frauen zu Fehlgeburten führen kann.

Wikipedia oft erste Anlaufstelle

"Wenn Wikipedia als einzige oder zumindest maßgebliche Informationsquelle verwendet wird, kann das sehr negative Auswirkungen haben", warnt der Leiter der Untersuchung, Dr. Kevin A. Clauson. Er und seine Kollegen haben es sich zur Aufgabe gesetzt, die Genauigkeit und Vollständigkeit der freien Enzyklopädie zu überprüfen. Immerhin suchen ein Drittel aller Anwender, die sich im Internet über Gesundheitsbelange informieren, nach rezeptpflichtigen Arzneimitteln. Für sie ist ein Wikipedia-Eintrag oft das erste Suchergebnis bei Google.

Die Forscher verglichen in ihren Untersuchungen Wikipedia mit der von Experten begutachteten Website "Medscape Drug Reference" (MDR) und versuchten dabei auch Fragen bezüglich Nebenwirkungen oder Dosierung zu klären. MDR konnte 82,5 Prozent der Fragen beantworten, während es bei Wikipedia lediglich 40 Prozent waren. Die Vollständigkeit der Informationen in der Online-Enzyklopädie ließen auch zu wünschen übrig. Allerdings befanden sich keinerlei Fehlinformationen darunter, während MDR vier falsche Antworten lieferte. Dafür wurden 48 wichtige Informationen in Wikipedia ausgelassen, während es bei MDR nur 14 waren.

Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker

Dieses Weglassen von Informationen kann Studienleiter Clauson zufolge genauso gefährlich sein wie fehlerhafte Einträge. Er wies in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters darauf hin, dass Medikamentenhersteller schon öfter Informationen aus Wikipedia-Einträgen gelöscht hätten, die ihre Produkte unsicher aussehen haben lassen. Im Endeffekt wäre laut Clauson Wikipedia ein guter Startpunkt für eine Suche nach Medikamenten im Internet, allerdings sollten sich die Benutzer weiterhin bei Fachleuten wie Ärzten oder Apothekern informieren.

(Ag.)

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